Deutsche Fans machten ihrem Unmut über Bundestrainer Jogi Löw in Estland Luft. Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Auswirkungen der neuen Foto-Affäre um den Doppeltorschützen Gündogan sind nur eines der Probleme, die der Bundestrainer in nächster Zeit anpacken muss. Der Umbruch im Nationalteam stockt trotz des 3:0 in Estland. Einige Fans zweifeln wieder vermehrt an Löw.

Tallinn - Nach einer Nacht des Zwiespalts um den Doppeltorschützen Ilkay Gündogan verbreitete Joachim Löw eine Gewissheit: Die Teilnahme an der EM-Endrunde im kommenden Sommer steht für den Bundestrainer nicht mehr infrage. Doch der beim 3:0 in Tallinn von einigen Fans wieder verbal attackierte Bundestrainer, nimmt gleich eine Handvoll gravierender Probleme und eine Menge Ungewissheit mit in den Qualifikationsendspurt im November. Der sensible Umbruch in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stockt.

Löw sucht acht Monate vor dem EM-Start mit mindestens zwei Heimspielen in München weiter nach dem geeignetsten Personal und System für die angestrebte Rückkehr zur Titeltauglichkeit. Und jetzt droht der sportlichen Leitung und dem DFB in der neuen Foto-Affäre um Gündogan und Emre Can auch noch die Fortsetzung der Debatte um Werte und Einstellungen türkischstämmiger Nationalspieler, die maßgeblich mit zur misslungenen WM 2018 in Russland beigetragen hatte.

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„Es war schwieriger, als wir es uns vorgestellt hatten“, sagte Löw am Ende einer Länderspielwoche, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Das war zwar am Sonntag hauptsächlich der schwierigen Situation in Unterzahl gegen plötzlich mutige Esten geschuldet. Die Nationalmannschaft ist aber auf dem angestrebten Weg der Wiedergutmachung nicht weiter als zu Jahresbeginn.

Das sagt Löw zu den Rufen

In der A. Le Coq Arena der estnischen Hauptstadt gab es von einigen mitgereisten deutschen Anhängern sogar Löw-raus-Rufe, als nach dem frühen Platzverweis für Emre Can die junge und personell weiter dezimierte Mannschaft die Orientierung verlor und es mit 0:0 in die Pause ging. Danach habe sein Team nach einigen kleinen taktischen Korrekturen „eine gute Reaktion gezeigt“, lobte Löw. Von den Rücktrittsforderungen von der Tribüne habe er „nichts mitbekommen“, sagte der 59-Jährige: „Ich habe die Rufe nicht gehört. Kann sein, das ist ihr gutes Recht.“

Für grundlegende Sorgen sieht Löw trotz des Ausfalls etlicher etablierter Kräfte keine Gründe. „Wir wollen und werden die letzten beiden Spiele gewinnen. Wir werden uns qualifizieren für die EM“, versprach der Bundestrainer für die ausstehenden Quali-Partien gegen Weißrussland und Nordirland. „Wir haben zu Null gespielt, drei Tore erzielt. Die drei Punkte sind das Wichtigste“, resümierte Löw.