Die Polizei durchsuchte das Waldstück, das zwischen Waldfriedhof und Autobahn liegt. Foto: factum/Weise

Ein von einem Spaziergänger bei Herrenberg gefundenes Fragment eines menschlichen Schädels gibt der Polizei Rätsel auf. Die Beamten prüfen einen Zusammenhang mit einem Vermisstenfall.

Herrenberg - Ein Mann hat vor anderthalb Wochen in der Nähe des Herrenberger (Kreis Böblingen) Waldfriedhofs ein Fragment eines menschlichen Schädels gefunden. Wie die Polizei berichtet, hatte der Mann den oberen Teil des Schädels, dem der Kieferknochen fehlte, am Sonntag, 26. Februar, gegen 18.30 Uhr im Gewann Königsrain entdeckt. Die Polizei sicherte den Fundort, der von dichtem Unterholz bewachsen ist, konnte aber bei einer Suchaktion keine weiteren Überreste entdecken. „Im Augenblick gibt es keine Hinweise auf ein Kapitalverbrechen“, sagte die Polizeisprecherin Tatjana Wimmer. Auch stehe noch nicht fest, wie lange der Knochen im Unterholz gelegen habe und ob es sich um Überreste eines Mannes, einer Frau oder eines Kindes handle. Aufschluss darüber sollen eine gerichtsmedizinische Untersuchung und eine Auswertung der DNA bringen. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet.

Einige Ergebnisse können die Ermittler allerdings bereits vorweisen. So sei man sicher, dass es sich um menschliche Knochen und nicht etwa um den Schädel eines Tieres handle. Auch einen Zusammenhang mit dem nahegelegenen Waldfriedhof, von dem Gebeine etwa durch Tiere oder versehentlich beim Ausheben eines Grabes an den Fundort gelangt sein könnten, schließen sie mittlerweile aus. „Wir haben geprüft, ob der Knochen vielleicht von dort stammen könnte. Das ist jedoch nicht der Fall“, sagte Tatjana Wimmer. Am vergangenen Dienstag rückte die Polizei erneut am Fundort an. Bei einer groß angelegten Suchaktion durchkämmten die Beamten einen Abschnitt des Schönbuchhangs, der parallel zur Hildrizhauser Straße liegt, schoben Büsche zur Seite und sondierten den Untergrund mit Stangen. Einige Fundstücke seien den Einsatzkräften dabei in die Hände gefallen, sagte Wimmer.

Fall aus Ludwigsburg

Bei ihren Recherchen stieß die Polizei auf einen Vermisstenfall aus dem Jahr 1998. Damals sei eine 24-Jährige, die in der Nähe des Fundorts gelebt habe, spurlos verschwunden, so Wimmer. Ein Zusammenhang mit dem gefundenen Knochen werde geprüft. Die Angehörigen der Vermissten wurden informiert. Einige der Fundstücke aus dem Herrenberger Wald habe die Polizei diesem Fall zuordnen können, so Wimmer.

Dass menschliche Knochen durch Zufall gefunden werden, kommt immer mal wieder vor. So hatte ein Förster im Sommer 2013 in einem umzäunten Abschnitt des Ludwigsburger Favoriteparks beispielsweise ein menschliches Skelett entdeckt. Wie die Ermittlungen ergaben, handelte es sich bei dem Toten um einen Saisonarbeiter aus Polen, der bereits seit dem Jahr 2004 vermisst worden war. Ein DNA-Test hatte die Beamten auf die richtige Spur gebracht. Der Polizei zufolge hatte die rechtsmedizinische Untersuchung der Knochen gezeigt, dass der Mann keiner Gewalttat zum Opfer gefallen war. Woran er gestorben war und wieso dies im Favoritepark geschah, konnten die Polizisten aber nicht definitiv aufklären.