In der Mixed-Staffel kamen die Deutschen bei der WM 2019 auf Platz zwei: Benedikt Doll, Arnd Peiffer, Denise Herrmann und Vanessa Hinz (v. li.) Foto: imago/Jessica Gow

Elf Biathleten stehen im deutschen WM-Team. Denise Herrmann soll an Laura Dahlmeiers Erfolge anknüpfen. Bei den Männern heißen die Vorkämpfer Benedikt Doll und Arnd Peiffer. Wir stellen die Mannschaft vor.

Antholz - Mit elf Sportlern ist der Deutsche Skiverband (DSV) zur Biathlon-Weltmeisterschaft nach Antholz aufgebrochen. Nach dem Rücktritt von Medaillengarant Laura Dahlmeier hat bei den Frauen eine neue Zeitrechnung begonnen – dort nimmt Denise Herrmann mehr und mehr die Rolle der Kapitänin ein. Die Männer bestechen dagegen in der Breite, sowohl Benedikt Doll als auch Arnd Peiffer sind für ganz große Ehren gut. Wir stellen den deutschen Elferrat von Antholz kurz vor. Denise Herrmann Bundestrainer Mark Kirchner hat die 31-Jährige vom WSC Oberwiesenthal nach dem Rücktritt von Laura Dahlmeier zur Frontfrau erklärt. Nach anfänglichen Problemen hat die Verfolgungs-Weltmeisterin im Weltcup in Pokljuka im Einzel triumphiert. Die ehemalige Langläuferin kann die ihr zugedachte Rolle mehr und mehr ausfüllen, auch weil sie in ihrer frischen, unkomplizierten Art bei den Fans sehr beliebt ist. „Ich sehe mich nicht als Anführerin, sondern als Teil der Mannschaft“, sagt die Zollbeamtin. Denise Herrmann gehört zu den besten Läuferinnen, beim Schießen fehlt es ihr an Konstanz. Gelingt ihr am Schießstand eine gute Leistung, zählt sie in jeder Disziplin zu den Siegkandidatinnen.

Vanessa Hinz Die Bayerin vom SC Schliersee startete mit schwachen Ergebnissen in die Saison, nur ganz allmählich ging es bergauf. Vor allem am Schießstand machte der 27-Jährigen der ungeliebte Stehend-Anschlag zu schaffen, nur 71 Prozent ihrer Schüsse gingen ins Schwarze. Bislang gelang ihr erst ein Weltcup-Erfolg im Einzel (2018 im Massenstart in Kontiolahti), in der deutschen Staffel zählt sie zur Stammbesetzung – drei WM-Titel hat die Zollbeamtin dabei schon mitgenommen. In Antholz dürfte sie für eine Einzelmedaille kaum infrage kommen, mit der Staffel ist ein Podiumsplatz gut möglich.

Franziska Preuß Die Biathletin aus Ruhpolding hat alles, was es für einen WM-Titel braucht – sie ist gut in der Loipe und sicher am Schießstand. Nur ihre anfällige Gesundheit macht der 25-Jährigen immer wieder einen Strich durch die schöne Medaillenrechnung. Neun ihrer zehn Weltcup-Siege feierte Franziska Preuß mit der Staffel, der einzige Einzelsieg gelang ihr 2019 in Ruhpolding im Massenstart. Die Partnerin von Ex-Weltmeister Simon Schempp (Uhingen) startet für den SC Haag und kann an einem guten Tag eine Medaille gewinnen.

Karolin Horchler Die Saison lief nicht nach Wunsch der 30-Jährigen vom WSC Clausthal-Zellerfeld, nach schwachen Ergebnissen im Weltcup musste sie im IBU-Cup starten – und auch nach ihrer Rückkehr ins Weltcup-Team lief es nicht rund. Platz 17 ist das beste Einzel-Ergebnis der Sportsoldatin in diesem Winter. Da lediglich drei deutsche Biathletinnen die volle WM-Norm geschafft hatten, dürfen Karolin Horchler und Janina Hettich mit der halben Norm mit nach Antholz, weil der DSV sonst keine Staffel hätte stellen können.

Janina Hettich Die junge Frau vom SC Schönwald (dem Club von Simone Hauswald, geborene Denkinger) ist das Küken im Frauen-Team und bestreitet nun ihre erste Weltmeisterschaft. Die 23-Jährige soll in Antholz erste internationale Erfahrung sammeln und kann ohne Druck an den Start gehen. Dabei wird die Sportsoldatin mit Karolin Horchler um den freien Platz in der deutschen Staffel kämpfen.

Benedikt Doll Vor drei Jahren schlug die große Stunde von Benedikt Doll, als er in Hochfilzen etwas überraschend Sprint-Weltmeister wurde. Seitdem hat sich der 29 Jahre alte Schwarzwälder von der SZ Breitnau in der Weltspitze etabliert. Fünfmal stand der Sportsoldat in diesem Winter aus dem Podest, aktuell ist er bester Deutscher im Weltcup auf Platz sieben. Läuferisch kann er mit Johannes Thingnes Bö durchaus mithalten, mit einer sauberen Schießleistung zählt er immer zu den Medaillenkandidaten.

Erik Lesser Der Sportler vom SV Frankenhain reist mit zur WM, obwohl er lediglich die halbe WM-Norm erfüllt hat. Der 31 Jahre alte Routinier kam diese Saison nie richtig in die Spur. Erik Lesser wird in Antholz kein Einzelrennen bestreiten, als erfahrener Staffelläufer ist er stets eine Alternative.

Arnd Peiffer Der Mann ist der Dauerbrenner im Team, 2009 feierte er sein Weltcup-Debüt. Auch mit bald 33 Jahren zählt der Bundespolizist noch zu den Biathleten, die man stets auf der Rechnung haben muss – wie er in dieser Saison mit Platz zwei im Massenstart in Oberhof dokumentiert hat. Seine Trefferquote liegend (92 Prozent) ist überragend, in der Loipe zählt Arnd Peiffer vom WSC Clausthal-Zellerfeld nicht zu den Allerschnellsten. Eine Medaille ist für den Ältesten im deutschen Team aber durchaus drin.

Philipp Nawrath Erst in Ruhpolding stieg der knapp 27-Jährige in den Weltcup ein und innerhalb von nur vier Rennen erzielte der Mann vom SV Nesselwang die geforderte Norm (einmal in den Top-8) gleich zweimal. Bei seinem WM-Debüt 2019 kam Philipp Nawrath dreimal unter die Top-20, vielleicht gelingt dem Allgäuer in Südtirol eine ähnliche dicke Überraschung wie die mit Platz vier im Einzel in Pokljuka bei der WM-Generalprobe.

Johannes Kühn Der gebürtige Passauer ist der treffsicherste Schütze im Liegend-Anschlag mit 97 Prozent Trefferquote. Ein grandioser Wert. Da der Zollbeamte vom WSV Reit im Winkl stehend jedoch lediglich auf 65 Prozent kommt, gehört der 28-Jährige nicht zu den heißen Medaillenkandidaten. Jedoch zählt Johannes Kühn zu den überdurchschnittlichen Läufern, wenn also stehend die Scheiben fallen, kann er in Antholz für eine Überraschung sorgen.

Philipp Horn Es war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass der 25 Jahre alte Sportsoldat die WM-Norm knacken würde – doch Philipp Horn vom SV Frankenhain legte in diesem Winter eine erstaunliche Entwicklung hin. Platz sechs im Massenstart von Oberhof verblüffte selbst Experten. Sein Lohn: das Ticket für Antholz. Der WM-Debütant soll in Südtirol vor allem Erfahrung sammeln, wenn mehr herausspringt, hätte nicht nur Bundestrainer Kirchner garantiert nichts dagegen.