Die Einwohnerentwicklung nach Stadtbezirken Foto: Landeshauptstadt Stuttgart/Statistisches Amt

Immer mehr Stuttgarter ziehen aus der Stadt weg, vor allem auch aus Stuttgart-Süd. Die hohe Geburtenrate in einigen Stadtbezirken gleicht den Wegzug noch aus.

Stuttgart - Die Einwohnerzahl in Stuttgart stagniert zum ersten Mal seit etlichen Jahren wieder. Nach den Erkenntnissen des Statistischen Amts sind im vergangenen Jahr mehr Menschen weggezogen, als neu in die Landeshauptstadt kamen. Ausgeglichen wurde der Wanderungsverlust lediglich durch die relativ hohe Geburtenrate. Auf die einzelnen Stadtbezirke hat diese Entwicklung ganz unterschiedliche Auswirkungen, vor allem in den fünf Innenstadtbezirken gab es zum Teil deutliche Veränderungen. Im Stuttgarter Westen und im Osten nahm die Zahl der Einwohner deutlich zu, im Süden dagegen wohnten Ende vergangenen Jahres 374 Menschen weniger als ein Jahr zuvor. Auch Stuttgart-Nord, Weilimdorf und Untertürkheim verloren jeweils zwischen 100 und 200 Einwohner.

Rückgang in elf Stadtbezirken

Im Jahr 2018 hatten das Amt für Statistik für lediglich fünf der 23 Stadtbezirke einen Einwohnerrückgang festgestellt, im vergangenen Jahr nahm die Zahl schon in elf Bezirken ab. Das Stadtzentrum mit den fünf Innenstadtbezirken erwies sich 2019 mit einem Plus von fast 500 Einwohner als attraktiver als die Außenbezirke, die zusammengenommen 250 Einwohner verloren. Bemerkenswert dabei: In der Innenstadt war im Vergleich zu den Außenbezirken die Geburtenrate viel höher als die Sterberate. In Stuttgart-Mitte beispielsweise wurden 188 mehr Menschen geboren als starben. Zum Vergleich: In Birkach verstarben 48 Einwohner mehr als Neugeborene registriert wurden. Allerdings gewann Birkach durch deutlich mehr Zuzüge trotzdem Einwohner dazu. Auch Botnang, Degerloch, Mühlhausen und Sillenbuch hatten „einen negativen Geburtensaldo“, wie die Statistiker es ausdrücken – und weisen (mit Birkach) „die höchsten Durchschnittsalter im Stuttgarter Vergleich auf“, wie es in der jüngsten Ausgabe der Monatshefte „Statistik und Informationsmanagement“ der Landeshauptstadt heißt.

Interessant bei der Auswertung der Zahlen durch die Statistiker sind auch die Wanderungsbewegungen. Etliche Innenstadteinwohner zogen von dort in einen der Außenstadtbezirke. Gleichzeitig zog es aber auch relativ viele Nicht- beziehungsweise Neu-Stuttgarter mitten in die Stadt hinein. Die Außenstadtbezirke profitierten also von Menschen, die genug vom Leben im Zentrum hatten – oder dort schlicht und einfach entweder gar keine oder keine für sie bezahlbare Wohnung fanden. Dieser Zuzug aus dem Zentrum in die Außenbezirke konnte allerdings die Abwanderung von dort lebenden Menschen ganz aus Stuttgart weg nicht ansatzweise ausgleichen.

Auch Hedelfingen wächst

Und noch eine Rechnung haben die Statistiker aufgemacht, nämlich die prozentualen Zuwächse und Rückgänge relativ zur Einwohnerzahl des jeweiligen Stadtbezirks. In dieser Rangliste steht bei den Gewinnern der Westen mit einem Plus von 1,1 Prozent auf Platz eins, gefolgt von Hedelfingen (+0,9 Prozent) und Stuttgart-Ost (+0,8 Prozent). Im Westen und im Osten dürften die Zuwächse – neben der hohen Geburtenrate – auch auf den Neubau von neuen Wohnungen zurückzuführen sein, im Westen beispielsweise auf dem Olgäle-Areal, im Osten auf dem Schwanenplatz.

Der Stuttgarter Süden dagegen scheint – rein den Zahlen nach – an Attraktivität, vielleicht auch an verfügbarem Wohnraum, zu verlieren. Kein anderer Stadtbezirk verlor so viele Einwohner durch Abwanderung, „in der Bilanz zogen 636 Personen mehr fort als zu“, heißt es in dem Bericht. Allerdings bestimmte die Zu- und Abwanderung in deutlich weniger Stadtbezirken im Vergleich zu den Vorjahren die Einwohnerentwicklung: „In Stuttgart-Mitte, Botnang, Mühlhausen, Sillenbuch, Vaihingen, Wangen und Zuffenhausen waren die natürlichen Einwohnerentwicklungen größer als die Zu- oder Abnahmen infolge von Zu- oder Fortzügen.“

Im Fazit der Statistiker heißt es zur Einwohnerentwicklung in der Landeshauptstadt: „Sollte die Zuwanderung aus dem Ausland nicht erneut ansteigen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Region sich verschlechtern, ist davon auszugehen, dass entgegen aktueller Prognosen Stuttgart über kurz oder lang wieder Einwohnerverluste erleben wird.“ Man darf also gespannt sein, wie sich die Corona-Pandemie in diesem Jahr auf die Einwohnerzahlen auswirken wird.