Berufsausbildungen im Baubereich sind gefragt. Foto: Gottfried Stoppel

An den beruflichen Schulen gibt es weiter mehr als 11 000 Schüler – am Interesse für Pflegeberufe fehlt es aber – die Gründe dafür und noch einige andere Zahlen aus der Berufsschulstatistik.

Ausbildung - Ein Balken sticht ganz besonders heraus in den Grafiken zur Entwicklung der Schülerzahlen an den beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis: In den vergangenen fünf Jahren hat die Zahl derer, die im Waiblinger Berufsschulzentrum die Maria-Merian-Schule besuchen, um etwa acht Prozent abgenommen. Das ist gegen den allgemeinen Trend, denn die Gesamtzahl der Berufsschüler ist im selben Zeitraum auf hohem Niveau relativ konstant geblieben, wie Michael Vogt, der Leiter des Amtes für Schulen, Bildung und Kultur im Waiblinger Landratsamt sagt.

Wenig Interesse an Ausbildungen in Pflegeberufen

Die Ursache für den negativen Ausreißer in der Berufsschülerstatistik stehe allerdings für eine durchaus bedenkliche Entwicklung: „An den Ausbildungen in Pflegeberufen gibt es wenig Interesse“, konstatiert Vogt. An der Maria-Merian-Schule, in der die Pflegeberufe den Schwerpunkt bilden, sei zurzeit rund die Hälfte der Plätze für eine Ausbildung in der Altenpflege nicht besetzt. Hier, so klang es auch jüngst im Schul- und Verwaltungsausschuss der Kreistags an, bleibe zu hoffen, dass die auf Bundesebene beschlossene Reform der Pflegeausbildung bald Früchte trage.

Einen Gegenpol zur Entwicklung an der Maria-Merian-Schule gibt es in der Statistik auch. In der Grafenbergschule im Schorndorfer Schulzentrum hat die Schülerzahl im selben Fünfjahres-Zeitraum um zwölf Prozent zugelegt – dort stößt die Schule so langsam an ihre Kapazitätsgrenzen. In diesem Fall liegt dies offenbar an einem anhaltenden Boom in den hier sehr stark vertretenen Bauberufen.

Genau 11 016 Schülerinnen und Schüler sind es laut dem aktuellen Schulbericht, die im Schuljahr 2018/2019 die Berufsschulzentren in Backnang, Schorndorf und Waiblingen mit ihren acht verschiedenen beruflichen Schulen besuchen. Diese Zahl liege, so betont Vogt, nach wie vor nur ganz knapp unter dem „Allzeithoch“ aus dem Jahr 2016 mit damals 11 233 Berufsschülern. Mit knapp einem Prozent liegt der Rückgang gegenüber dem Vorjahr deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1,8 Prozent. Nicht zuletzt wegen der anhaltend guten Wirtschaftslage hätten sich alle anderslautenden früheren Annahmen nicht bestätigt, sagt Vogt: „Vor etlichen Jahren hat das Statistische Landesamt für dieses Schuljahr ein Absinken unter die Marke von 10 000 Schülern prognostiziert.“

Die Entwicklungen wirken sich auf die drei Standorte der beruflichen Schulen aus. Im inzwischen schülerstärksten Berufsschulzentrum in Schorndorf wird mit 3972 Schülern ein neuer Rekordwert erreicht, während die Zahlen an den Standorten in Backnang und Waiblingen seit zwei Jahren leicht sinken.

114 Flüchtlinge in eine Ausbildung vermittelt

Bei der Integration Geflüchteter in Ausbildung und Berufsleben haben die Berufsschulen auch einige Erfolge vorzuweisen. Von 2015 bis 2018 haben 143 Flüchtlinge dort ihren Hauptschulabschluss gemacht, 114 wurden in eine Ausbildung vermittelt. Eine große Rolle spielt dabei die Duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual). Hier lag der Erfolgswert bei der Aufnahme einer Ausbildung mit 49 Prozent bei den Flüchtlingen höher als der Gesamtdurchschnitt und beim erfolgreichen Schulabschluss etwa auf gleichem Niveau.

Trotz aller Bestrebungen nach mehr Inklusion im Bildungssystem boomen die Zahlen im Bereich der Sonderpädagogik. An den fünf Sonderpädagogischen Einrichtungen des Landkreises mit ihren insgesamt 82 Klassen liegt die Zahl der betreuten Kinder und Jugendlichen mit 639 nur um fünf niedriger als der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2016. Angesichts der binnen zehn Jahren von 75 auf mehr als 100 gestiegenen Zahl der Kinder in der Schorndorfer Fröbelschule, die dort inzwischen von 65 Lehrkräften gefördert werden, mache die Raumnot bauliche Erweiterungen notwendig, berichtet die Schulleiterin Ulrike Falk. Insgesamt, so heißt es im Schulbericht 2018 im Bereich der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren zum Beispiel zur neu eingerichteten zusätzlichen Nachmittagsbetreuung: „Die Dankbarkeit und positive Rückmeldung seitens der Eltern, die Nachfrage nach freien Plätzen, aber hauptsächlich das Lachen der Kinder und Jugendlichen zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist.“