Der Sitz der Bezirksbaugenossenschaft in Kornwestheim Foto: Waldner

Es habe differierende Ansichten über die Ausrichtung des Unternehmens gegeben. So lapidar hat die Bezirksbaugenossenschaft begründet, warum sie den Vertrag mit ihrem Geschäftsführer Matthias Aigner nicht verlängert. Es ist der dritte Chef, der binnen Kurzem seinen Hut nehmen muss.

Kornwestheim - Vor zwei Jahren, am 1. März 2016, hat Matthias Aigner seine Arbeit als kaufmännischer Vorstand der Bezirksbaugenossenschaft Altwürttemberg aufgenommen. Spätestens im kommenden Jahr wird er das Unternehmen wieder verlassen. Der Vertrag, der zum 31. März 2019 ausläuft, wird nicht verlängert. Das teilte das Unternehmen am Montagabend mit. „Der Aufsichtsrat und der kaufmännische Vorstand haben unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung der Genossenschaft“, heißt es lapidar. Näher wollen sich beide Seiten nicht zu den Gründen der Trennung äußern.

3300 Mitglieder hat die Genossenschaft

Damit kommt es innerhalb von nur wenigen Jahren zum dritten Mal zu einem Wechsel in der Geschäftsführung der Genossenschaft, die rund 3300 Mitglieder zählt und in der Region 2200 Wohnungen ihr Eigen nennt. Aigner war vom Siedlungswerk Stuttgart zur Bezirksbau nach Kornwestheim gewechselt. Die Aufgabenstellung war klar: Der Aufsichtsrat sah einen „Sanierungsstau“ in den vorhandenen Immobilien und wollte zudem vermehrt ins Neubaugeschäft einsteigen. Zu sehr war den Aufsichtsratsmitgliedern dieses Geschäftsfeld in den Jahren zuvor vernachlässigt worden.

Zusammen mit René Rhein, dem Technischen Vorstand der Genossenschaft, machte sich Matthias Aigner an die Arbeit. So wurden im Jahr 2016 rund 4,1 Millionen Euro in die Sanierung der Häuser investiert, im vergangenen Jahr lag der Betrag noch etwas höher. Aber der Bau von neuen Häusern gestaltete sich schwierig. Platz dafür gab’s nur, wenn der vorhandene Bestand abgerissen wurde. Die Preise, die die Eigentümer von Bauland in der Region verlangen, sind für die Genossenschaft nicht zu bezahlen. Damit allerdings auch diese Unternehmen zum Zuge kommen, will die Stadt Kornwestheim beispielsweise ihre Baugrundstücke künftig nicht mehr an den Bauträger vergeben, der den höchsten Preis zu zahlen bereit ist, sondern an den mit dem besten Konzept.

Zu hohe Kabelgebühren abgerechnet

Bereits zum dritten Mal innerhalb von nur wenigen Jahren trennt sich die Bezirksbaugenossenschaft Altwürttemberg damit von einem ihrer Geschäftsführer. Knut Bresgott und der nebenamtliche Vorstand Siegbert Hörer mussten im Sommer 2014 ihren Hut nehmen, weil in den Jahren 2007 bis 2009 bei den Mietern zu hohe Kabelgebühren abgerechnet worden waren, die erst mit einiger Verspätung wieder erstattet wurden.

Man entschied sich daraufhin für ein neues Führungsmodell: Ein Kaufmännischer und Technischer Vorstand sollten das Unternehmen in die Zukunft führen. Von Christian Reinhard, der für den kaufmännischen Part der Genossenschaft verantwortlich zeichnete, trennte sich die Bezirksbau schon nach wenige Monaten. Und auch Matthias Aigner wird nun auf maximal drei Jahre in der Kornwestheimer Genossenschaft kommen. Der Technische Vorstand René Rhein ist nach wie vor an Bord.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Richard Schanz, hat seinen Rückzug bereits angekündigt – aus Altersgründen. Schanz feierte am Dienstag seinen 80. Geburtstag. Die Suche nach einem Nachfolger für ihn hat begonnen.