Über das Motiv der beiden Banküberfälle in Berlin ist noch nichts bekannt. Foto: dpa/Paul Zinken

Besonders cool oder besonders dämlich? Nur einen Tag nach zwei Banküberfällen durch einen Täter in Strandschuhen ist die Polizei in Berlin sicher, den Gesuchten zu haben.

Berlin - Bankraub in Flip-Flops: Hinweise aus der Bevölkerung haben am Mittwoch zur Festnahme eines 39-Jährigen geführt, der am Dienstag zwei Berliner Geldinstitute überfallen haben soll. Die Polizei sei sich sehr sicher, dass es sich um den gesuchten Mann aus den Überwachungsvideos der Banken handele, sagte eine Sprecherin am Mittwochnachmittag. Er sollte nach seiner Vernehmung einem Haftrichter vorgeführt werden. Ob er in Untersuchungshaft komme, stehe erst am Donnerstagvormittag fest, ergänzte die Sprecherin. Über das Motiv für die beiden Überfälle sei noch nichts bekannt.

Der gesuchte Bankräuber, der eine Corona-Maske trug, war nach den beiden Überfällen im Stadtteil Schöneberg und am Kurfürstendamm auf einem Fahrrad geflüchtet. Die Polizei nahm den mutmaßlichen Täter am Mittwochmorgen in seiner Wohnung in der nahen Eisenacher Straße in Schöneberg fest. Dort seien auch Beweismittel entdeckt worden, sagte die Polizeisprecherin. Ob Geld dabei war, sei Sache der Ermittler.

Der Täter hatte Bankgestellte am Dienstag mit einem Messer bedroht. Ein 49-jähriger Mitarbeiter erlitt dabei einen Schock, verletzt wurde bei den Überfällen sonst niemand. In einer Bank machte der Täter Beute. Die Höhe der Summe nennt die Polizei bisher nicht.

Banküberfälle werden seltener

Bemerkenswert war, dass der Räuber die Filialen der Commerzbank ganz leger in Flip-Flops betrat. Der erste Alarm ging bei den Beamten gegen 9.25 Uhr aus Schöneberg ein. Um 10.00 Uhr folgte der Alarm vom Ku’damm. Die Filialen liegen etwa drei Kilometer voneinander entfernt. Die Polizei ging schnell davon aus, dass es sich bei den Überfällen um denselben Täter handeln könnte.

Banküberfälle sind inzwischen selten, weil Banken keine großen Bargeldsummen mehr offen aufbewahren, sondern das Geld über die Automaten auszahlen. Zudem gibt es meist Tresore mit Zeitschlössern, die sich nicht sofort öffnen lassen. Die Profis unter den Kriminellen haben es eher auf Schließfächer in den Banken abgesehen, wo Gold oder Bargeld lagert. Oder sie überfallen Geldtransporter und Juweliere.

Allerdings gab es zuletzt Anfang August einen Überfall auf eine Bank am Berliner Bundesplatz. Die maskierten Täter rammten mit einem Transporter ein Fenstergitter der Bank in einem Hof und stiegen in die Filiale ein. Sie wurden von einem Wachmann überrascht, auf den sie mehrfach schossen und ihn verletzten. Danach zündeten die Räuber den Transporter an und flüchteten zu Fuß und ohne Beute zur nahen Stadtautobahn. Sie stiegen in einen wartenden Fluchtwagen und entkamen - bisher unerkannt.

Einige Tage zuvor hatten Räuber versucht, einen Geldboten in einer Bankfiliale am Hermannplatz in Berlin-Neukölln zu überfallen. Die Polizei prüft, ob es einen Zusammenhang gab und ob Spuren oder Hinweise zu kriminellen Mitgliedern arabischstämmiger Clans führen, die in den vergangenen Jahren mehrfach Überfälle auf Geldtransporte und Kaufhäuser und Einbrüche in Banken verübten.