Gefahrenstelle: Der Wartebereich an der Bushaltestelle vor den Neckartalwerkstätten ist gleichzeitig der Neckar-Fernradweg. Fotos: Mathias Kuhn Foto:  

Bei der Rundfahrt mit dem Behindertenbeauftragtem offenbarten sich Gefahrenstellen für Behinderte: Der Geh- und Radweg vor den Neckartalwerkstätten und der Überweg am Emma-Reichle-Heim.

Hedelfingen - Anschaulicher hätten die Teilnehmer der Stadtbezirksrundfahrt die Gefahren an der Bushaltestelle vor den Neckartalwerkstätten nicht vor Augen geführt bekommen können. Mit einer Gruppe von Behinderten hatten sie gerade den Wagen der Buslinie 103 verlassen, als sich aus Richtung Esslingen Fahrradfahrer näherten. „Denn der Gehweg ist hier gleichzeitig ein Teil des Neckar-Fernradwegs“, erklärte Walter Tattermusch, der Behindertenbeauftragte der Stadt Stuttgart. Er wollte sich mit einigen Behinderten, Bezirksbeiräten und Experten der Stuttgarter Straßenbahnen, des Tiefbau- und des Stadtplanungsamts Stolperstellen und Hindernisse im Stadtbezirk Hedelfingen ansehen.

Immer wieder Stolperfallen

Erste Stolperfalle: Die Busfahrgäste, die auf einen Rollator angewiesen waren, konnten lediglich mit Hilfe eines Begleiters vom Businneren auf den zu tief liegenden Gehweg treten. Die noch größere Gefahr kam mit großer Geschwindigkeit auf die auf dem Trottoir Stehenden zu. Die Radtouristen bremsten nur leicht ab und schlängelten sich durch die schmale Gasse, die die Fußgänger schnell gebildet hatten. „Wir können vielleicht noch reagieren, aber viele Mitarbeiter der Neckartalwerkstätten hören oder sehen schlecht und sind zudem auf den Ein- oder Ausstieg fokussiert. Sie nehmen den Radfahrer kaum wahr“, erklärt Ute Prodinger vom Sozialdienst der Neckartalwerkstätten. „Die Gefahrenstelle muss dringend entschärft werden“, bat Bezirksvorsteher Kai Freier.

Gemeinsam fanden Peter Krauß von den Stuttgarter Straßenbahnen, Ulrich Authenrieth vom Tiefbauamt und Stadtplaner Andreas Hemmerich eine Lösung: Ein 18 Zentimeter hoher Haltestellenkap würde Fahrgästen mit Gehwagen, Rollstuhl oder Kinderwagen den Ein- und Aussteig erleichtern und er würde auch das Miteinander von Fußgängern und Radfahrern etwas entzerren. Zusätzlich, so ein Vorschlag von Tattermusch, könnte man den Haltestellenbereich farblich hervorheben, damit die Radler auf mögliche Gefahrensituationen aufmerksam gemacht werden.

Auf Anregung von Betreuern der Neckartalwerkstätten erklärte sich Krauß zudem bereit, ein Wartehäuschen aufzustellen. „Allerdings nur, wenn wir es auf dem Gelände der Neckartalwerkstätten aufbauen dürfen und sich die Behinderteneinrichtung des Caritasverbands bereit erklärt, nach ihm zu schauen und es ab und an zu pflegen.“ Weitere Hindernisse erlebten die Teilnehmer am Emma-Reichle-Heim. Beim Aussteig an der Bushaltestelle am Rohracker Friedhof müssen ältere Menschen einen großen Schritt vom Bus auf den tiefer liegenden Gehweg machen. „Für Menschen mit Einschränkungen wie bei unseren Bewohnern ist dies kaum machbar“, sagt Anja Philipsen vom Emma-Reichle-Heim. Krauß gab ihr recht. „Schuld daran ist aber nicht unser Busfahrer. Die Haltestellenbucht ist zu kurz und zudem erschweren Glascontainer am Kopfende ein dichteres Hinfahren an den Gehweg. Mit baulichen Maßnahmen könnte die Stadt die Situation aber entschärfen.“

Umwege in Kauf nehmen

Doch vielleicht wäre eine größere Lösung noch besser. Um zu den Bushaltestellen der Linie 62 zu gelangen, müssen die Bewohner des Seniorenheims bislang Umwege in Kauf nehmen. Zur Haltestelle in Richtung Rohracker müssen sie die Dürrbachstraße überqueren, zur Haltestelle in Richtung Hedelfingen korrekterweise zusätzlich den Zebrastreifen in der Rohrackerstraße nutzen – eigentlich. Wegen zu hoher Bordsteinkanten in der Dürrbach- wie auch in der Rohrackerstraße ist die hohe Kante für Rollstuhl- und Rollatorfahrer kaum überwindbar. „Deswegen sollten wir überlegen, ob wir die Haltestelle am Friedhof nicht einige Meter in Richtung Emma-Reichle-Heim zurückverlegen und dort einen Überweg zwischen den beiden Haltestellen einrichten können “, schlug Andreas Hemmerich vor. Als kurzfristige Erleichterung sollen die Bordsteine nun zuerst abgesenkt werden.