Seit 2003 ist der heute 49-jährige Stefan Wegner beim Bhz in Feuerbach tätig. Nun sucht er in Ludwigsburg eine neue Herausforderung. Foto: Torsten Ströbele

14 Jahre lang war Stefan Wegner der Leiter des Werkhauses. Nun übernimmt er ab 1. September die Geschäftsführung der Theo-Lorch-Werkstätten.

Stuttgart-Feuerbach - Beim Bhz (ehemals Behindertenzentrum Stuttgart) geht eine Ära zu Ende. 14 Jahre lang hat Stefan Wegner das Werkhaus in Feuerbach geleitet – und einiges bewegt. Am 1. September wird er nun Geschäftsführer der Theo-Lorch-Werkstätten gGmbH in Ludwigsburg. Den Posten beim Bhz in Feuerbach übernehmen Wegners langjährige Stellvertreter, Susanne Rabente und Michael Langer.

„Ich schaue mit einer großen Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre zurück“, betont Wegner. „Das Bhz hat mir die Chance und das Vertrauen gegeben, hier arbeiten zu können, um etwas Positives zu schaffen. Es fällt mir natürlich sehr schwer, zu gehen. Aber ich freue mich selbstverständlich auch auf meine neue Aufgabe, die ich mit Lust und Demut angehen werde, um an die vergangenen Erfolge der Theo-Lorch-Werkstätten anknüpfen zu können.“

Wegner hat sich im vergangenen Jahr die Frage gestellt, ob er mit 48 Jahren noch eine neue berufliche Herausforderung suchen soll. „Und durch einen sehr glücklichen Umstand bin ich auf die Ausschreibung der Theo-Lorch-Werkstätten gestoßen und habe dann letztendlich auch den Schritt gewagt, mich zu bewerben.“ Das Werkhaus mitsamt dem Tafelladen und den Standorten an der Dornbirner Straße sowie im Burgenlandzentrum sei sehr gut aufgestellt. „Es ist ein guter Zeitpunkt, um zu übergeben“, betont Wegner. Das liege vor allem auch an dem jüngsten Erfolg, an der Eröffnung der neuen Werkstatt an der Dornbirner Straße. Jahrelang war Wegner auf der Suche nach einer passenden Immobilie, um den räumlichen Anforderungen des stetig wachsenden Bhz in Feuerbach gerecht werden zu können. Und schließlich durfte es auch kein x-beliebiges Gebäude irgendwo auf der grünen Wiese sein. „Wir wollen mitten in der Gesellschaft präsent sein“, betont Wegner. Mit dem Standort in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Schoch-Areal, das derzeit zum Quartier am Wiener Platz umgestaltet wird, wurde das Ziel erreicht. „Und ich habe das erste Mal seit Jahren das Gefühl, dass wir jetzt eine räumliche Größenordnung zur Verfügung haben, die für die Beschäftigten und die Mitarbeiter passt“, sagt Wegner.

Es gibt keinen Mitleids- oder Behindertenbonus

Als der heute 49-Jährige am 1. April 2003 seine Arbeit beim Bhz aufnahm, stand gerade die Einweihung des Werkhauses an – seine erste Feuertaufe war eine riesige Feier im Juni im Mercedes-Forum an der Heilbronner Straße. Zu diesem Zeitpunkt waren 27 Menschen mit Behinderung im Werkhaus beschäftigt. Und schon nach drei Jahren war die Zielbelegung von 60 Personen erreicht. Heute arbeiten im Tafelladen (Eröffnung 1998), im Werkhaus (2003), im Burgenlandzentrum (2015) und an der Dornbirner Straße (2017) 190 Menschen mit Behinderung. „Wir sind ein Teil von Feuerbach geworden. Dass wir in diesem Bezirk so herzlich aufgenommen wurden, ist fantastisch. Dafür möchte ich allen Feuerbachern danken“, sagt Wegner.

Doch wer sich Inklusion auf die Fahne schreibt, kann sich damit noch nicht zufrieden geben. „Das Bhz möchte auch verstärkt betriebsintegrierte Arbeitsplätze anbieten“, erklärt Wegner. Erste Erfolge waren in Feuerbach schon 2004 sichtbar. „Wir haben mehrere Jobcoaches, die unsere Beschäftigten fit für den Arbeitsmarkt draußen machen.“ Derzeit seien zwölf Prozent der Jobs beim Bhz betriebsintegrierte Arbeitsplätze. Das Fernziel liege bei 20 bis 25 Prozent. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Das gelte übrigens auch für die Umsätze, die bis auf zwei Ausnahmen in den Jahren der Wirtschaftskrise 2009 und 2010 stetig gewachsen seien. Das Interesse am Werkhaus sowie den Produkten und Dienstleistungen aus der Kreativwerkstatt, der Garten- und Landschaftspflege, den Konfektionierungs-, Montage- und Verpackungsabteilungen, der Konferenz- und Cateringservice sowie am Bistro Cube sei ungebrochen. „Wir wollen aber keinen Mitleids- oder Behindertenbonus. Wir wollen ganz klar mit unserer Qualität und Flexibilität punkten“, sagt Stefan Wegner. „Wir unterliegen strengen Qualitätsrichtlinien und müssen uns gegen die etablierte Konkurrenz am Markt durchsetzen.“ Besonders stolz sei er unter anderem darauf, die verlängerte Werkbank der Firma Bosch zu sein. „Das ist aber selbstverständlich die Leistung des ganzen Werkhaus-Teams und nicht alleine die von Stefan Wegner. Es ist das ganze Paket, das hier stimmt. Wenn man etwas wuppen möchte, kann es nur gemeinsam gehen“, betont Wegner. Deshalb ist er auch froh, dass seine beiden Nachfolger aus den eigenen Reihen stammen: „Wir hatten mehr als zehn Jahre Zeit, ein erfahrenes, solides, menschliches und kompetentes Vertretungsduo aufzubauen. Das ist bestens gelungen. Das neue Führungsduo ist fachlich und pädagogisch bestens aufgestellt“, schwärmt Wegner. Und Bhz-Geschäftsführer Albert J. Ebinger ergänzt: „Susanne Rabente und Michael Langer kennen das Bhz, das Werkhaus, seine Kultur, Stärken und Herausforderungen und werden künftig das Bhz und das Werkhaus gestalten und voranbringen.“