Alle wollen rein – nicht nur in der Realschule Gerlingen nach der großen Pause. Foto: factum/Granville

Die Realschulen in Gerlingen, Ditzingen und Korntal sind voll – aber bei Schülern auch aus Stuttgarter Stadtteilen sehr beliebt. Mancher Schulleiter ist froh, wenn er die Nachfrage aus der eigenen Kommune bedienen kann.

Strohgäu - Am 1. Februar hat das zweite Schulhalbjahr begonnen. Und die Realschulrektoren führen unzählige Gespräche mit Eltern. Der Grund ist meist derselbe: Tochter oder Sohn tun sich im Gymnasium schwer, die Lehrer empfehlen den Wechsel an eine Realschule. Die Nachfragen von Eltern am Ort sind meist nicht das große Problem – wenn also etwa ein Kind in Ditzingen vom Gymnasium an die Realschule nebenan wechseln will. Doch es kommen auch zahlreiche Anfragen von Eltern aus Stuttgart-Weilimdorf oder -Feuerbach: Von dort aus ist man mit der U- oder S-Bahn rascher bei den Realschulen in Gerlingen, Ditzingen oder Korntal als in der Stuttgarter Innenstadt. Die meisten dieser nicht am Ort wohnenden Schüler müssen die Schulleiter aber ablehnen.

Viele Anfragen von auswärts

„Das G 8 fordert seinen Tribut“, sagt der Rektor der Gerlinger Realschule, Eiko Schwalbe. Es seien zwar alles Einzelfallentscheidungen, der Hauptgrund der Wechsel vom Gymnasium seien aber Leistungsprobleme. Zehn bis 15 Anfragen habe er von Schülern aus Stuttgart. Dazu kämen welche aus Korntal und Ditzingen – und von der Nachbarschule. Er gebe pro Schuljahr etwa zehn Schüler an die Realschule ab, bilanziert der Leiter des Gerlinger Robert-Bosch-Gymnasiums, Eberhard Blanz. Der Schulwechsel innerhalb des Schulzentrums mache es dem Kind einfacher. „Das ist dann kein kompletter sozialer Neuanfang; es ist sehr wichtig, die alten Kontakte zu behalten.“

„Wir können niemanden mehr aufnehmen“, sagt die Rektorin der Realschule Ditzingen, Heiderose Hügle. Die sechsten und siebten Klassen seien voll, in den Klassen fünf bis acht habe sie zum Halbjahr wieder Wechsler aufgenommen. Pro Stufe müsse sie einen bis zwei Plätze für die Kinder von Familien freihalten, die zuziehen. Je Schuljahr kämen etwa zehn Anfragen von Stuttgarter Familien – der Platz reiche aber gerade so für Ditzinger Schüler.

„Wir sind richtig voll und haben keine freien Plätze“, berichtet die Rektorin der Realschule Korntal, Astrid Awad. „Die Realschulen werden überrannt.“ Potenzielle Wechsler vom Gymnasium drängten in die Realschulen; dazu komme das Angebot, an der Realschule den Hauptschulabschluss ablegen zu können. Man habe keinen Platz für Auswärtige und könne gerade die Schüler aus der eigenen Stadt versorgen – auch „Absteiger“ aus dem Gymnasium.

Einige kommen wegen Latein

An seiner Schule sei gut 20 von etwa 400 Schülern zum Halbjahr empfohlen worden, an eine Realschule zu wechseln, berichtet der Leiter des Solitude-Gymnasiums in Weilimdorf, Bruno Stegmüller. Drei hätten gleich gewechselt, der Rest überlege noch. Es sei aber „verflixt schwierig, mitten im Schuljahr einen Platz zu bekommen“. Jeden Herbst gebe es im Durchschnitt 15 bis 20 Wechsler. Mit den Schulen in Gerlingen habe das Solitude-Gymnasium eine doppelte Beziehung: Aus Gerlingen kämen pro Jahrgang drei bis fünf Schüler, vor allem wegen Latein. Und die Gerlinger Realschule nehme den einen oder anderen Ex-Solitude-Gymnasiasten auf. Auch die Gemeinschaftsschule im Weilimdorfer Teil Giebel hat inzwischen einige Schüler aus Gerlingen – nachdem sie zu deren Start noch abgelehnt worden waren.

Termine In der Realschule Ditzingen gibt es am 20. Februar 2018 einen Informationsabend und am 9. März einen Tag der offenen Tür. Offene Türen gibt es in der Realschule Gerlingen ebenfalls am 9. März, in der Realschule Korntal sind Einblicke bereits am 3. März möglich.