Kommunen verlangen unterschiedlich hohe Gebühren für Bestattungen. In Waldenbuch sind die Kosten für Hinterbliebene nun gestiegen. Foto: Patricia Sigerist

Über Preise und Gebühren von Beerdigungen wird kaum geredet. Das erzählt einer, der es wissen muss – ein Bestatter aus Waldenbuch. Die Hinterbliebenen sind zu sehr mit ihrer Trauer beschäftigt. Doch es gibt einen neuen Trend.

Waldenbuch - Wenn ein Mensch stirbt, kämpfen die Angehörigen nicht nur mit ihrer Trauer. Sie müssen sich auch um den Abschied vom Verstorbenen Gedanken machen. Schwierige Fragen – wie die Kosten der Beerdigung – werden in dieser emotionalen Ausnahmesituation nur ungern angesprochen und selten mit der nötigen Distanz betrachtet. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich schon zu Lebzeiten mit dem Thema zu beschäftigen.

In Waldenbuch hat der Gemeinderat die Bestattungsgebühren jetzt deutlich angehoben. Künftig müssen die Hinterbliebenen 64 Prozent der Kosten übernehmen. Andere Gemeinden sind da großzügiger: In der Nachbarkommune Steinenbronn etwa begnügt man sich mit einem Kostendeckungsgrad von 43 Prozent.

Die Hinterbliebenen haben keine Wahl: Es gibt ein Bestattungsgebot, und wer sich nicht an seinem Wohnort zur letzten Ruhe betten lassen will, muss andernorts mit hohen Aufschlägen rechnen. „Da kommen mitunter große Summen zusammen“, weiß der Waldenbucher Bestattungsunternehmer Filippo Morsello. Seit 2013 begleitet er die Trauerenden. Er kennt ihre Sorgen und Nöte und hat erlebt, dass ihnen nur in wenigen Fällen vorher bewusst war, was finanziell auf sie zukommt. Er beobachtet: „Wer sich von einem geliebten Menschen verabschieden muss, ist vor allem mit seinen Emotionen beschäftigt. Über Gebühren und Preise wird im Zusammenhang mit der Beerdigung kaum geredet.“

Bestattungsgebühren fallen für verschiedene Leistungen an

Tatsächlich aber gibt es ein ganzes Bündel an Leistungen, das die Gemeinde im Todesfall erbringt und für das die Hinterbliebenen zahlen müssen. Da sind die Bestattungsgebühren, mit denen zum Beispiel das Ausheben und Verschließen des Grabes beglichen werden. Hinzu kommt die Grabberechtigungsgebühr, die für die Nutzung der Grabstätte fällig wird. Zudem werden der Einsatz von Sargträgern, die Umrandung des Grabs mit Trittplatten, die Benutzung der Kühlzelle und der Aussegnungshalle sowie der Pflegeaufwand der Gemeinde gesondert in Rechnung gestellt. In Waldenbuch summieren sich die Zahlungen an die Gemeinde für ein einfach tiefes Erdgrab auf insgesamt rund 4300 Euro. „Es gibt aber auch deutlich günstigere Möglichkeiten“, erklärt der Kämmerer der Stadt, Werner Kiedaisch.

Er hat nachgerechnet: „Wer ein Urnengrab wählt, kommt auf Kosten von etwa 1200 Euro.“ Da diese Art der Bestattung zudem einen geringeren Pflegeaufwand mit sich bringe, beobachte er einen deutlichen Trend in diese Richtung. „Zwei Drittel der Beerdigungen sind mittlerweile Urnenbestattungen“, so Kiedaisch.

Filippo Morsello bestätigt, dass die klassische Erdbestattung immer weniger gefragt ist. „Wenn die Hinterbliebenen keine Zeit oder Möglichkeit haben, sich um die Grabpflege zu kümmern, bieten Urnengräber, Rasen- und Baumgräber oder der Friedwald eine gute Alternative“, berichtet er. Neben praktischen Erwägungen spielen aber auch hier die Kosten eine Rolle. „Wenn man die Ausgaben für den Sarg, den Grabstein und die Dienstleitungen des Bestatters dazu zählt, muss man für eine Erdbestattung mit Ausgaben zwischen 8000 und 15 000 Euro rechnen“, sagt der Waldenbucher Bestattungsunternehmer.

Viele Menschen sorgen zu Lebzeiten vor

Dass ein solcher Betrag vielen Familien Probleme bereitet, ist offenbar auch immer mehr Senioren bewusst. Filippo Morsello stellt fest: „Das Bewusstsein für einen geplanten Abschied hat deutlich zugenommen. Wir haben einen wachsenden Kundenkreis, der für die Bestattung vorsorgt, seine Wünsche bei uns hinterlegt und Geld auf ein Treuhandkonto einzahlt, auf das wir im Todesfall zugreifen können“, sagt er.

Für die Hinterbliebenen bedeutet das vor allem eines: große Erleichterung. „Die Finanzen sind dabei oft nur ein Nebenaspekt. Ich erlebe immer wieder, wie sehr sich Angehörige bemühen, die Beerdigung im Sinne des Verstorbenen zu gestalten und wie schwer sie sich mit den Entscheidungen tun, wenn sie nicht wissen, was denn nun das Richtige ist“, gibt Filippo Morsello zu bedenken.