Ein unscheinbarer Archivar tritt aus dem Schatten und sucht ein verschwundenes Foto-Negativ des „Life“-Magazins: Ben Stiller in „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ Foto: Verleih

Aus der Sicht eines Tagträumers, der plötzlich zum Helden werden könnte, erzählt Ben Stiller als Hauptdarsteller und Regisseur seinen jüngsten Film: Die Fantasy-Komödie „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, die Ende der 1940er Jahre bereits mit Danny Kaye verfilmt wurde.

Aus der Sicht eines Tagträumers, der plötzlich zum Helden werden könnte, erzählt Ben Stiller als Hauptdarsteller und Regisseur seinen jüngsten Film: Die Fantasy-Komödie „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, die Ende der 1940er Jahre bereits mit Danny Kaye verfilmt wurde.
 
Stuttgart – Mr. Stiller, Ihr Held Mitty macht sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Worin liegt für Sie dieser Sinn?
Ich wünschte, ich wüsste es. Ist das nicht die ganz große Frage, mit der wir uns alle beschäftigen? Glauben Sie wirklich, dass ausgerechnet ich die Antwort darauf hätte? (Lacht) Für mich ist auf alle Fälle wichtig, das Leben bewusst zu erfahren und es bewusst zu leben – daran versuche ich ständig zu arbeiten.
Gehört dazu auch, einen Film zu drehen, der ein bisschen riskanter und wilder ist als übliche Hollywood-Produktionen?
So denke ich gar nicht, mir geht es vor allem darum, dass ich selbst mit der Story etwas anfangen kann. Umso besser, wenn ich die Chance bekomme, diesen etwas unkonventionelleren Film innerhalb des Studiosystems zu produzieren. Dafür kann ich mich bei den Verantwortlichen nur bedanken!
Die Kurzgeschichte sollte schon mehrfach in Hollywood neu verfilmt werden, ist aber immer wieder gescheitert. Was hat Sie dafür begeistert?
Mir gefiel die Stimmung in diesem Drehbuch, die ganz anders war als in den anderen Skripts. Es ging gerade nicht darum, nur ein Remake des Originals mit Danny Kaye zu machen, sondern eigenständig von der Reise dieses Helden zu erzählen. Der Ton ist gefühlvoll und realistisch, das Spektrum reicht von lustig bis ernst.
Wie vereinbaren Sie die Doppelrolle als Regisseur und Hauptdarsteller?
Man gewöhnt sich recht schnell daran, wenn man den richtigen Rhythmus einmal gefunden hat. Entscheidend ist die sorgfältige Vorbereitung für den jeweils nächsten Drehtag. Trotz aller Planung gibt es allerdings immer Faktoren, die unkalkulierbar bleiben. Bei Außenaufnahmen kann man nie sicher sein, ob man das Licht bekommen wird, das man sich wünscht – das macht bisweilen etliche Überstunden notwendig.
Ihr Filmheld ist ein ziemlicher Feigling. Wie ängstlich gehen Sie durchs Leben?
Als Kind hatte ich immer große Furcht davor, unser Zuhause zu verlassen oder alleine zu sein. Aber irgendwann überwindet man diese Ängste, und man wird erwachsener. Diese Überwindung von Ängsten kann ganz schön schwierig sein, aber wenn man es geschafft hat, ist das ein wunderbares Gefühl.
Wie behütet war Ihre Kindheit?
Keine Kindheit ist perfekt, auch meine war es nicht. Aber ich hatte zum Glück liebevolle Eltern, die meiner Schwester und mir sehr große Freiheiten gelassen und uns bei allen Dingen unterstützt haben. Je älter ich werde, desto dankbarer bin ich für diese Erfahrungen.
Wie viel von dem zurückhaltenden, unauffälligen Mitty steckt in Ben Stiller?
Ich bin schon etwas extrovertierter als Mitty. Sehr gut verstehen kann ich allerdings seine Was-wäre-wenn-Fantasien, wenn er davon träumt, einmal ein ganz anderer, tollerer Typ zu sein, als er es in der Realität eben ist. Vermutlich steckt in jedem von uns ein Mitty – in mir jedenfalls steckt ein ziemlich großes Stück von ihm.
Warum spielt die Geschichte ausgerechnet in der Redaktion des „Life“-Magazins?
Walter lebt in einer Fantasiewelt, da passt es bestens, dass er in einem Bildarchiv arbeitet und ständig von Fotos umgeben ist, die wahre Heldentaten und bewegende Schicksale zeigen. Mit dem Arbeitsplatz beim „Life“-Magazin bekommt man als Zugabe die besten Fotografien, die es überhaupt gibt.
Die Manager des Magazins wickeln im Film die Zeitschrift ab und entlassen Mitarbeiter – wie schwierig war es, die Genehmigung zur Nutzung des berühmten Namens zu bekommen?
Es war ein bisschen Anstrengung dafür notwendig. (Lacht) Die Chefs von Fox haben mit den Chefs von Time-Life geredet – und nach dem Gespräch zwischen diesen Titanen der Unterhaltungsindustrie haben wir die Genehmigung bekommen.
David Bowie lässt seine Musik ausgesprochen selten für Filme nutzen. Wie haben Sie seine „Space Oddity“ für den Soundtrack bekommen?
Musik war für mich als Regisseur immer fast so wichtig wie die Bilder. Ich hatte über 300 Songs auf einer Liste, die ich mir für den Film vorstellen konnte. Davon sind 30 übrig geblieben, die wir beim Drehen ständig gespielt haben. Bei Bowie hatten wir Glück, ich kannte ihn noch von seinem Auftritt in „Zoolander“. Wir haben ihn einfach gefragt und er war so nett, uns den Song nutzen zu lassen. Das war eine große Erleichterung, denn „Major Tom“ hat eine große Bedeutung für mich.
Als ebenfalls nicht ganz unkompliziert gilt Sean Penn. Wie kam er in Ihren Film?
Sean kenne ich schon lange und wollte immer einmal mit ihm drehen. Diese Rolle hat ihm auf Anhieb gut gefallen, und so hat er zugesagt. Ein echter Glücksfall, denn Sean gehört zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern.
Über welche Filme lachen Sie im Kino?
Ich lache über Abott & Costello und Buster Keaton. Wenn es um ernsthafte Schauspieler geht, bin ich absolut begeistert von Cary Grant.
Wie wichtig ist Humor in Ihrem Leben?
Humor ist für uns alle wichtig, schließlich hilft er, durchs Leben zu kommen und unerträgliche Dinge auszuhalten – in manchen Momenten kann Humor dein Leben retten.