Benjamin Pavard wechselt für eine fest Foto: dpa

Ausstiegsklauseln bestimmen im Fußball immer mehr das Geschäft – so auch bei den jüngsten Transfers des VfB Stuttgart. Vor allem den Stars verleihen sie immense Macht.

Köln - Wie schnell so ein klitzekleiner Vertragsparagraph vom Segen zum Fluch wird, davon kann Bayern München gerade ein Lied singen. Gleich zwei Weltmeister verpflichtete der deutsche Branchenprimus per Ausstiegsklausel - keine langwierigen Verhandlungen mit anderen Klubs, einfach die vertraglich festgelegte Summe auf den Tisch gelegt, mit dem Spieler geeinigt und fertig. Was bei Lucas Hernandez und Benjamin Pavard vorzüglich funktionierte, kann sich an anderen Transferfronten schonmal als großer Stolperstein erweisen.

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So soll sich der Rekordmeister bereits mit dem spanischen U21-Europameister Marc Roca einig sein. Laut der Sporttageszeitung Marca pocht dessen Klub Espanyol Barcelona aber auf die im Vertrag bis 2022 festgeschriebenen 40 Millionen Euro Ablöse. Mit einem 18-Millionen-Angebot sollen die Bayern bereits abgeblitzt sein. Die Fälle zeigen: Die Bedeutung von Ausstiegsklauseln wird im Fußball immer größer.

Auch Titelrivale Borussia Dortmund kennt Freud und Leid der speziellen Vertragszusätze. Nationalspieler Julian Brandt wechselte im Sommer für die festgeschriebene Ablösesumme von 25 Millionen Euro zu den Schwarz-Gelben. Rein nach Marktwert hätten die Borussen das Doppelte bezahlen müssen. Noch vor sechs Jahren war BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf das Thema aber gar nicht gut zu sprechen.

Nicht nur bei den Topklubs liegen Klauseln im Trend

Mario Götze, damals vielversprechendste Hoffnung im deutschen Fußball, wechselte für festgeschriebene 37 Millionen Euro nach München - dem BVB waren die Hände gebunden, wie schon beim Wechsel von Nuri Sahin zu Real Madrid zwei Jahre zuvor. „Es wird künftig bei Borussia Dortmund keine Ausstiegsklauseln mehr geben“, kündigte Watzke nach dem Götze-Schock an. Die Dortmunder haben ihre Lehren gezogen - und profitierten nun sogar wie im Fall Brandt. 

„Das ist sicherlich ein Vorteil“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge über Ausstiegsklauseln, schließlich könne der Spieler so „zu jedem Zeitpunkt“ losgeeist werden. Für Hernandez zahlte der FCB deshalb die im Kontrakt verankerte Summe von 80 Millionen Euro an Atletico Madrid, bei dessen Landsmann Pavard vom Absteiger VfB Stuttgart waren 35 Millionen festgeschrieben. 

Doch nicht nur bei den beiden Topklubs liegen Ausstiegsklauseln im Trend. Schalke 04 holte so das türkische Ausnahme-Verteidigertalent Ozan Kabak von den Schwaben für 15 Millionen Euro, der von Bayern Leverkusen heftig umworbene U21-Nationalspieler Nadiem Amiri kann die TSG Hoffenheim für festgelegte 14 Millionen verlassen. 

Oft können Topspieler nur mit Klauseln gehalten werden

Im Nachteil sind meist die abgebenden Klubs, die ohne Handhabe sind, während der Spieler durch die Hintertür abhauen kann. Immer häufiger werden Ausstiegsklauseln aber notwendig, um einen Topspieler überhaupt zu einer Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu bewegen.

In Spanien sind die Klauseln sogar im Arbeitsrecht verankerte Pflicht. Um sich abzusichern, legen die Klubs einfach astronomische Ablösesummen in den Verträgen fest - vor Neymars Abgang für 222 Millionen Euro zu Paris St. Germain schützte dies den FC Barcelona 2017 auch nicht. Weltmeister Antoine Griezmann, jüngst für festgeschriebene 120 Millionen Euro von Atletico gekommen, besitzt beim spanischen Meister deshalb nun eine Ausstiegsklausel über 800 Millionen. Superstar Lionel Messi darf für 700 Millionen Euro gehen.

Und so treibt das Spiel mit den Ausstiegsklauseln in Spanien gar wilde Blüten. Selbst wer den nur Insidern bekannten Verteidiger Mike van Beijnen vorzeitig von Barca abwerben will, muss 100 Millionen Euro berappen - der Niederländer war im Sommer wohlgemerkt von NAC Breda zur zweiten Mannschaft der Katalanen gewechselt. Zustände, die der Bundesliga bislang noch erspart bleiben.