Was aussieht wie Kraut und Rüben sind Kraut und Rüben. Die alten Sorten sollen in dem im September eröffneten Erlebnis- und Genusszentrum des Freilichtmuseums Beuren eine neue Heimat finden. Foto: Horst Rudel

In den sieben Monaten Öffnungszeit haben 73 000 Menschen das Freilichtmuseum in Beuren besucht. Die pausierenden Oldtimer-Tage haben auf die Bilanz gedrückt.

Beuren - Zwei gute Nachrichten hat die Leiterin des Freilichtmuseums in Beuren, Steffi Cornelius, zum Dankeschön-Abend für die Freunde und Förderer des Museums in der Beurener Kelter am Mittwoch mitgebracht: „Im nächsten Jahr bekommt das Museum eine Grillstelle“. Und auch wenn der Gedanke an Gesottenes im ersten Moment entsprechende Gelüste wecken könnte: „Die Museumsschweine leben weiter.“ Mit der Bestandsgarantie für das grunzende Duo im museumseigenen Schweinestall war der Abend gerettet, und auch wegen der Saitenwürstle, die es zu den Linsen und Spätzle gab, musste keiner der Gäste ein schlechtes Gewissen haben.

Nicht ganz so erfreulich, aber erklärlich ist der Rückgang der Besucherzahlen in der abgelaufenen Museumssaison. Im Laufe der sieben Öffnungsmonate haben knapp 73 000 Besucher die Tore des mittlerweile 25 Gebäude zählenden regionalen Freilichtmuseums des Landkreises Esslingen passiert. Das sind rund 5600 weniger als im Vorjahr. Der Rückgang ist nach Einschätzung der Museumschefin Steffi Cornelius ausschließlich dem seit dem Jahr 2016 nur noch im Zweijahresrhythmus durchgeführten Oldtimertreffen geschuldet. Die chromblitzende Veteranenparade, die in der Regel durchschnittlich gut 7000 Besucher anlockt, hatte in diesem Jahr Pause gemacht.

Vernetzung lautet das Zauberwort

Viel mehr als schwankende Besucherzahlen zählt den Museumsmachern 24 Jahre nach dessen Eröffnung die Strahlkraft, die von den historischen Häusern und deren didaktischer Aufbereitung ausgeht. „Vernetzung“ lautet das Zauberwort, das Heinz Eininger, als Esslinger Landrat per Amt so etwas wie der Bürgermeister des in der Trägerschaft des Landkreises geführten Museumsdorfes, gerne in den Mund nimmt. Die Multiplikatorenwirkung, die von dem neuen, im Gartensaal der ehemaligen Geislinger Traditionsgaststätte Wilhelmshöhe untergebrachten Erlebnis- und Genusszentrum ausgeht, ist für ihn ein Paradebeispiel für diesen Ansatz. „Ein altes Haus weist in die Zukunft“, so der Landrat in Anspielung auf das Netzwerk von mehr als 30 Partnern aus Tourismus, Wissenschaft, Weiterbildung und Gastronomie, die sich die Präsentation und den Erhalt der regionalen Sortenvielfalt auf Obstwiese, Garten und Acker auf die Fahne geschrieben haben.

Eininger wie auch Steffi Cornelius zeigten sich überzeugt, dass von dem erst gegen Ende der Museumssaison eingeweihten Zentrums in den kommenden Jahren eine Aufbruchstimmung ausgehen wird, von der das gesamte Ensemble am Fuß der Schwäbischen Alb profitiert.

Ort des Vermittelns und des Lernens

Auf einen Anziehungspunkt müssen die Museumsbesucher im Jubiläumsjahr allerdings verzichten. Die viel beachtete Sonderausstellung zum jüdischen Leben im ländlichen Württemberg bricht ihre Zelte nach zwei Jahren ab. „Damit haben wir einen wichtigen Gegenwartsbezug geschaffen“, sagt Eininger in Anspielung auf die aktuelle gesellschaftliche Diskussion.

Schon Ende November hatte sich der Kultur- und Schulausschuss des Esslinger Kreistags mit der Museumsbilanz befasst. Als Ort des Lernens und Vermittelns – im Jahreslauf haben immerhin 350 Schulklassen einen tieferen Einblick in das Leben auf dem Land bekommen – genießt das Museum quer durch alle Fraktionen eine hohe Wertschätzung. Die lässt sich der Landkreis im Jahr rund 2,8 Millionen Euro kosten. Auf der Einnahmenseite stehen rund 260 000 Euro durch Eintrittsgelder und 112 500 Euro durch Sponsorenbeiträge.

Die Museumsgänger können sich schon mal den 29. März 2020 rot im Kalender ankreuzen. Dann öffnen sich die Museumstore zum Jubiläumsjahr.