Im Hof wird erweitert: Das geplante Führungs- und Lagezentrum des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. Foto: Polizeipräsidium Ludwigsburg

Lange wurde gerrungen, nun hat der Ludwigsburger Polizeipräsident Frank Rebholz die Zusage: Sein Haus wird erweitert, sechs Millonen Euro fließen in ein neues Führungs- und Lagezentrum. Schon im Sommer sollen die Bagger anrücken – denn die Räume werden dringend gebraucht.

Ludwigsburg - Das Telefon klingelt, oft sogar. 140 000 Mal im Jahr, 11 000 Mal im Monat, rund 380 Mal am Tag. Immer, wenn jemand in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg 110 in sein Telefon tippt, nehmen Jürgen Hauber und seine Kollegen den Hörer hoch. Was sie zu hören bekommen, variiert zwischen „Können Sie mir ein Taxi rufen“ bis „Ich habe gerade meine Frau umgebracht“. An einem Dienstagmittag geht es im Erdgeschoss des Polizeipräsidiums in der Ludwigsburger Friedrich-Ebert-Straße trotzdem ruhig zu. Acht Mitarbeiter sitzen in einem lang gezogenen Raum, dem Führungs- und Lagezentrum. Am Kopfende, in einem extra Büro, sitzt der Polizeiführer vom Dienst. Und das ist ein Problem.

Denn wie Frank Rebholz, der Polizeipräsident erklärt, wäre eine würfelförmige Anordnung für die Arbeit seiner Beamten deutlich besser geeignet als das schlauchförmige Großraumbüro, in dem sie derzeit ihren Dienst tun. Das sei zwar architektonisch schön, aber in der täglichen Arbeit durchaus hinderlich, erschwert es doch die Kommunikation zwischen den einzelnen Stellen. Deshalb freut sich Rebholz besonders über ein Schreiben, dass ihn unlängst erreicht hat.

Rund 140 000 Notrufe pro Jahr kommen an

Darin sagt das Land einen Anbau für das Ludwigsburger Präsidium zu. Rund sechs Millionen Euro soll das Gebäude kosten, schon im Sommer sollen die Arbeiter anrücken. Bleiben werden sie wohl anderthalb Jahre, schätzt Rebholz. Lange war über die Erweiterung debattiert worden, „wir sind froh, dass diese Hängepartie vorbei ist“. Das neue Führungs- und Lagezentrum sei ein „Herzstück, das funktionieren muss“.

Die ersten Vorschläge für die Erweiterung kamen schon kurz nach der Polizeireform im Jahr 2014. Vor allem jene Standorte, an denen aus mehreren Präsidien eines wurde, sollten auch räumlich wachsen. In Ludwigsburg ist das der Fall – hier sind die Beamten seither für zwei Landkreise zuständig. Doch erst einmal geschah nichts, nach der Landtagswahl drückte die neue grün-schwarze Regierung die Pausetaste. Die Reform sollte evaluiert, mögliche Schwächen behoben werden. „Man wollte nicht bauen, ohne zu wissen, wie der Standort einmal aussieht“, erklärt der 60-jährige Polizeichef. Die jetzige Freigabe wertet er daher als Signal, dass sein Präsidium seinen Status wohl behalten wird – und von ganz großen Umwälzungen verschont bleibt.

Entstehen soll ein Gebäude, in dem nicht nur das Führungs- und Lagezentrum untergebracht ist, sondern auch ein Raum für die sogenannte „Besondere Aufbauorganisation“. Hier arbeiten in speziellen Situationen – die Beamten sprechen von „Lagen“ – bis zu 50 Menschen zusammen. Dazu gehören Amokläufe, Banküberfälle, Bombendrohungen. Als ein 39-Jähriger im vergangenen Herbst seine Freundin angriff und schließlich 20 Stunden auf einem Eglosheimer Hausdach ausharrte, wurde der Raum gebraucht, bei einer Geiselnahme in Holzgerlingen im Juli 2015 ebenfalls. Eng wird es in diesen Fällen im Lagezentrum, zu eng. Der Anbau soll Abhilfe schaffen.

Mehr Platz für in den Ausnahmesituationen

Da eine Erweiterung entlang der Friedrich-Ebert-Straße nicht möglich ist, entsteht der Anbau im Hof des Polizeipräsidiums. Geplant ist ein Aufsatz auf den bestehenden Hundezwinger – mit Stützen. Das Gebäude wird über die bestehenden Flächen hinausragen. Einige der Parkplätze im Hof werden wohl weichen müssen, sagt Rebholz. Über einen Gang im ersten Stock gibt es eine direkte Verbindung zum Haupthaus. Insgesamt rund 780 Quadratmeter fasst das neue Gebäude, allein auf das Führungs- und Lagezentrum entfallen 450. Wichtig ist für die Beamten die technische Aufrüstung: In der neuen Einsatzzentrale wird es große Bildschirme geben, auf die Bilder aus dem Hubschrauber oder von Einsatzkameras live eingespielt werden. „Wir holen den Tatort hier rein“, meint Jürgen Hauber.