„Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“: Protestplakat bei Demo. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mehrere hundert Menschen haben am Freitag vor dem Porschemuseum in Stuttgart gegen die Autoindustrie demonstriert. Dabei kam es auch zu einem kurzen Gerangel mit Ordnungskräften.

Stuttgart - Mehrere hundert Menschen haben am Freitag in Zuffenhausen gegen die Autoindustrie demonstriert. Sie marschierten vom S-Bahnhof Zuffenhausen über die Schwieberdinger Straße zum Porscheplatz, wo die Kundgebung stattfand.

Anlass war der vom „Handelsblatt“ initiierte Automobilgipfel, auf dem sich am Wochenende zahlreiche hochrangige Vertreter der Autoindustrie trafen. Bei der Demo ganz vorne mit dabei war Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der als Hauptredner auftrat. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis mehrerer Vereine und Organisationen, darunter Attac, BI Neckartor, Anstifter, Ende Gelände, Fridays for Future und Freifahren Stuttgart. Porsche sei nervös, ließ Resch gleich zu Beginn wissen, in den vergangenen Tagen habe er mehrere E-Mails vom Konzern erhalten, in denen er darum gebeten wurde, maßvoll aufzutreten. Am Porscheplatz kletterten Umweltaktivisten der Gruppe Robin Wood auf zwei Laternenmasten, spannten ein Seil und enthüllten ein Transparent mit der Aufschrift „Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“.

Kritik am steigenden SUV-Anteil

Teilnehmer des Automobil-Gipfels und Porsche-Mitarbeiter beobachteten die Aktion interessiert, teils amüsiert. Bereits kurz nach der Ankunft setzte sich eine rund 60 Personen große Gruppe vom Demo-Zug ab und blockierte die Einfahrt zu einer direkt neben der S-Bahn-Station Porscheplatz gelegenen Tiefgarage.

Dabei kam es kurz zu einem Gerangel mit Ordnungskräften von Porsche und lautstarken Wortgefechten. Die Gruppe setzte die Blockade auch dann fort, als die Veranstalter der Demo sie dazu aufforderten, zur Hauptgruppe zurückzukehren. Polizeibeamte trugen Demonstranten weg und erteilten ihnen Platzverweise. Die Ermittlungen gegen sie dauern noch an, teilte die Polizei mit.

Vor dem Porsche-Zentrum hatte Jürgen Resch mittlerweile das Wort ergriffen. Er kritisierte, dass die Industrie immer größere und schwerere Autos herstelle und der Anteil der SUV stetig steige. Auch schaffe es die Industrie nicht, erschwingliche Elektro-Autos der Mittelklasse zu produzieren. „Unter den 20 meistzugelassenen E-Fahrzeugen der Welt befindet sich kein deutsches Modell“, so Resch.

Er forderte die Manager von Porsche auf, keine „Klima-Killer-Autos“ mehr zu produzieren und die Anliegen der Klima-Demonstranten endlich ernst zu nehmen. Paula Bär, Vertreterin der Gruppe Kesselbambule, sagte, der Klimawandel sei kein isoliertes Problem, sondern Symptom unseres Lebenswandels.