Seit drei Jahren gibt es das Café Wundervoll in Fellbach. Foto: /Julian Rettig

Andrea Sigle hat vor drei Jahren das Café Wundervoll in Fellbach eröffnet. Die 53-Jährige setzt bei Kuchen, Snacks und Getränken auf Selbstgemachtes aus regionalen Produkten.

Andrea Sigle trinkt keinen Kaffee, nachdem sie als Fünfjährige das Heißgetränk probiert hatte und es für überhaupt gar nicht lecker befunden hatte. Doch schon lange hat sie davon geträumt, ein eigenes Café aufzumachen. „Meine Eltern haben in Fellbach eine Landwirtschaft, wir waren daheim drei Mädchen, und jedes hatte seine Aufgabe. Ich war für das Kuchenbacken zuständig“, erzählt die 53-Jährige. Das ist sie nun seit drei Jahren auch in ihrem eigenen Café Wundervoll in der Stuttgarter Straße 36 in Fellbach, in dem die Schokoladenliebhaberin ihren Mädchentraum lebt.

Unzählige Kuchen und Torten für Kindergeburtstage

Andrea Sigle hat in Bäckereien gearbeitet und vier Kinder bekommen, die heute zwischen elf und 35 Jahre alt sind. „Ich habe also mein Leben lang mit Lebensmittel zu tun gehabt“, sagt sie und grinst beim Gedanken an die unzähligen Kuchen und Torten, die sie für Kindergeburtstage und Familienfeste zubereitet hat. Nun backt sie für die Allgemeinheit – mit ebenso viel Freude wie für ihre Lieben daheim. Vor drei Jahren hat ihr Mann Jörg, dessen Familie zugleich Vermieter in dem Gebäudekomplex an der Stuttgarter Straße ist, zum 50. Geburtstag ihren Lebenstraum erfüllt und ihr das Café Wundervoll zum Geschenk gemacht. „Wir haben im März 2021 mitten in der Pandemie mit ‚to go’angefangen“, sagt Andrea Sigle. „Aber das war gar nicht so schlecht, denn wir konnten uns langsam eingewöhnen.“

Von der Straße her zieht der Schriftzug mit dem großen Herzen, den Andreas Sigles Schwägerin entworfen hat, die Blicke auf sich. Drinnen erwartet die Gäste auf fast 150 Quadratmetern ein Gästebereich in Rosa und Weiß, mit etwas Schwarz und Grau und goldenen Akzenten. In der großen Kinderspielecke stehen gemütliche pinkfarbene Sofas. „Es war mir wichtig, dass es bei mir einen gemütlichen Platz für Mütter und ihre Kinder gibt“, sagt Andrea Sigle. Auch eine Bücherecke für Leseratten gibt es – und die ist ein Paradies für Fans der „Angelique“-Reihe. Die historischen Romane der französischen Schriftstellerin Anne Golon durften früher in fast keinem Bücherregal fehlen, und nahezu alle 13 Bände stehen in der Schmökerabteilung im Café Wundervoll.

Die abgesetzte Decke in der Raummitte ist rosa angestrahlt. Die Gäste können auf weißen Zweisitzerschaukeln Platz nehmen oder auf Stühlen. „Mit den Schaukeln überspielen wir einen Absatz im Boden, der noch aus den früheren Nutzungen übrig geblieben ist.“ sagt Andrea Sigle. Denn die Räumlichkeiten, in denen sie im März 2021 das Café Wundervoll eröffnet hat, haben eine bewegte Geschichte. Früher war dort das Privileg untergebracht, eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Diskothek. Später zog die Botschaft dort ein, viele Jahre eine beliebte Szene-Kneipe mit Livemusik. Zuletzt war dort für einige Jahre ein Spielcasino. Nun ist es wieder ein Platz, in dem Menschen und nicht Einarmige Banditen oder andere Automaten im Mittelpunkt stehen.

Mit Andrea Sigle ist frischer Wind eingezogen

„Hier war alles ziemlich dunkel“, sagt Andrea Sigle. Mit ihr ist frischer Wind eingezogen. Die Fenster, die viele Jahre zugebaut waren, sind freigelegt worden, und die 53-Jährige hat den Räumen und dem Café ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt.

Andrea Sigles Platz ist in der Backstube. Dort macht sie auch Scones – nach einem britischen Originalrezept, das sie von der Wirtin in einem kleinen Bed and Breakfast in Cornwall bekommen hat. Kleine Gerichte – Grillgemüse, Kindernudeln oder Bowls, entweder als Tagesessen oder fest auf der Karte – gibt es ebenfalls im Café Wundervoll. Sie legt Wert auf authentische und regionale Produkte. Die Fellbacher Bäckerei Füeß backt für das Café Wundervoll Dinkelbrötchen, der Salat wächst wenige hundert Meter vom Café entfernt bei der Gärtnerei Welz. Das Mehl kommt von der Hegnacher Mühle, der Kaffee aus der kleinen feinen Rösterei Pilu, die ebenfalls in Hegnach ist. Und neben der hausgemachten Zitronen- und Himbeerlimonade und manchmal auch aus Brombeeren und Johannisbeeren gibt es Stuggi-Schorle, eine Marke, die ihren Ursprung in Stetten im Remstal hat. Auch beim Schinken legt Andrea Sigle Wert auf die Herkunft und, dass das Fleisch von Tieren aus artgerechter Haltung kommt, die von der Metzgerei Häfele in Winnenden verarbeitet werden.

Auch Trendgetränke stehen auf der Karte

Und um alle Gäste glücklich zu machen, hat das Café Wundervoll auch Trendgetränke wie „Goldene Milch“ und Chai Latte auf der Karte. Vor allem aber sind auch immer vegane, laktosefreie und glutenfreie Backwaren im Angebot. Das habe ganz private Gründe, sagt Andrea Sigle. „Ich habe eine Nichte und einen Neffen, die Zöliakie haben, und ich fand es immer traurig, dass die beiden nirgendwo was essen konnten.“

Andrea Sigles hat ihren Traum vom Café für alle wahr gemacht. Kaffee mag und trinkt sie aber immer noch nicht.