Die Stadt Erba hat bisher Glück im Unglück: In Faenza dagegen müssen Menschen mit Schlauchbooten evakuiert werden. Foto: dpa/Luca Bruno

Eine Fellbacher Delegation ist in der italienischen Partnerstadt, um die gegenseitige Freundschaft nach 45 Jahren erneut zu untermauern. In Erba ist es seit Wochen für die Jahreszeit viel zu kühl, und es regnet häufig.

Die Bilder sind schrecklich, fast surreal. Mit Besorgnis blicken italienische Mitbürger und die Fellbacher Bevölkerung seit Tagen in ihr Heimatland beziehungsweise auf wohlbekannte Urlaubsregionen. Nach schweren Unwettern und Überschwemmungen hat das Auswärtige Amt am Feiertag Christi Himmelfahrt eine Reisewarnung für Italien herausgegeben. Es warnt auf seiner Homepage deutsche Urlauber und Reisende ausdrücklich vor den Folgen von „Extremwetter, Überschwemmungen und Erdrutschgefahr“ in Italien. „Aufgrund anhaltender, zum Teil starker Regenfälle und heftiger Gewitter ist in ganz Italien mit Einschränkungen zu rechnen.“ Besondere Vorsicht gelte in den Regionen Emilia-Romagna und auf Sizilien, wo die italienischen Behörden „die höchste Alarmstufe“ ausgerufen haben. Es gab bereits 14 Todesopfer.

Die Mehrzahl der in Fellbach lebenden Italiener kommt nicht aus diesen Regionen. Chariati liegt in Kampanien, hunderte Kilometer südlich von Bologna. Fellbachs italienische Partnerstadt Erba grenzt im Norden an die Schweiz an und gehört zur Lombardei. Auch dort spielt das Wetter verrückt, es sei seit Wochen für die Jahreszeit viel zu kühl und regne häufig, heißt es aus der Partnerstadt. Fürs Wochenende ist dort anhaltender Regen bei Temperaturen weit unter 20 Grad angesagt. Dennoch habe man im Fellbacher Rathaus nie erwogen, die für dieses Wochenende vorgesehene Reise in die Partnerstadt abzusagen beziehungsweise zu verschieben.

Die Freundschaft zwischen Erba und Fellbach wird erneuert

Am Freitag haben sich deshalb rund ein Dutzend Personen aus Fellbach auf den Weg nach Erba gemacht. Anlass für das Treffen und die Einladung der italienischen Freunde ist das 45-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Erba und Fellbach. Diese Freundschaft wird erneut mit Unterschriften und bei einem Festessen bekräftigt. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull hat sich zusammen mit den Stadträten Ulrich Lenk, Steffen Ellinger und Ruth Lemaire sowie der Beauftragten für Städtepartnerschaften im Rathaus, Fenna Nacke, auf den Weg an den Comer See gemacht. Auch fünf Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins Fellbach sind vor Ort. Für OB Zull ist es das erste persönliche Zusammentreffen mit Erbas im vergangenen Juni neu gewähltem Bürgermeister Mauro Caprani, der seine Stimmen aus dem Mitte-rechts-Lager erhalten und die Nachfolge der bisherigen Bürgermeisterin Veronica Airoldi, die nicht mehr kandidierte, angetreten hat.

Pullover statt Poloshirt und Regen- statt Sonnenschirm, das wird wohl angesagt sein an diesem Wochenende am Comer See. Auch aus den französischen Partnerstädten Tain l’Hermitage und Tournon sind Gäste nach Erba gekommen. Für die Delegationen steht ein gemeinsamer Ausflug nach Bellagio und zur Villa Carlotta in Tremezzo an, wo die gigantische Gartenanlage im Frühjahr normalerweise mit besonderen Farben und Blüten aufwartet, auf dem Programm.

In Italien wurden indes Spendenkonten eingerichtet, um für die von der Unwetterkatastrophe heimgesuchten Gebiete und Menschen zu unterstützen. Auch in Erba war in der Vergangenheit die Solidarität bei Umweltkatastrophen immer groß und umfangreich. Sicher wird die Fellbacher Delegation entsprechende Informationen von ihrer Reise mitbringen.

Die italienischen Mitbürger in Fellbach – und nicht nur sie – verfolgen derweil die Entwicklungen in Italien mit Sorge. Es hat in den Katastrophengebieten wieder begonnen, heftig zu regnen. Viele kennen die betroffenen Regionen und Orte von Urlauben an der Adriaküste oder den berühmten Mosaiken in Ravenna. Aalen ist seit dem Jahr 2011 mit Cervia verschwistert, der Ort liegt an der Adria in Nachbarschaft zu Milano Marittima und in der Provinz Ravenna.