Gibt es in Filderstadt in Zukunft einen Bestattungswald? Das Foto zeigt einen Friedwald in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Foto: dpa/Peter Endig

Schon zweimal haben die Grünen im Filderstädter Gemeinderat einen Vorstoß in Richtung Urnenwald gewagt. Die Verwaltung wirkt zunächst zögerlich, nun kommt allerdings Bewegung in das Thema.

Filderstadt - Kriegt Filderstadt nun einen Bestattungswald oder nicht? Ja, wenn es nach den Grünen im Gemeinderat geht. Die Fraktion hat das Thema schon zweimal aufs Tapet gebracht, zuletzt 2018 in Form eines Antrags nach einer Begehung mit einer Expertenrunde. Sogar eine Machbarkeitsstudie wurde durch einen kommerziellen Anbieter erstellt, und diese weist Potenziale aus. Passiert ist indes bisher nichts Konkretes. Zuletzt waren die Friedhofsordnung und die Gebührensatzung im Dezember 2019 aktualisiert worden, „da hätte es reingehört“, findet Catherine Kalarrytou, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Tatsächlich aber hat die Verwaltung die versprochene Vorlage zu dem Thema bis heute nicht geliefert. „Es ist gar nicht behandelt worden“, sagt sie.

Nur eine Namenstafel erinnert an den Verstorbenen

Was ist überhaupt ein Bestattungswald? Die Konzeption des ersten und bekanntesten deutschen Anbieters, der Friedwald GmbH, sieht vor, dass die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen am Fuß von Bäumen in ausgewiesenen Waldstücken beerdigt wird. Während die Trauerfeiern individuell gestaltet werden können, ist als Erinnerung an den Verstorbenen lediglich eine schlichte Namenstafel vorgesehen. Klingt spartanisch, kommt aber an. Baumgräber gibt es bereits in Filderstadt, vergeben werden sie aktuell aber nur in Harthausen und auf dem unteren Friedhof in Sielmingen, obwohl das Interesse groß ist.

Oberbürgermeister Christoph Traub bestätigt das. Er stellt eine steigende Nachfrage in puncto alternative Beerdigungsformen fest, „viele lassen sich außerhalb bestatten, weil wir das hier nicht haben“. Tatsächlich haben Urnen den Särgen längst den Rang abgelaufen. Bürger entscheiden sich zunehmend zu Lebzeiten gegen ein klassisches Grab, um Angehörigen die Pflege zu ersparen oder weil sie das Unkonventionelle suchen. Auch das Stadtoberhaupt hatte im Herbst 2018 gesagt, er sei dem Thema Waldbestattungen „zugewandt“.

Wie groß wäre das Einzugsgebiet für ein solches Angebot?

Heute klingt das etwas zögerlicher. Er stehe der Sache „offen gegenüber“, sagt Christoph Traub. „Da tun sich Kommunen mit Waldfriedhöfen leichter“, führt er aus, in Filderstadt lägen die Friedhöfe indes innerstädtisch. Das heißt, etwa mit Parkplätzen ließen sich keine Synergien bilden. Auch sei zu prüfen, wie groß das Einzugsgebiet für derartige Angebote sei. Dennoch kommt jetzt Bewegung in die Sache. Die Verwaltung arbeitet aktuell eine Vorlage aus, die dem Gemeinderat laut dem OB „spätestens in der erster Sitzungsrunde nach der Sommerpause“ vorgelegt werden soll. Darin soll nicht nur der Punkt Urnenwald beleuchtet werden, sondern auch etwa das Thema Wiesenbestattung, das an ihn in einer Bürgerfragestunde herangetragen worden sei, außerdem soll es um Aussegnungshallen gehen. Oberbegriff: künftige Gestaltung von Trauerorten in der Stadt.

Catherine Kalarrytou betont derweil, dass der Bestattungswald für sie sprichwörtlich noch nicht vom Tisch ist. An der Forderung, dass die Stadtverwaltung zu dem Antrag eine Vorlage erarbeitet, „damit man das fundiert entscheiden kann“, hält sie fest. Es gebe viele Bürger, die sich ihre letzte Ruhestätte im Grünen wünschten. Auch Catherine Kalarrytou findet: „Wir haben Wald, und dafür kann man ihn gut benutzen.“