In der Kritik: Annegret Kramp-Karrenbauer wird vom CDU-Ortsverband Remseck für das schlechte Abschneiden bei der Kommunalwahl mitverantwortlich gemacht. Foto: dpa

Die Bundesvorsitzende Kramp-Karrenbauer wird für das miese Abschneiden der Partei bei Kommunal-, Kreistags- und Europawahl verantwortlich gemacht. Der Ortsverband Remseck bemängelt die Kommunikation im Netz – der Kreisverband gibt ihm recht.

Remseck/Ludwigsburg - An der CDU-Basis brodelt es. Die schwachen Ergebnisse bei der Kommunal-, Kreistags- und Europawahl hat viele Ortsvereine getroffen – auch die Christdemokraten aus Remseck. Sie suchen den Grund für die Misere aber nicht bei sich. Zumindest nicht zuvorderst. Sie machen vor allem die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, die viele kurz AKK nennen, für das schlechte Abschneiden – in Remseck wurde die CDU zum ersten Mal nur drittstärkste Kraft bei einer Kommunalwahl – verantwortlich. Das Ergebnis werde den „engagierten Kandidatinnen und Kandidaten nicht gerecht“, formuliert der Ortsverein, namentlich der Vorstand um den Vorsitzenden Steffen Kirsch, in einem Schreiben an die Unions-Vorsitzende.

Die Remsecker werfen Kramp-Karrenbauer „massive Fehler in der Außendarstellung“ vor. Die Partei habe es im Wahlkampf verpasst, eigene Themen zu setzen. Darüber hinaus gehe der Parteispitze die Fähigkeit ab, sich kurzfristig auf Themen einzustellen, die im Wahlkampf auftauchen. Beispiele aus vergangenen Wahlkämpfen gebe es einige.

Das Youtube-Video von Rezo hallt nach

Besonders eklatant seien die Versäumnisse beim Umgang mit dem Video des Youtubers Rezo, „Die Zerstörung der CDU“, gewesen. Die Christdemokraten hätten dabei „die mangelhafte Fähigkeit, in der digitalen Welt zu interagieren“ offenbart. Als Konsequenz fordern Steffen Kirsch und seine Stellvertreter eine „Modernisierung und Professionalisierung“ innerhalb der Partei.

Auch die Junge Union aus Ludwigsburg erwarte von der Parteispitze, die Wahlergebnisse „schonungslos“ aufzuarbeiten, schreibt sie in einer Pressemitteilung. Vor allem bei der Umwelt- und Verkehrspolitik müsse die Union ihre Positionen überdenken. Die Partei müsse sich „personell erneuern und Konzepte entwickeln, die junge Menschen wieder ansprechen“.

Kein Maulkorb vom Kreisverband

Mit dem Kreisverband der CDU war die harsche Kritik der Remsecker an der Bundesvorsitzenden nicht abgesprochen. „Aber das ist auch nicht immer erforderlich“, sagt der Kreisvorsitzende Rainer Wieland. Einen Maulkorb gebe es für die Remsecker deshalb nicht. Wieland stimmt im Grunde mit deren Forderungen überein. „Ich sehe den Brief weniger als Anklageschrift, sondern eher als Wunschzettel“, sagt der Kreisvorsitzende.

„Uns sollte klar sein, dass wir im Jahr 2019 nicht mehr so Wahlkampf führen können wie 2002.“ Unter anderem sieht Wieland großen Bedarf bei der Kommunikation, vor allem in der Reaktionsgeschwindigkeit im Netz. Er mahnt an, dass andere Parteien bei der Arbeit in sozialen Medien besser aufgestellt seien.