Denise Herrmann (li.) und Laura Dahlmeier haben bei der Biathlon-WM in Schweden auch ihre Trainer verzückt. Foto: dpa

Kristian Mehringer und Florian Steirer haben zu Saisonbeginn ein schweres Erbe angetreten. Der Start war holprig, bei der Biathlon-WM in Östersund zahlt sich ihre Arbeit aber aus.

Östersund - Kristian Mehringer hat gut geschlafen von Sonntag auf Montag. Und nach dem Aufwachen hat ihn ein wohliges Gefühl erfüllt. „Nach dem Titel für Denise Herrmann ist man als Trainer natürlich sehr glücklich“, erzählt der Frauen-Coach, „da bekommt man eine Euphorie für die nächsten bevorstehenden Aufgaben hier in Östersund.“

Die Biathletinnen haben dem Deutschen Skiverband (DSV) einen beachtenswerten Start in die WM beschert – Gold für Herrmann in der Verfolgung, Bronze für Dauerbrennerin Laura Dahlmeier im Sprint sowie in der Verfolgung. Und die Silbermedaille in der Mixed-Staffel geht zur Hälfte ebenfalls auf das Konto der Frauen. Zweieinhalb Starts, dreieinhalb Medaillen. Eine ausgezeichnete Ausbeute für die auf maximalen Erfolg ausgerichtete Skijäger-Sparte. „Da ist man natürlich happy“, sagt der 37 Jahre alte Mehringer, „es ist schön, dass wir nun die Früchte unserer Arbeit ernten können.“

Hönig musste im Sommer als Bundestrainer gehen

Dabei war das keine Selbstverständlichkeit, Trainer wissen im Voraus nie, wie das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag aussehen wird – ein Scheitern sollte stets einkalkuliert werden. So ist das Geschäft. Bei der neuen Doppelspitze aus Mehringer und Florian Steirer lag die Messlatte gleich zu Beginn ihrer Amtszeit als Frauen-Trainer ziemlich hoch. Das ist normal im Biathlon, der publikumsträchtigsten Wintersportart in Deutschland und die erfolgreichste (lässt man die Sparte Bob einmal außen vor).

Nachdem es nach den Winterspielen in Pyeongchang Kritik an Frauen-Coach Gerald Hönig gegeben hatte, strukturierte der DSV um. Mark Kirchner wurde zum Cheftrainer befördert, Mehringer und Steirer zu Frauen-Beauftragten berufen. Am Stützpunkt in Ruhpolding arbeitete das Duo den gesamten Sommer über mit dem Großteil der Mannschaft fast täglich zusammen, die ersten sechs Monate bezeichnete Mehringer als „sehr intensiv“. Auch der Chef-Bundestrainer war zufrieden.

„Ich hab‘ ein gutes Gefühl“, sagte Kirchner im Herbst, „das sind zwei junge, engagierte Trainer – und das Feedback der Damen während des Sommers war durchweg positiv.“ Mehringer und Steirer glaubten ihre Schützlinge gut vorbereitet, doch es folgte ein böses Erwachen.

Am Anfang der Saison holperte es heftig

Als es Anfang Dezember um Weltcup-Punkte ging, begann die Fahrt des Trainertandems heftig zu holpern, es gab Strauchler und Pannen. Beim Auftakt in Pokljuka schlitterten alle deutschen Starterinnen – Dahlmeier fehlte erkrankt – in allen Einzelrennen weit an den Podestplätzen vorbei. Das hatte es seit vier Jahren nicht mehr gegeben. Bestes Resultat: Franziska Preuß landete zweimal auf Platz neun. Einen Totalschaden gab es beim Heimspiel in Oberhof.

Im Sprint war Karolin Horchler als 34. die Beste, Denise Herrmann legte zwar die beste Laufzeit hin, musste aber viermal in die Strafrunde. Platz 36. Am Rennsteig hatte es sonst stets Top-Ten-Plätze im Sprint gegeben. „Da ist es dann schon auch mal vorgekommen, dass man sich eine ganze Nacht lang nur Gedanken macht und ziemlich unruhig schläft“, verrät Mehringer, „wir haben aber stets an die Sportlerinnen und uns geglaubt. Wir wissen, was wir können.“

Die Nerven hat niemand im Verband verloren ob des Frauen-Fiaskos, es wurde intern sachlich analysiert und diskutiert, Mehringer sprach mit Steirer, beide setzten sich mit Chef Kirchner zusammen, Maßnahmen und Ziele wurde definiert – und schließlich kam das Trainertandem wieder in Tritt.

Herrmann verzichtet auf das Einzelrennen

In Ruhpolding schon siegte Preuß in der Verfolgung, in Antholz holte Dahlmeier einen Sieg sowie einen zweiten Platz, Vanessa Hinz belegte im Massenstart Rang drei, in Canmore triumphierte die Staffel und bei der WM-Generalprobe in Soldier Hollow gewann Denise Herrmann die Verfolgung vor Franziska Hildebrand, die im Sprint zudem Dritte geworden war. „Gerade diese Erfolge in Nordamerika haben uns sehr gut getan“, erzählt Mehringer, „sie haben uns für die WM sehr positiv gestimmt, weil wir uns bestätigt gefühlt haben.“

Die Erleichterung ist groß, dass die Erfolge auch in Östersund anhalten, kann man sportliche Erfolge eben nicht bis ins Detail planen, sondern bloß die nötigen Voraussetzungen schaffen. Die Zuversicht ist groß vor dem Einzel der Frauen an diesem Dienstag (15.30 Uhr), bei dem Mehringer Laura Dahlmeier, Franziska Preuß, Franziska Hildebrand und Vanessa Hinz ins Rennen schickt – Verfolgungs-Weltmeisterin Denise Herrmann hat entschieden, sich auf die Staffel und den Massenstart zu konzentrieren. „Sie wollte das so. Wir haben das dann gemeinsam mit ihr so beschlossen“, erklärt Mehringer.

Womöglich folgt am Dienstag ja dennoch die nächste Medaille, und der Trainer würde wieder selig schlafen wie ein Baby.

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