Die Stiftskirche ist für die Renovierung bereits eingerüstet. Foto: Jan Potente

In Beutelsbach organisiert die Kirchengemeinde einen Advents- und Weihnachtsmarkt zugunsten der Stiftskirche. Mitstreiter musste sie nicht lange suchen.

Weinstadt - Die Besucher des Advents- und Weihnachtsmarktes müssen nur ihren Blick heben. Dann können sie sehen, wofür das Geld ist, das sie am 7. und 8. Dezember für Glühmost, Schupfnudeln oder selbstgebackene Gutsle ausgeben.

Die Kosten sind explodiert

Die Stiftskirche thront über dem Marktplatz von Beutelsbach, prägt das Ortsbild – und soll dies noch viele weitere Jahrhunderte lang tun. Deswegen muss sie renoviert werden: Das Gerüst steht, die Arbeiten am Tragwerk des Daches haben begonnen. Holzwurm und Feuchtigkeit machen den Balken zu schaffen, das wurde bei einer Voruntersuchung festgestellt. „Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass wir nur im Inneren der Stiftskirche renovieren müssen. Doch nun belaufen sich die Kosten auf 1,5 Millionen. 300 000 Euro müssen wir aus eigenen Spendengeldern finanzieren“, erläutert der Pfarrer Rainer Köpf.

Weil bei solchen Summen ein Aufruf im Gemeindeblatt nicht reicht, hat die evangelische Kirchengemeinde auf Anraten der Landeskirche ein Sponsoringteam gebildet – das ganz schön fleißig war: Es gibt einen Stiftskirchenwein und einen Stiftskirchen-Kunstkalender, die Gemeindejugend hat vier Container Schrott gesammelt und damit 7600 Euro verdient. Insgesamt sind bereits 160 000 Euro zusammengekommen, „und wir hoffen, dass uns die Einnahmen aus dem Advents- und Weihnachtsmarkt ein großes Stück voranbringen“, sagt der Kirchengemeinderat Gerhard Ehmann.

Viel Überzeugungsarbeit sei nicht nötig gewesen, um die Beutelsbacher zum Mitmachen zu animieren. 20 Stände werden den Marktplatz füllen. „Viele haben gefragt, ob sie sich musikalisch einbringen können, deswegen haben wir ein durchgehendes Kulturprogramm auf einer Bühne vor dem Rathaus“, sagt Gerhard Ehmann, der sich über die große Bereitschaft freut. Darüber hinaus sind die Kirchenvertreter glücklich, dass der Weihnachtsmarkt nicht nur die Kirchengemeinde, sondern den ganzen Ort zusammenbringt. Die Bandbreite reicht vom Obst- und Gartenverein bis zur Tennisjugend, es gibt einen Streichelzoo mit Schafen und Mitmachangebote für Kinder, die Grundschule präsentiert ihre Weihnachts-CD. „Die dörfliche Gemeinschaft wird abgebildet, und das ist mindestens genauso wichtig, wie Geld zu sammeln“, sagt Rainer Köpf, der es als ureigenste Eigenschaft der Kirche sieht, Gemeinschaft zu stiften.

Die württembergische Urkirche

Während des Marktes wird es zudem die Gelegenheit geben, in die Stiftskirche zu gehen – eine Künstlergruppe stellt im Chor ihre Werke aus. Im kommenden Frühsommer wird das Gotteshaus dann ein Jahr lang für die umfassende Renovierung geschlossen. Dass diese wichtig ist, davon sind die Kirchenvertreter überzeugt: „Das ist die württembergische Urkirche, deswegen haben wir eine Verpflichtung, sie zu erhalten“, sagt Gerhard Ehmann. er Advents- und Weihnachtsmarkt ist am Freitag von 17 bis 21 Uhr und am Samstag von 15 bis 21 Uhr geöffnet. Ein Flyer mit dem genauen Programm findet sich hier.