Wieder mal zurück an einer alten Wirkungsstätte: Mats Hummels. Foto: dpa/Guido Kirchner

An diesem Samstag spielt Borussia Dortmund beim FC Bayern München. Das ist ein besonderes Spiel für die Fans und den BVB-Verteidiger Mats Hummels, der ganz gerne mal die Fronten wechselt.

Dortmund - Die Erinnerungen, die Mats Hummels im Sommer mit nach Dortmund gebracht hat, haben bei Michael Zorc offenbar eine Art Alarmzustand ausgelöst. Als der BVB im vergangenen Frühjahr zum vorentscheidenden Meisterschaftsduell beim FC Bayern antrat, habe Hummels – noch für München spielend – bereits im Kabinengang gespürt, „dass wir gewinnen werden“, hat der Verteidiger diese Woche erzählt. Verängstigte Dortmunder lagen zur Pause mit 0:4 zurück und verloren am Ende mit 0:5.

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Auf der Pressekonferenz vor der an diesem Samstag (18.30 Uhr) in München stattfindenden Partie forderte Zorc aufgrund dieser Vorgeschichte in einem flammenden Appell „Männerfußball“ von der Mannschaft. Beim Blick auf die jüngsten Auftritte des BVB beim FC Bayern zeige sich „eine reine Horrorbilanz, das muss man wirklich so sagen“, erregte sich der Sportdirektor. „Da brauchen wir auch nicht über Taktik oder sonst was zu reden, sondern (…) wir müssen Kerle sein auf dem Platz, darum wird es gehen.“

Seit dem 0:5-Debakel ist viel passiert

Vieles hat sich verändert seit jenem 0:5-Debakel, zum Beispiel das Trikot von Mats Hummels, der nun in Schwarz-gelb spielt, statt in Rot. Hans-Joachim Watzke wird am Samstagabend gespannt beobachten, ob das die erhoffte Wirkung hat. „Wir sind wegen unserer Defensive nicht Meister geworden“, hatte der Geschäftsführer des BVB in der Sommerpause gesagt und in Anspielung auf Hummels angefügt: „Dieses Problem haben wir gelöst.“ Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß merkte hingegen süffisant an: „Der BVB hat viele Spieler gekauft. Ob er sich verstärkt hat, sehen wir im Laufe der Saison.“

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Sportlich sind solche Zweifel längst ausgeräumt, der Weltmeister von 2014 ist die große Konstante in der Defensive beim BVB und erfüllt genau die Funktion, die er erfüllen soll: als Stütze für die jungen Nebenleute in Phasen der Unruhe, als Kopfballinstanz und Experte für lange Bälle in die Tiefe. Beim 0:0 gegen Barcelona zeigte er, dass er auch im Alter von 31 Jahren noch zu Weltklasseleistungen im Stande ist, je größer der Gegner, desto besser spielt er. Wahrscheinlich bezog sich Hoeneß‘ zweiflerischer Kommentar nicht zuletzt auf die Wirkung, die Hummels auf die Statik eines Teams hat.

Hummels in der Chefrolle

Das Angebot eine Chefrolle einnehmen zu können sei „der größte Anreiz“ bei seiner Entscheidung für die Rückkehr nach Dortmund gewesen, hat Hummels nach dem Wechsel erklärt. Aus der Nationalmannschaft ist er weniger aufgrund seiner Leistungen aussortiert worden, sondern eher um Raum für jüngere Spieler im Gefüge des Teams frei zu geben. Sowohl in der DFB-Auswahl als auch bei den Bayern gab es Berichte, dass Hummels den Kollegen mit seiner kritisch-analytischen Art auf die Nerven gegangen sei. „Die Zeit“ bezeichnet den Profi als „Ordnungsmacht“ im Kader des BVB und stellt die These auf, dass der Formverfall des Marco Reus mit den neuen Verhältnissen in der Mannschaft zu tun haben könnte: „Je dominanter Hummels ist, desto mehr verschwindet Kapitän Reus.“

Kritisch beäugt

Hummels bereichert diese Mannschaft mit einem kühlen, nach vorne gerichteten Erfolgsdenken und bildet damit einen Gegenpol zu Reus, der eher ein Romantiker ist und zum guten alten Elf-Freunde-Ideal neigt. Reus mag Harmonie, ihm ist daran gelegen, dass alle sich wohl fühlen, Hummels tritt den Härten des Geschäfts hingegen unvermittelt entgegen. In Dortmund erinnern sich viele Leute noch daran, wie Uli Hoeneß vor dem Wechsel des Fußballers nach München 2015 erzählt hat, dass der FC Bayern von sich aus gar nicht aktiv geworden sei, sondern eine Art Initiativbewerbung des Spielers erhalten habe. Der Transfer des damaligen Kapitäns zum großen Rivalen hat viele Dortmunder noch mehr gekränkt als der Verlust von Mario Götze, der ein junger und nicht unbedingt schlau beratener Spieler war, als er sich den Bayern anschloss.

Hummels hingegen betrieb seinen Abschied kühl und durchdacht. Auf der Südtribüne wurde er als Heuchler beschimpft, auch weil er Götze seinerzeit scharf für dessen Wechsel kritisiert hatte. „Der Kapitän geht als Erster von Bord. Am besten sofort!“, stand auf einem Banner, das Dortmunder Ultras damals entrollten.