Bewegung tut gut – gerade im Alter. Foto: dpa

Für Senioren gibt es allerhand Fitnessangebote in Stuttgart und auf der Filderebene. Unsere 26-jährige Redakteurin hat bei einem Gymnastikkurs in Stuttgart-Birkach mitgemacht – gemeinsam mit zwölf Frauen zwischen 69 und 91 Jahren.

Birkach - Jeder macht so, wie er kann“, sagt die grauhaarige Frau mit dem roten Halstuch, der sanften Stimme und den anmutigen Bewegungen. Eleonore Krautheimer tanzt und macht Gymnastik seit dem Grundschulalter. Deutlich älter als im Grundschulalter sind an diesem Morgen die zwölf Frauen, die in einem Kreis rund um Eleonore Krautheimer stehen. Die 63-Jährige ist Übungsleiterin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und gibt jeden Dienstagvormittag einen Gymnastikkurs für Senioren im Haus Birkach an der Grüninger Straße. Die jüngste Teilnehmerin ist 69 Jahre alt, die älteste feiert im Juni ihren 92. Geburtstag.

„Wir machen immer den Anfang unserer Übungen im Stehen und irgendwann holen wir uns Stühle dazu“, erläutert Eleonore Krautheimer. Die meisten Teilnehmerinnen würden nur ungern vor allen zugeben, dass sie nicht mehr länger stehen können, aus diesem Grund muss Krautheimer die Frauen genau beobachten und dann eingreifen.

Softbälle und Kirschkernkissen statt schwere Gewichte

An diesem Dienstagvormittag macht die Gruppe ziemlich genau die erste Hälfte des 75-minütigen Gymnastikkurses im Stehen: Zu Beginn ein nachträglicher Geburtstagstanz für eine der Teilnehmerinnen, dann schnappt sich jede ein Kirschkernsäckchen und versucht, die Bewegungen von Eleonore Krautheimer so gut es geht nachzumachen – wie etwa in Skifahrerstellung den Rücken gerade halten und wieder lockern. Danach balancieren sie das Kirschkernsäckchen auf einem Fuß, bewegen das Bein dabei nach oben und unten. Und zwischendrin machen die Frauen immer wieder ein paar Schritte zur Seite, zur Mitte des Kreises und wieder nach außen.

„Die Übungen sind eine Mischung aus Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit“, erläutert Krautheimer. Jede Woche nutzt sie andere Utensilien; mal sind es Kirschkernsäckchen, mal Softbälle, Tennisringe, Seile, oder Tülltücher. Hanteln oder schwere Geräte sind beim Seniorensport fehl am Platz. „Unser Bewegungsprogramm ist nicht leistungsorientiert. Wichtiger ist es, die Lebensqualität der Teilnehmer sowie deren Beweglichkeit zu erhalten. Außerdem soll die regelmäßige Bewegung Stürze vorbeugen“, sagt Ruthild Gohla, die als Sozialarbeiterin für das Bewegungsprogramm des DRK zuständig ist. Sie legt zudem Wert auf die Niederschwelligkeit des Angebots. Die Teilnahme an einer Stunde kostet drei Euro – ein Preis, den auch Senioren mit einer geringen Rente stemmen können. Zahlen muss nur, wer auch wirklich kommt.

Plaudern ist erlaubt – bis zu einem gewissen Grad

Und die Angebote gehen immer weiter, es ist also kein zeitlich begrenzter Kurs. „Manche Gruppenleiter werden gemeinsam mit ihren Teilnehmern alt“, sagt Gohla und schmunzelt. Außerdem ist die Gemeinschaft ein wichtiger Teil. Zwischen den einzelnen Übungen plaudern die zwölf Frauen auch mal gerne und erkundigen sich nach dem Befinden der anderen – bis irgendwann eine Teilnehmerin beherzt eingreift und den Damen erklärt, dass nun die nächste Übung an der Reihe ist. Aufgrund dieser sozialen Komponente muss das DRK in der Regel auch nicht viel Werbung für die Angebote machen; meist verbreitet sich das „wie ein Buschfeuer“, sagt Krautheimer.

Genau so war es auch bei Elisabeth Bachofer. Die 80-Jährige kommt seit rund fünf Jahren jeden Dienstag zum Seniorensport ins Haus Birkach, aufmerksam auf das Angebot wurde sie durch ihre Freundinnen. „Mir gefällt es hier, das sind lauter nette Frauen“, sagt sie. Zusätzlich zu der dienstäglichen Gymnastik geht sie jeden Tag mindestens eine Stunde spazieren; meist geht sie von Birkach aus in den Hohenheimer Park und dreht dort eine Runde. „Das merkt man einfach, ich schlafe durch die Bewegung viel besser“, sagt sie.

Und was ist mit den Männern?

Und was ist mit Männern, haben die beim Seniorensport nichts zu suchen? Doch, unbedingt, sagt Ruthild Gohla. Doch durch die schiere Überzahl an Frauen würden sich Männer leicht abschrecken lassen. Jedoch gibt es in Vaihingen, Sonnenberg und Wangen auch reine Männergruppen. Und bei den Tanzangeboten seien immer wieder auch einzelne Männer dabei. Diese würden zwar meist mitgeschleift von ihren Ehefrauen, aber egal: Hauptsache ein bisschen rauskommen, sich bewegen und sich austauschen können mit anderen.

Für Senioren gibt es viele Sportangebote – unter anderem in Vereinen, in Fitnessstudios und über das Deutsche Rote Kreuz. Eine Übersicht über zumindest einen Teil der Angebote bietet die Broschüre „Fit ab 50“ der Stadt Stuttgart. Diese ist in den Bezirksrathäusern erhältlich sowie online unter www.stuttgart.de/fit-ab-50.