Thomas Müller spielte erst ab der 73. Minute. Das frustrierte den Weltmeister ziemlich. Foto: AFP

Seine Mannschaft hat zwar gegen Werder Bremen mit 2:0 gewonnen, trotzdem war Bayern-Spieler Thomas Müller unzufrieden. Der Weltmeister durfte erst ab der 73. Minute spielen.

Bremen - Seine Teamkollegen und auch Trainer Carlo Ancelotti hatten den geräuschlosen Pflichtsieg bei Werder Bremen längst abgehakt, da trat Thomas Müller gegen den Bayern-Coach unüberhörbar nach. „Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will, aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt“, ätzte der frustrierte Weltmeister, der im Weserstadion 73 Minuten auf der Bank geschmort hatte.

Nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung legte Müller mit gehörig Wut im Bauch Robert Lewandowski das Tor zum 2:0 (2:0)-Endstand auf. Genugtuung sprach dabei aus seinem Gesicht, denn selbst Ancelotti musste zugeben, dass es dem Rekordmeister Bayern München ohne Müller enorm schwerfiel, das grün-weiße Abwehrbollwerk zu knacken. „Wir haben eine Stunde lang Probleme gehabt, die nötigen Freiräume zu finden“, räumte der Italiener ein. Trotzdem durfte Müller erst nach dem ersten Lewandowski-Treffer (72.) auf den Rasen. Den unkonzentrierten und fahrigen Franck Ribery hatte Ancelotti bis zu diesem Zeitpunkt mit erstaunlicher Geduld gewähren lassen, umso mehr war der Frust des deutschen Nationalspielers nachvollziehbar.

Bayern-Coach wollte ganzen Raum für das Spiel nutzen

Der Bayern-Coach begründete seine Entscheidung mit rein taktischen Erwägungen: „Unser Plan sah es vor, den ganzen Raum des Feldes für unser Spiel auszunutzen.“ Da also, so ließ sich unschwer herauslesen, hatte Ancelotti offensichtlich Defizite bei Müller erkannt. Spielentscheidend waren diese personellen Maßnahmen indes nicht. Zum 14. Mal hintereinander beherrschten und besiegten die Gäste ihren Lieblingsgegner, der den einen oder anderen Nadelstich setzen konnte, aber ansonsten wie gewohnt praktisch chancenlos war. Ohne Punkt und Tor stehen die Norddeutschen erst einmal auf einem direkten Abstiegsplatz.

Entspannter als sein angefressener Teamkollege Müller konnte Manuel Neuer auf den unspektakulären Arbeitssieg bei den Hanseaten zurückblicken. Sein Liga-Comeback nach überstandenem Mittelfußbruch war so unauffällig wie fehlerfrei, auch weil die Bremer Offensive einfach zu schwach war, um sein Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen. “Natürlich muss ich weiter an meiner Fitness arbeiten, diesmal war die Belastung zum Glück noch nicht so hoch. Aber es war ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte der Bayern-Kapitän.

Ohne Müller haben in der ersten Halbzeit die entscheidenden Pässe gefehlt

Bundestrainer Joachim Löw, der in Bremen auf der Tribüne saß, hatte am Freitag bekannt gegeben, den 31-Jährigen in der Länderspielpause noch beim Titelverteidiger in München zu belassen. Auch Neuer war aufgefallen, dass das Bayern-Spiel ohne Müller oftmals etwas unrund lief. „Speziell in der ersten Halbzeit haben manchmal die entscheidenden Pässe gefehlt“, sagte der Keeper. Kleine Schwächen, von denen die Platzherren nicht profitieren konnten. „Viele Dinge, auch und gerade in der Defensive, haben ordentlich funktioniert. Aber die individuelle Klasse der Bayern ist so groß, irgendwann nutzen sie einen Stellungsfehler und machen ein Tor“, sagte der Bremer Coach Alexander Nouri, der von einem Fehlstart aber dennoch nichts hören wollte: „Hoffenheim und Bayern, das waren schließlich richtig gute Gegner.“

Doch angenehm ist die sportliche Situation an der Weser wieder einmal nicht, die nächsten Liga-Aufgaben sind ein Gastspiel beim Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC in Berlin und ein Heimspiel gegen den ambitionierten Klub Schalke 04. Doch auch Werder-Sportchef Frank Baumann verweigerte sich einem ersten Zwischenfazit: „Das gibt es von mir frühestens nach dem ersten Saisondrittel.“