Da geht’s lang: Martin Schupp, Jochen Frank, Gabriele Frank und Werner Grüßhaber vom Organisationsteam Foto: Frank Eppler

Anlässlich des Tags des Schwäbischen Waldes steht die Ortschaft Hößlinswart Kopf. Besucher erwartet dann „Dorfläba laif“ – im Backhaus, der Brennerei und an der Saftpresse. Das Gemeinschaftsgefühl im Flecken hat schon jetzt davon profitiert.

Berglen - Das Backhäusle haben zehn fleißige Helfer frisch gestrichen – und das Buswartehäuschen gleich noch dazu. Der Toilettenwagen steht bereit, und auf dem Dorfplatz markieren Holzpflöcke im Boden, wo demnächst das Festzelt stehen wird. Keine Frage: Hößlinswart ist gewappnet. „Wir freuen uns riesig, wenn die Leute kommen“, sagt Gabriele Frank – und meint damit die Besucher, die am kommenden Sonntag, dem Tag des Schwäbischen Waldes, hoffentlich den Weg in ihren Heimatort finden. Und genießen, was sie dort erwartet: „Dorfläba laif“ nämlich.

Motto: „Bacha, Brenna, Bäum, Bulldog“

Unter dem Motto „Bacha, Brenna, Bäum, Bulldog“ zeigt das 800-Seelen-Dorf am 17. September, was es alles zu bieten hat. Das ist so viel, dass die Organisatoren selbst ein bisschen erstaunt sind, denn eigentlich hat Hößlinswart sich in den vergangenen Jahren von vielem verabschieden müssen, was einst ganz selbstverständlich zum Dorfleben dazugehörte. Einen Lebensmittelladen gibt es hier nicht mehr, ebensowenig eine Gastwirtschaft, eine Schule oder einen Kindergarten. Alles Orte, an denen Menschen sich begegnen und einen kleinen Schwatz halten können. Orte, an denen Gemeinschaft entstehen kann.

Manchmal genügt dafür aber auch ein gemeinsames Ziel – im Falle von Hößlinswart der Tag des Schwäbischen Waldes. Da Berglen zu jenen Gemeinden gehört, die sich erst in jüngerer Vergangenheit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald angeschlossen haben, waren neue Ideen für Aktionen gefragt. „Die Verwaltung hat Anfang des Jahres die Vereine gefragt, ob sie mitmachen wollen“, erzählt Martin Schupp, der im Bund Naturschutz aktiv ist. Er fand, dass der Gehölzgarten in der Gemeinde, in dem fast 100 verschiedene Bäume wachsen, einen Besuch wert wäre. Seine Frau und einige Mitstreiterinnen, die regelmäßig im Backhäusle werkeln, schlugen einen großen Salzkuchen-Wettbewerb vor: „Jede macht ihren speziellen Salzkuchenbelag nach eigenem Rezept.“

So kam eins zum anderen. „Das war wie eine Lawine“, sagt Gabriele Frank. Besucher können daher locker einige Stunden in Hößlinswart verbringen, ohne sich zu langweilen. Auf einem eigens ausgeschilderten Rundkurs geht es vom eingangs erwähnten Buswartehäuschen, das der aus Richtung Winnenden pendelnde Oldtimer-Bus mit der Nummer 1 anfährt, von Station zu Station. Wer aus dem Bus steigt, steht unmittelbar vor der Theke der Häfa-Brennerei, die an diesem Tag nicht nur Nachtisch für Naschkatzen, sondern auch einen Blick hinter ihre Kulissen bietet. Auf dem Dorfplatz selbst gibt es diverse Infostände, mit von der Partie ist zum Beispiel ein Imker. Im Festzelt bewirtet der Obst- und Gartenbauverein Hößlinswart – und zwar stilecht. „Bei uns gibt’s keine Rote und Steaks, bei uns gibt es Linsen und Spätzle, Vesperteller und Kutteln“, sagt Gabriele Frank.

Anhänger mit Holzaufbau als „Bauern-Taxi“

Wer mag, macht sich auf zur Beck’schen Scheuer, wo in einer alten Presse Saft hergestellt wird. Wer nicht zu Fuß gehen will, hält sich an den Oldtimerfreund Werner Grüßhaber. Er hat zur Feier des Tages einen Anhänger mit einem Holzaufbau versehen, mit Bierbänken und Strohballen bestückt – fertig ist das „Bauern-Taxi“. Im Schlepptau eines Traktors Marke Eicher, Modell Leopard, Baujahr 1961, geht es mit viel Geknatter durch den Flecken. An der Scheune wartet auch Grüßhabers „Museumswägele“, auf dem allerlei Gerätschaften und Haushaltsgegenstände aus vergangenen Tagen gezeigt werden. Obendrein zeigen Oldtimerfreunde aus dem Dorf, welche fahrbaren Schätze sie noch haben: Schlepper gehören natürlich dazu, aber auch Autos, Roller und Motorräder.

„Der halbe Ort hilft mit, wir brauchen ja jede Menge Leute“, sagt Jochen Frank, der zum harten Kern des rund 15-köpfigen Organisationsteams gehört und so manchen Nachbarn erst durch die Vorbereitungen für den Schwäbischen-Wald-Tag richtig kennen gelernt hat. „Die Aktion hat uns alle zusammengebracht“, bestätigt seine Mutter. „Dorfläba laif“ zu organisieren sei zwar ein Riesenaufwand, aber: „Man schwätzt hier jetzt wieder mehr miteinander.“