Abgehängt: Wer mit einem E-Auto in Osteuropa unterwegs ist, muss sorgfältig die Reise planen. Ladesäulen sind rar. Foto: dpa

Bei der E-Mobilität fällt Europa auseinander: Nennenswerte Ansätze für eine Ladeinfrastruktur gibt es nur in Westeuropa. Dreiviertel der Säulen stehen in vier Ländern.

Brüssel - Vor der Sitzung der Umweltminister der EU-Mitgliedstaaten, die am Dienstag ihre Verhandlungslinie bei der CO2-Regulierung von neuen Pkws bis 2030 festlegen, warnen fünf osteuropäische Staaten vor einer technologischen Spaltung des Kontinents. „Der Übergang zur sauberen Mobilität darf nicht zu einer neuen Trennlinie auf dem Kontinent führen“, schreiben die Regierungschefs der Visegrad-Staaten Bulgarien, Tschechien, Slowakei, Polen und Ungarn in einem Schreiben an Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, das unserer Zeitung vorliegt. Österreich führt derzeit die Geschäfte im Ministerrat.

Niederlande sind spitze

Die Lade-Infrastruktur für Elektroauto ist vor allem in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien ausgebaut. Hier stehen drei Viertel der Ladesäulen. Die fünf Visegradstaaten verfügen mit insgesamt 2370 Ladesäulen derzeit nur etwa über halb so viele Säulen wie Österreich (4128). Die meisten Ladesäulen in der EU gibt es mit 35 000 Stück in den Niederlanden.

Im Hinblick auf ehrgeizige Pläne des EU-Parlaments geben die Staaten zu bedenken, dass der Gesetzgeber die „Kaufkraft“ der Bevölkerung nicht aus dem Blick verlieren soll. Das Parlament schlägt eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei Neuwagen zwischen 2021 und 2030 um 40 Prozent und eine Forcierung der E-Mobilität vor. Die Frage, ob sich die EU-Bürger Null- und Niedrig-Emissionsfahrzeuge überhaupt leisten können, müsse ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Und weiter heißt es in dem Schreiben: „Andernfalls könnte dies zu einem höheren Import von gebrauchten Fahrzeugen aus Mitgliedstaaten mit hoher Kaufkraft in Staaten mit niedriger Kaufkraft führen.“ Die Länder machten sich Sorgen über die „negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen, falls die Reduktionsziele auf einem unrealistischen Niveau festgelegt werden.“

Bundesregierung bremst

Die Visegrad-Staaten sprechen sich dafür aus, den Kommissionsvorschlag umzusetzen. Die Kommission hatte eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 30 Prozent bis 2030 vorgeschlagen und keine E-Auto-Quoten. Die Bundesregierung unterstützt ebenfalls den Kommissionsvorschlag. Die Verhandlungen mit dem Parlament sollen bereits am Mittwoch losgehen. Bevor die Regulierung für den CO2-Ausstoß Gesetz werden kann, müssen sich die Mitgliedstaaten und das Parlament auf einen Kompromiss einigen.