Experten befürchten, dass die Teilhabe von Behinderten gefährdet sein könnte. Foto: dpa

Was mit der Reform am Ende wirklich auf die Behinderten zukommt, ist noch nicht abzusehen. Naiv wäre allerdings, es einfach abzuwarten, findet unsere Redakteurin Karen Schnebeck.

Göppingen - Zu Recht weist die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings und SPD-Bundestagsabgeordnete, Heike Baehrens, daraufhin, dass es sich bei dem Papier, über das zurzeit diskutiert wird, um einen Vorentwurf handelt. Es sind also noch Änderungen möglich, bevor die Reform der Versorgungsmedizin-Verordnung beschlossen wird, die zum Beispiel regelt, wie der Grad einer Behinderung bewertet wird. Trotzdem ist es sinnvoll, dass sich die Behindertenverbände schon jetzt gegen die Aspekte wehren, die zu Verschlechterungen für viele Menschen führen würden. Sie müssen jetzt dafür sorgen, dass ihre Bedenken gehört und berücksichtigt werden.

Ein Glück, dass Menschen wie Claudia Oswald-Timmler für die Rechte Behinderter streiten, neue Koalitionen zu schmieden und ihre Anliegen in die Öffentlichkeit bringen. Mit ihrer Petition lenkt sie den Blick vieler Bürger auf ein Thema, von dem diese sonst mutmaßlich erst dann gehört hätten, wenn es zu spät gewesen wäre – nämlich wenn sie selbst plötzlich vom Thema Behinderung betroffen gewesen wären.

Denn eines sollte klar sein: Wenn die Rede von Behinderten ist, geht es bei weitem nicht „nur“ um Menschen mit angeborenen Schwierigkeiten – sie machen nur rund vier Prozent der Gesamtzahl aus. Die überwältigende Mehrheit trägt als Folge einer Krankheit oder eines Unfalls Einschränkungen davon. Das heißt, so mancher, der heute noch gesund ist, kann morgen selbst betroffen sein – und ist dann froh, wenn die Rechte und Hilfen, die sich Behinderte in den vergangenen Jahrzehnten erkämpft haben, auch künftig noch gelten.