Die vor 30 Jahren gegründete Schwulenbar Eagle will ohne Darkroom und Fetischpartys weitermachen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Wirte der Schwulenbar Eagle im Stuttgarter Heusteigviertel wollen „die Wogen etwas glätten“. Am Freitag soll das Traditionslokal, das eine riesige Welle der Solidarität erfahren hat, wieder geöffnet werden – „offiziell ohne Darkroom“.

Stuttgart - Die Schwulenbar Eagle an der Mozartstraße im Heusteigviertel öffnet nach dem Streit mit der städtischen Gaststättenbehörde am Freitag um 21 Uhr wieder – „offiziell ohne Darkroom“, wie Betreiber Rolf Steinacker am Montag gegenüber unserer Zeitung betont hat. „Wir wollen die Wogen etwas glätten“, sagte er, „und die Aufregung erst mal beenden.“ In den nächsten Wochen werde sich zeigen, ob man das vor 30 Jahren gegründete Lokal, das ein Treffpunkt der Stuttgarter Lederszene war und bleiben soll, in etwas veränderter Form wirtschaftlich sinnvoll weiterführen könne.

Große Welle der Unterstützung erfreut den Eagle-Wirt

Der Eagle-Wirt hat der Stadt außerdem zugesichert, „in nächster Zeit“ keine der beanstandeten Fetischpartys zu veranstalten. Ob die Gäste auch ohne Darkroom und Fetischpartys kommen, „werden wir sehen“, so Steinacker. Seine Freude über die „unglaubliche Welle der Unterstützung“ will er „nicht verhehlen“. Heftig war die Stadt in den sozialen Medien kritisiert worden, weil sie im Eagle eine „Gefahr für die Sittlichkeit“ sah. Für diese Formulierung hat sich OB Fritz Kuhn mittlerweile entschuldigt.

Die Schließung des Traditionslokals Eagle hatte nicht nur in der Rainbow-Community für große Aufregung und heftige Proteste gesorgt, sondern auch weit darüber hinaus. Viele fühlen sich an längst vergangene Zeiten erinnert. Die Rathausbeamten wollten den Fortbestand einer „Institution des schwulen Lebens in Stuttgart“, wie die Bar häufig bezeichnet wird, nur unter strengen Auflagen genehmigen. Die Forderungen aus dem Rathaus gingen den neuen Chefs des Eagle zu weit. So könnten sie nicht weitermachen, erklärten sie. In den sozialen Netzwerken war die Stadt heftig kritisiert worden, dass sie nach dem Pächterwechsel – der bisherige Wirt war nach 30 Jahren in den Ruhestand gegangen – den künftigen Betreibern das Leben schwer gemacht hat.

Für den Darkroom wurde Vergnügungssteuer gezahlt

Die Gaststättenbehörde hatte unter anderem das Abspielen von Musik, den Aufenthalt teilweise entkleideter Personen in den Betriebsräumen, die Gewährung der Möglichkeit zum Dating sowie den Betrieb eines Darkrooms untersagt, obwohl dafür seit Jahren Vergnügungssteuer bezahlt worden ist. Denn dies sei nicht mit dem Bebauungsplan vereinbar, hieß es im Rathaus. 30 Jahre hatte sich jedoch niemand in der Stadtverwaltung darüber aufreget.

Um den Streit nicht weiter auf die Spitze zu treiben, sind die Eagle-Betreiber nun zu einem Kompromiss bereit. Am Freitag also öffnet die Bar mit Einschränkungen im Vergleich zu früher. Die üblichen Betriebszeiten werden beibehalten: dienstags sowie freitags bis sonntags von 21 Uhr an. Der Darkroom bleibt vorerst geschlossen. „Sehr groß ist er nicht“, sagt Steinacker, „man kann ihn mit einem Handy ausleuchten.“ Eine riesige Werbekampagne für das Eagle war die öffentliche Auseinandersetzung auf jeden Fall. Jetzt wird sich zeigen, was die Community dazu sagt, dass beim Thema Darkroom die Wirte nachgeben – „offiziell“ jedenfalls, wie es heißt. Was das „inoffiziell“ bedeutet, wird sich zeigen.