Die israelische Delegation steht am Gedenkstein für die Opfer im KZ-Außenlager Natzweiler. Foto: Götz Schultheiss

Eine Delegation aus Givatayim, der israelischen Partnerstadt des Kreises Esslingen, hat auch die Filder besucht und gedachte der Opfer des KZ-Außenlagers am Flughafen Stuttgart.

Bernhausen - Tischtennisspieler zwischen 13 und 18 Jahren aus der knapp 58 000 Einwohner zählenden israelischen Partnerstadt Givatayim sind seit 10. Januar zu Besuch im Landkreis Esslingen. Am Dienstag besuchten sie Filderstadt und trugen sich nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Christoph Traub ins Goldene Buch der Stadt ein.

Zuvor führte Stadtarchivar Nikolaus Back die Gäste zur von Bernhausen und Echterdingen errichteten gemeinsamen Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Natzweiler beim heutigen US-Militärflughafen. Dort mussten während der Nazi-Herrschaft 600 Menschen jüdischen Glaubens Zwangsarbeit verrichten. Nikolaus Back skizzierte den israelischen Gästen das Schicksal der Opfer. Im eisigen Winter von 1944 auf 1945 seien 119 von ihnen durch Kälte, Hunger und Erschöpfung gestorben. Nach der Auflösung des Lagers wegen einer Epidemie wurde der größte Teil der Häftlinge ins KZ Buchenwald verlagert. „Man weiß nur von 70, die überlebt haben“, sagte Nikolaus Back.

Wenig Erinnerungen der Überlebenden

Es sei sehr schwierig gewesen, von den Überlebenden Aussagen über die Zustände im Lager zu erhalten: „Sie waren auch in Auschwitz und Buchenwald, und ihre Erinnerungen an die kurze Zeit hier war verschwommen.“ Die meisten Häftlinge seien aus Ungarn und Polen, aber auch aus Holland und Griechenland gekommen. „Wir selbst konnten noch Interviews mit Überlebenden führen, aber die besten Erinnerungen hat der Regisseur Steven Spielberg zusammengetragen. Er hat für seinen Film ‚Schindlers Liste’ 50 000 Überlebende in aller Welt befragen lassen und stellte die Interviews der Forschung zur Verfügung“, sagte Back. In seinen Ausführungen verwies er auf Helfer unter der Bernhäuser Bevölkerung: „Es gab Menschen, die den Häftlingen , die in Steinbrüchen der Umgebung arbeiteten, etwas zu Essen gaben. Auch Jugendliche sollen nachts Essen über den Lagerzaun geworfen haben.“

An einem solchen Ort werde einem bewusst, dass es eine besondere Beziehung zwischen Deutschland und Israel gebe, sagte Peter Keck, der den Austausch mit der Stadt Givatayim seit 35 Jahren koordiniert. Das Gedenken führe zurück zu den Anfängen der Beziehungen. Dabei sei es nicht um Sport, sondern um Versöhnung und Aussöhnung gegangen. Dann zitierte er Mascha Fischer, eine Holocaust-Überlebende aus Givatayim: „Lasst mich allein mit meiner Geschichte. Ihr aber geht aus, feiert und tanzt. Aber ich habe eine Bitte: Vergesst uns nicht.“

Jugendliche und Betreuer loben warmherzige Gastgeber

Die israelischen Jugendlichen zeigten sich beeindruckt von der Erinnerungsstätte. „Die Deutschen erinnern sich, und unser Schicksal wird nicht vergessen. Das berührt uns“, sagte die 14-jährige Neta Schaar. Dann ergänzt sie: „Das ist ein schönes Land.“ Der 17-jährige Lichay Greenstein ist ebenfalls von Land und Leuten angetan: „Die Menschen sind sehr warmherzig. Dass sie des Holocausts gedenken, gibt uns das Gefühl, anerkannt zu sein.“

Shalom Hanaya, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters von Givatayim, sagte: „Die Delegation ist begeistert vom Landkreis Esslingen. Wir tun alles dafür, dass die Verbindung mit dem Landkreis noch enger wird.“ Der Tischtennis-Coach Shimon Rabinovic pflichtete ihm bei: „Das sind alles freundliche, höfliche Menschen. Wir haben tolle Aufnahme in Gastfamilien gefunden.“ Sehr schön sei der Faschingsumzug in Neuhausen gewesen, so der 38-Jährige: „Das war wie beim Purimfest in Israel, da wird auch getrunken und getanzt.“