Bei der Betrugsmasche kommen gefälschte Reisepässe zum Einsatz. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Zwei Frauen sind zu Haftstrafen verurteilt worden, weil sie 26 000 Euro ergaunert haben. Die Hintermänner sitzen vermutlich in Südafrika, wo die sogenannte Zaire-Connection Bankdaten von dort lebenden Eurpäern ausspäht.

Fellbach - Der Trick ist so einfach wie riskant: Mit einem gefälschten Pass gehen zwei Frauen in Bankfilialen und geben vor, eine der beiden sei Inhaberin eines Kontos. Dazu legt sie einen gefälschten Pass mit ihrem Foto vor und hebt so Geld ab, das ihr nicht zusteht. Die andere Frau übernimmt das Reden in der Bank, denn die 54-Jährige mit dem falschen Ausweis spricht nur ein wenig Französisch und ihre Muttersprache Lingala, die in den beiden Kongo-Staaten und Angola gesprochen wird.

Statt Geld nur Schwierigkeiten

Am 1. Oktober 2019 sind die beiden Frauen, die in den Niederlanden und in Frankreich leben, in Fellbach aufgeflogen und kamen in Untersuchungshaft. Am Montag wurden sie vom Waiblinger Schöffengericht zu Haftstrafen von einem Jahr und neun Monaten und zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Wer nicht vor Gericht erschien, war der eigentliche Drahtzieher der Betrügerei, ein Mann namens Carlos, der die beiden Frauen von Brüssel nach Deutschland gefahren hatte. Er hatte nach den Aussagen der beiden alles organisiert, den falschen Pass, die Kontodaten und die Bankfilialen ausgesucht, in denen die Abhebungen stattfinden sollten. „Er hat mir zehn Prozent des Geldes versprochen, bekommen habe ich nichts, außer, dass ich jetzt seit fünf Monaten im Gefängnis bin“, sagte die 54-jährige Frau, die vor 29 Jahren Zaire – dem früheren Namen der Demokratischen Republik Kongo – verlassen musste. „Mein Mann hatte für Präsident Mobutu gearbeitet und ist mit ihm nach Marokko gegangen, als dieser fliehen musste.“

Aussage unter Tränen

Sie habe sich als Strohfrau anheuern lassen, weil sie finanzielle Schwierigkeiten gehabt habe, sagte die Mutter dreier Kinder, die in Rotterdam leben. „Ich werde so etwas nie wieder tun und nie wieder nach Deutschland kommen“, sagte sie unter Tränen, nachdem klar wurde, dass sie keine Bewährungsstrafe zu erwarten hatte.

Ihre 36-jährige Komplizin scheint tiefer in die Machenschaften einer in Südafrika operierenden Gruppe von Kriminellen zu sein, der sogenannten Zaire-Connection. Gegen die Frau wird auch in der Schweiz ermittelt. „Die Täter beschaffen sich Kontodaten von in Südafrika lebenden Europäern und versuchen dann in Europa, an das Geld zu kommen“, so der Vorsitzende Richter während der Urteilsbegründung. Die Gruppe bestehe zum größten Teil aus Kongolesen, die in Südafrika als Hausangestellte arbeiteten, deshalb die Bezeichnung Zaire-Connection.

Richter: dreiste Vorgehensweise

Den riskanten Teil übernehmen jene, die in die Banken gehen. „Es ist eine ziemlich dreiste Vorgehensweise“, befand der Richter. Denn es handle sich nicht um schummrige Wirtschaften, in denen die gefälschten Papiere vorgelegt würden, sondern um gut beleuchtete Räume. Außerdem seien die Mitarbeiter geschult, falsche Pässe zu erkennen.

So gingen vier von sieben Versuchen der beiden Frauen schief. Unter anderem, weil Mitarbeiter der Waiblinger Kreissparkasse eine Unterschrift verlangten. Als diese nicht mit der hinterlegten Unterschrift der Kontoinhaberin übereinstimmten, gab es nichts, die Frauen gingen schnell. In drei Fällen hatten sie jedoch Erfolg: einmal 10 000 Euro und zwei Mal je 8000 Euro, die sie angeblich Carlos gaben. Nach mehreren Versuchen am 30. September erging eine Bankwarnung. Als die beiden Frauen tags darauf in einer Fellbacher Zweigstelle auftauchten, wurden sei erkannt und festgenommen.