Intensivbett mit Beatmungsgerät Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Kliniken vernetzen sich, um Beatmungspatienten schnell verlegen zu können. Sie reagieren damit auf die regional zu erwartenden unterschiedlichen Auslastungszahlen auf Intensivstationen.

Stuttgart - In der weltweiten Corona-Pandemie entscheiden die Kapazitäten zur künstlichen Beatmung von Patienten maßgeblich über deren Überlebenschancen. Deutschland ist in dieser Hinsicht vergleichsweise gut aufgestellt, doch ist die Zahl der Intensivplätze mit Beatmungsgerät auch hierzulande begrenzt. Auf gewöhnlichen Intensivstationen sind laut Experten rund 40 Prozent der Intensivplätze entsprechend ausgestattet. Zu normalen Zeiten werden die Geräte je nach Bedarf einfach von Bett zu Bett verschoben.

Die Auslastung der Beatmungsplätze dürfte sich in den kommenden Wochen regional sehr unterschiedlich darstellen, da die Infektionszahlen, räumlich betrachtet, teils erheblich voneinander abweichen. Es könnte also sein, dass in Stuttgart keine freien Kapazitäten mehr vorhanden sind, in Heilbronn oder im Landkreis Reutlingen aber sehr wohl. Patienten könnten dann verlegt und anderswo künstlich beatmet werden.

59 Kliniken aus dem Land melden

Eine schnelle Entscheidung darüber ist nur möglich, wenn freie Plätze transparent gemacht werden. Genau das geschieht seit wenigen Tagen. In Windeseile haben die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) eine Website freigeschaltet, auf der jedes Krankenhaus tagesaktuell die Belegung seiner Beatmungsplätze melden kann. Die Teilnahme ist freiwillig, doch möglichst alle Kliniken sollen mitmachen. Aus Baden-Württemberg sind aktuell 59 Krankenhäuser dabei.

Die Auslastung wird mit einem Ampelsystem gezeigt: Grün bedeutet, dass freie Plätze verfügbar sind. Gelb bedeutet, dass freie Plätze nur noch begrenzt da sind. Rot zeigt an, dass die Vollauslastung erreicht ist. Im Südwesten gab es am Dienstag, 11 Uhr, insgesamt acht rote Anzeigen. Zwei der 59 teilnehmenden Kliniken haben jetzt bereits die Vollauslastung erreicht. Allerdings waren nicht alle Meldungen auf dem neuesten Stand.

Die Meldung erfolgt für jedes Krankenhaus in drei Behandlungskategorien: Beatmung nicht invasiv, keine Organersatztherapie (Beatmung über Maske, geringer intensivmedizinischer Betreuungsbedarf/ICU low care); Beatmung invasiv, Organersatztherapie (Beatmung über Tubus oder Luftröhrenschnitt, hoher Betreuungsbedarf/ICU high care); extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO (High-Tech-Verfahren bei schwerstem Lungenversagen, Blut wird außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert). Das ECMO-Verfahren wird zusätzlich zur invasiven Beatmung eingesetzt. Nur 19 der 59 registrierten Häuser im Land bieten es an.