Saša Stanišić heißt der glückliche Gewinner. (Archivbild) Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

„Herkunft“ ist der beste Roman des Jahres. Das hat die Jury für den Deutschen Buchpreis entschieden. Der aus Bosnien stammende Autor wird damit schon zum zweiten Mal prominent geehrt. Dass er in Deutschland bleiben durfte, war Zufall - wie jede Herkunft.

Frankfurt/Main - Saša Stanišić erhält den Deutschen Buchpreis 2019. Das gab die Jury am Montag in Frankfurt am Main bekannt. Sein Roman „Herkunft“ gilt damit als das beste Buch des Jahres. Schon 2014 hatte der aus Bosnien stammende Autor mit „Vor dem Fest“ den Preis der Leipziger Buchmesse bekommen.

Der 41-Jährige erzählt in seinem Roman über seine Großmutter, die langsam das Gedächtnis verliert, über die Flucht der Familie während des Bosnien-Kriegs nach Deutschland und behandelt dabei die Frage, welche Rolle Herkunft überhaupt spielt.

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„Unter jedem Satz dieses Romans wartet die unverfügbare Herkunft, die gleichzeitig der Antrieb des Erzählens ist“, lautet die Begründung der Jury. „Verfügbar wird sie nur als Fragment, als Fiktion und als Spiel mit den Möglichkeiten der Geschichte.“ Der Autor beweise große Fantasie und verweigere sich „der Chronologie, des Realismus und der formalen Eindeutigkeit“.

Das Spiel mit dem Leser

Am Ende lädt Stanišić den Leser sogar zu einem Spiel ein: Er darf selbst entscheiden, wie die Geschichte weitergeht. „Mit viel Witz setzt er den Narrativen der Geschichtsklitterer seine eigenen Geschichten entgegen“, teilte die Jury mit.

Die Entscheidung über den Buchpreis traf eine siebenköpfige Jury. Die Mitglieder hatten mehr als 200 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2018 und Mitte September 2019 erschienen waren. Der Preis wird in einem mehrstufigen Verfahren vergeben: Erst wird eine Liste mit 20 Titeln veröffentlicht (Longlist), die später auf sechs verkürzt wird (Shortlist).

Preis gibt es seit 2005

Der Preis wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Der Sieger erhält 25 000 Euro, die fünf übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. In diesem Jahr standen in der letzten Runde drei Männer und drei Frauen, drei Neulinge und drei etablierte Autoren zur Wahl.

Neben dem Siegertitel waren das die Romane von Raphaela Edelbauer („Das flüssige Land“), Miku Sophie Kühmel („Kintsugi“) und Tonio Schachinger („Nicht wie ihr“), sowie von Jackie Thomae („Brüder“) und Norbert Scheuer („Winterbienen“).