Lars Lückemeier will am Wochenende an der Ostsee seine Klasse zeigen. Foto:  

Tim Holler und Lars Lückemeier möchten bei den nationalen Titelkämpfen richtig gut spielen.

Timmendorfer Strand/Fellbach - Es mag sich vieles verändert haben in seinem Leben, nichts aber daran: Tim Holler ist auf den Beachplätzen des Landes noch immer ein Spieler für die besonderen Momente. Einmal in dieser Saison, in Dresden, ist er von der Statistikabteilung der deutschen Tour der Beachvolleyballer dabei ertappt worden, wie er den Ball in einer Höhe von 344 Zentimetern geblockt hat. Der Basketballkorb, das nur zum Vergleich, hängt 3,05 Meter hoch. Und Tim Holler musste sich für seinen Flug in entlegene Regionen aus dem Sand nach oben stemmen – ein gravierender Nachteil, wie jeder Freizeitsportler weiß, der das mal versucht hat. Kein Nachteil auch für Lars Lückemeier: Tim Hollers kongenialer Kompagnon, ebenfalls vom SV Fellbach, stellte seinerseits in Düsseldorf mit einer Angriffssprunghöhe von 84 Zentimetern einen Bestwert auf. Die beiden halten die Erdanziehungskraft offenbar für überschätzt. Vielleicht gehören sie bei den deutschen Meisterschaften an der Seebrücke in Timmendorfer Strand, die am Freitag beginnen, eben deshalb zu den Geheimfavoriten auf den Titel bei den Männern.

Tim Holler, ausgemustert bereits nach wenigen Monaten. ist seither kein Profi mehr

Am Ostseestrand eroberte Tim Holler vor einem Jahr – an der Seite von Clemens Wickler – den nationalen Titel. Der 27-Jährige führt mittlerweile allerdings ein ganz anderes Leben. Nicht lange vor den deutschen Meisterschaften mit all den famosen Vorstellungen war der 2,04 Meter große Klasseblocker vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) aussortiert worden. Kurz nach dem größten Triumph seiner Laufbahn musste er den zentralen Stützpunkt in Hamburg verlassen. Clemens Wickler durfte bleiben und tritt nun mit Julius Thole den Opponenten gegenüber. Tim Holler, ausgemustert bereits nach wenigen Monaten. ist seither kein Profi mehr. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen in der Heimatstadt, an der Fachhochschule Esslingen. Und Beachvolleyball spielt er wieder mit dem Freund und Teamgefährten aus früheren Tagen, mit dem er 2013 den baden-württembergischen Titel gewonnen hatte. Mit Lars Lückemeier, 2017 trotz langer Verletzungshistorie nebst Alexander Walkenhorst (vormals auch beim SV Fellbach) auf dem fünften Platz in Timmendorfer Strand. Der vertraute Nebenmann aus Germersheim, seit 2012 in Fellbach, hat bereits den Bachelor-Abschluss in Kommunikationswissenschaften erzielt. Von Oktober an will der 23-Jährige darüber hinaus Pharmazie studieren und davor an der Ostsee gern noch so hoch springen, dass ein Berg von Fachliteratur unter ihn passen würde.

Im Vergleich zu den Nationalteams haben Tim Holler und Lars Lückemeier keine konkurrenzfähigen Voraussetzungen

Sebastian Fuchs, einer der Widersacher, hat dem Fellbacher Fliegerduo in einem offiziellen Video frech die Favoritenrolle zugedacht. „Das habe ich nicht ganz verstanden“, sagt Lars Lückemeier: „Mit dem Titel ist erst mal nicht zu rechnen. Da gibt es andere, die klare Favoriten sind.“ Vorneweg Clemens Wickler und Julius Thole, die zuletzt das Welttour-Finale in Hamburg als Vierte beendet haben. Oder Yannick Harms und Philipp Arne Bergmann, bis zur vorvergangenen Saison auch noch für die Hallenvolleyballer des SV Fellbach in der zweiten Bundesliga am Netz. Im Vergleich zu den Nationalteams haben Tim Holler und Lars Lückemeier keine konkurrenzfähigen Voraussetzungen. Konkurrenzfähig sind sie dennoch, zumal Lars Lückemeier in diesem Sommer erstmals seit vielen Jahren schmerzfrei ist. Mit seinem Kumpel hat er auf der deutschen Tour, das ist quasi die erste Liga der Beachvolleyballer im Land, die Plätze zwei (St. Peter-Ording) und fünf (Dresden, Kühlungsborn, Leipzig, Zinnowitz) erreicht. Ganz zufrieden waren die beiden damit nicht. „Wir können aber schon auch richtig gut spielen“, sagt Lars Lückemeier.

Kann durchaus passieren, dass die Begabten vom SV Fellbach auch am Wochenende in Timmendorfer Strand die Spieler für die besonderen Momente sein werden.