Jan Ferenz und Michael Hausiel (links) vom Stadtplanungsamt haben für den neuen Bebauungsplan geworben. Foto: Christoph Kutzer

Bei einem Ausspracheabend hat die Stadt versucht, den Bürgern den Bebauungsplan für die südliche Laustraße in Stuttgart-Sonnenberg schmackhaft zu machen. Mit mäßigem Erfolg aber viel Applaus.

Sonnenberg - Würde es nach der Mehrheit der etwa 40 Sonnenberger gehen, die sich am Donnerstagabend im Bürgerhaus Möhringen eingefunden hatten, so ließe sich die Diskussion um die Neuordnung des Gebiets schnell beenden. „Geben sie den Zentrumsgedanken auf, dann ist das Problem gelöst“, empfahl Stephan Bischoff, Vorsitzender des Sonnenberg-Vereins, den Vertretern des Stadtplanungsamts, Michael Hausiel und Jan Ferenz. Deren Werben für das Konzept eines E-Zentrums mit Mischnutzung traf auf wenig Verständnis. Die Idee, die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten durch Ansiedlung von Gewerbe auf Erdgeschossebene zu verbessen und gleichzeitig Wohnraum zu schaffen, geht in den Augen der Skeptiker an der Realität vorbei.

„Selbst in der Innenstadt gibt es im Einzelhandel oft zu wenig Kunden“, gab Susanne Henneka zu bedenken. „Schauen Sie sich das Obergeschoss im Gerber oder die untere Königsstraße an. Alle klagen über die Folgen des Onlinehandels und das in zentraler Lage“, so die Einzelhändlerin. Ein Fahrradladen oder ein Kinderbekleidungsgeschäft in Sonnenberg wären ihrer Einschätzung nach unrentabel. Zumal die derzeit moderaten Mieten an der Laustraße durch eine Überbauung sicher steigen würden. „Ich fürchte, am Ende kommt es zu Leerstand. Wahrscheinlich verschwinden dann auch noch die Geschäfte, die es heute gibt“, so Henneka.

Was mit Nahversorgern wie dem Lädle von Panagiotis Anastasiadis während der Bauphase geschehen soll, ist den Kritikern auch nicht klar. Zudem vermissen sie konkrete Voruntersuchungen, die den Bebauungsplan untermauern würden. „Es gab keine Marktanalyse, die die Einrichtung eines E-Zentrums rechtfertigen würde, und keine projektbezogene Arbeitsgruppe, die die Ideen im Vorfeld abgeklopft hätte“, monierte Bischoff. „Ihre Ziele sind unklar. Das Vertrauen ist angekratzt.“

Stadt hat Zugeständnisse gemacht

„Die Gebäude sind in die Jahre gekommen und Veränderungen sind damit ohnehin unausweichlich“, versuchte Hausiel im Gegenzug, den Handlungsbedarf greifbar zu machen. „Es wird ohnehin zu Umbrüchen kommen. Wenn diese den Bürgern nicht passen, etwa weil sich die Laustraße zu einem reinen Wohngebiet entwickelt, dann heißt es plötzlich: Warum hat die Stadt da nicht anders geplant? Das wollen wir vermeiden“, sagte Hausiel.

„Wir sehen die Chancen und Risiken anders“, ergänzte Ferenz. Er verwies zudem auf Zugeständnisse, die man bereits an die Vorstellungen der Skeptiker gemacht habe. Für bis zu dreistöckige Gebäude seien nun nur noch sieben der ursprünglich elf ins Auge gefassten Grundstücke vorgesehen. Auch werde die maximale Länge der Bauten auf 30 Meter beschränkt.

Zwischenrufe signalisierten, dass das jenen zu wenig ist, die um die Atmosphäre ihres Wohnorts fürchten. Mehrfach kochte die Stimmung im Laufe des zweistündigen Meinungsaustauschs in ähnlicher Weise hoch. Wiederholt musste die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis intervenieren, um den geregelten Fortgang der Diskussion sicher zu stellen.

Am Ende gibt es trotzdem Applaus

Einen Fürsprecher fanden die Planer in Björn Selent. Der SPD-Bezirksbeirat verteidigte die Entscheidung des Gremiums, dem Bebauungsplan zuzustimmen: „Wir brauchen Wohnungen in Stuttgart, aber wir brauchen auch neue Gewerbeflächen“, argumentierte er. „Wenn es mehr Raum für das Gewerbe gäbe, würden auch die Mieten sinken, weil Geschäftsleute eine größere Auswahl hätten“, so Selent.

„Ein reines Wohngebiet würde die Entwicklung des Einzelhandels in Sonnenberg stark beeinträchtigten“, versuchte Hausiel noch einmal, Verständnis für die angestrebte Mischnutzung zu wecken. Eine Dame hielt dagegen, man solle es lieber dem Markt überlassen, ob an der Laustraße in einigen Jahren noch Läden oder nur Wohnungen existierten. Das solle sich entsprechend des Käuferverhaltens entwickeln. Am Ende gab es trotz allem Applaus für Hausiel und Ferenz, die sich der nicht immer einfachen Debatte gestellt hatten.