Sogenannte Rollitaxen gibt es nur zwei in der Landeshauptstadt. Das ist zu wenig, findet der Behindertenbeauftragte. Foto: FACTUM-WEISE

Stuttgart will eine behindertenfreundliche Stadt sein. Beim Thema Mobilität von Rollstuhlfahrern aber ist man offenbar noch längst nicht so weit. Der Fall eines Touristen mit Behinderung zeigt: Es gibt einen Mangel an Rollitaxen in der Stadt.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt will eine Stadt der gelebten Inklusion sein. Das scheint aber nicht für seine Gäste zu gelten, die im Rollstuhl unterwegs sind. Als vor Kurzem ein Besucher, der von seinem Hotel aus zu einer Veranstaltung ins Haus der Wirtschaft wollte, ein rollstuhltaugliches Taxi bestellte, konnte man ihm nicht weiterhelfen. Erst mit beträchtlicher Zeitverzögerung kam schließlich ein Rollitaxi aus Esslingen. Die Taxizentrale spricht von einem Kommunikationsproblem, es gebe in der Stadt zwei solcher Fahrzeuge. Für Walter Tattermusch, den Behindertenbeauftragten, ist die Sache aber nicht erledigt.

Es ist der erste Bericht des seit dem vergangenem Juli amtierenden Behindertenbeauftragen gewesen. Neben vielen Einzelberatungen in den Sprechstunden und der Gremienarbeit gehören auch „strukturelle Probleme“ zum Aufgabengebiet dieses Ehrenamtes. Ein solches wurde kürzlich offenbar, als ein Tourist, der auf seinen Rollstuhl angewiesen ist, bei der Taxizentrale ein für ihn geeignetes Fahrzeug anforderte. Doch dem Mann wurde mitgeteilt, dass man gar nicht über ein solches Fahrzeug verfüge. Etwa für Elektrorollstühle braucht es solche speziell umgebauten Rollitaxen, in die Behinderte von hinten über eine Rampe einfahren können. Erst mit großer Verspätung, als man in Esslingen ein entsprechendes Fahrzeug bestellte hatte, erreichte der Betroffene sein Ziel. „In anderen Städten gibt ein umfangreiches Angebot an Rollitaxen“, erklärte Walter Tattermusch im Sozialausschuss. In größeren Städten, hat er festgestellt, seien es bis zu 20, aber selbst im nahegelegenen Reutlingen stünden neun zur Verfügung.

In anderen Städten ist das Angebot weit größer

Murat Arslan vom Vorstand der Taxizentrale wehrt sich gegen den Vorwurf, die Stuttgarter Taxler nähmen keine Rollstuhlfahrer mit. „Geht nicht, gibt’s nicht bei uns“, betont er, das gelte auch für Rollstuhlfahrer. Wenn man einen Rollstuhl zusammenklappen könne, wie in den meisten Fällen, dann werde dieser im Kofferraum verstaut. Und es gebe in der Flotte, deren Autos in der Landeshauptstadt und am Flughafen unterwegs sind, rund 780 Fahrzeuge, auch zwei Autos mit Rampe. „Das war ein Kommunikationsproblem, wir nehmen jeden Auftrag an“, erklärt der Vorstand der Taxizentrale.

Anschaffung deutlich teurer als übliche Taxen

Murat Arslan räumt freilich ein, dass zwei Fahrzeuge mit Rampe etwas wenig sind für eine Großstadt wie Stuttgart. Hätte man mehr, vielleicht zwischen zehn und 20, könnte man entsprechend werben und das Angebot auch bekannt machen. Aber bis jetzt sei die Nachfrage danach eben so gering, dass die Unternehmen sich auch nicht dafür entschieden, mehr solcher Fahrzeuge anzuschaffen, die etwa 10 000 Euro teurer seien als gewöhnliche Taxen.

Rollstuhlfahrer, die in Stuttgart leben, nutzen primär den Behindertenfahrdienst, mit dem sie Termine ausmachen können, kurzfristig funktioniert das aber nicht. „Und für Fremde, die nach Stuttgart kommen, ist dieses System verschlossen“, gibt Walter Tattermusch zu bedenken. Zwei Fahrzeuge mit Rampe seien für Stuttgart jedenfalls zu wenig, findet der Behindertenbeauftragte, „vor allem wenn es Geheimfahrzeuge sind“. Der Vorgang ist aus seiner Sicht im mindesten „ein Kommunikationsproblem innerhalb der Taxizentrale“, kritisiert Tattermusch. Für ihn ist die Angelegenheit deshalb auch noch nicht erledigt: „Ich werde da weiter aktiv sein, denn wir brauchen ein verlässliches Angebot.“