Andrzej Samociuks ganzer Stolz: seine Limousine mit dem BK-Kennzeichen ist „eine runde Sache“, wie er sagt. Foto: Gottfried Stoppel

Andrzej Samociuk betreibt einen VIP-Fahrdienst und wird oft auf die Buchstabenkombination BK an seiner noblen Limousine angesprochen. Die wieder eingeführten Kürzel BK, LEO, NT und VAI sind beliebt.

Backnang - Er ist vor knapp 20 Jahren der Liebe wegen zufällig in Backnang gelandet – und hat sich dann ziemlich schnell in die Murrstadt und in die Region drum herum verliebt. Andrzej Samociuk, 42 Jahre alt, betreibt seit 2006 den VIP-Fahrdienst ASC Chauffeur Limousinen Service. Der Reiseleiter kutschiert eine zahlungskräftige Kundschaft aus Wirtschaft, Politik und Kultur kreuz und quer durch Deutschland und ins benachbarte Ausland, „von Italien bis nach Dänemark“.

Immer dabei ist das Kürzel seiner Wahlheimat Backnang – jedenfalls seit Ende 2013. Damals wurde nämlich das alte, 1973 im Zuge der Kreisreform abgeschaffte Kfz-Kennzeichen BK wieder eingeführt – sehr zur Freude aller Lokalpatrioten. Die noble Limousine von Andrzej Samociuk trägt die Nummer BK - AS 10. „Ich fühle mich als Backnanger", erzählt der Mann, der in Polen geboren und aufgewachsen ist, auch wenn er mittlerweile im Nachbarort Weissach wohnt. Das BK-Kennzeichen, sagt er, „fällt auf“. Er werde oft darauf angesprochen. Die WN-Nummer, die für die Kreisstadt Waiblingen steht und an seinem ersten Dienstwagen hing, „hat nie jemanden interessiert“.

Steht BK womöglich für Bad Kissingen?

Bei Staatsempfängen in Stuttgart, erzählt der Unternehmer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, stünden oft fast nur Fahrzeuge mit Stuttgarter Kennzeichen – und mitten drin seine Nobelkarosse mit der BK-Nummer. Immer wieder erkundigten sich die Menschen danach. Manche, sagt er, wüssten: BK steht für Backnang, anderen müsse er das erst mal erklären. Mitunter werde er gefragt ob BK womöglich das Kürzel für Bad Kissingen sei.

Allen Gesprächspartnern schwärme er von seiner Lieblingsstadt Backnang und vom Umland vor, so Andrzej Samociuk. Backnang sei eine lebenswerte, lebendige Stadt mit viel Fachwerk – und sie liege inmitten der schönsten Natur, am Rande des Schwäbischen Walds. „Wenn ich von der Arbeit komme, dann ziehe ich mir die Laufschuhe an und renne vom Haus weg los, oder ich fahre Rad.“ Die Lebensqualität im Raum Backnang sei hoch. In Stuttgart wohnen? Nein, das käme für ihn keinesfalls in Frage. Wäre zwar ganz praktisch, denn viele Fahrten starten oder enden in der Landeshauptstadt – aber ein Umzug: nein danke.

Mit solchen Worten lobt der Mann hinter dem Steuerrad die Stadt Backnang – immer wenn er auf das BK-Kennzeichen angesprochen wird. Von sich aus beginne ein Chauffeur indes niemals ein Gespräch mit einem Kunden, das sei eine eiserne Regel.

Die BK-Kennzeichen werden immer beliebter. Ende 2018 waren rund 26 600 Fahrzeuge im Landkreis mit einer BK-Nummer zugelassen. Mittlerweile sind es gut 29 000 – eine Zunahme von etwa zehn Prozent. WN-Kennzeichen gibt es aber weit mehr: etwa 333 900.

Der Backnanger OB Nopper wählt BK - WN 1

Auch die Zulassungsstellen in den anderen Landkreisen der Region vermelden deutlich steigende Zahlen der wieder eingeführten alten Kennzeichen. VAI, die Kombination steht für Vaihingen, ist mittlerweile rund 17 000 Mal unterwegs, im Vorjahr waren es noch rund 14 000 Fahrzeuge. Mit den Buchstaben LEO für Leonberg sind etwa 33 300 Fahrzeuge versehen, 2018 waren es 30 200, Spitzenreiter ist NT für Nürtingen, für das sich rund 48 400 Fahrzeughalter entschieden haben, im Vorjahr waren es rund 40 600.

Einer der größten Fans des BK-Kennzeichens ist – wie könnte es anders sein – der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper. Er hatte sich im Dezember 2013, als die ersten BK-Kennzeichen ausgegeben wurden, seine Traumkombination gesichert: BK - WN 1. Damals erklärte er: „Damit WN wieder dahin verwiesen wird, wo es hingehört: auf den zweiten Platz.“

Andere Autofahrer mit BK-Kennzeichen indes haben weit weniger lokalpatriotische Hintergedanken. Stefanie Bettina Kienzle aus Winnenden zum Beispiel sagt, sie habe BK und den Buchstaben S gewählt, „fast meine Initialen". Im übrigen „finde ich die Vielzahl bei den Kennzeichen einfach schön, es ist immer interessant auch ausgefallene Kennzeichen zu sehen“. Viele Autofahrer und Biker dürften sich ein BK-Kennzeichen allein deshalb geholt haben, weil ihre Wunschkombination mit WN vorne bereits vergeben war.

Mit BK fährt auch der Börde-Kreis

Solche profanen Überlegungen sind dem Backnang-Fan Andrzej Samociuk fremd. Er sagt, für ihn wäre es ein Albtraum, wenn beim Anmelden eines neuen Wagens ein Fehler passierte und seine coole BK-Nummer gesperrt würde. Er hat sich längst auch BK - AS 20 gesichert. Noch ziert dieses Kennzeichen zwar einen Kleinwagen, demnächst indes werde es an einer zweiten Limousine für den Chauffeurdienst angebracht.

BK-Nummern gibt es übrigens noch weit mehr als jene rund 29 000 im Rems-Murr-Kreis. Schon seit 2007 darf nämlich der Börde-Kreis in Sachsen-Anhalt diese ausgeben. Ein Sprecher der Behörde in Ostdeutschland erklärt auf Anfrage, dass es derzeit weitere rund 79 500 zugelassene BK-Kennzeichen gebe – was viele Backnanger Lokalpatrioten nicht ganz so toll finden und deshalb lieber verschweigen. Sie finden das vermutlich BKnackt.