Das Familienzentrum soll in fünf Monaten fertig sein. Foto: Patricia Sigerist

Rund um die Pauluskirche laufen die Veränderungen auf Hochtouren. Während das neue Familien- und Stadtteilzentrum am Ernst-Wiechert-Platz zum Jahresende bezugsfertig sein soll, steht vor der Tür des Gotteshauses die nächste Baustelle an.

Fellbach - In und vor, neben und hinter der Pauluskirche ist einiges los, was Gegenwart, nahe und fernere Zukunft der evangelischen Kirchengemeinde und des Gotteshauses betrifft. Östlich des Kirchenhauses am Ernst-Wiechert-Platz harrt die Baustelle fürs neue Fellbacher Familien- und Stadtteilzentrum ihrer Vollendung. Doch der nächste Krachmacher lauert schon – und noch näher an der Kirchenpforte: Der Straßenbereich der nördlichen Bahnhofstraße wird in absehbarer Zeit massiv umgestaltet.

Der Bereich vor der Pauluskirche solle ein Ort der Ruhe bleiben

Und dann gibt es dort auch noch zwei Bäume, um deren Fortbestand sich Pauluskirchen-Pfarrer Pál István Gémes einige Sorgen macht. Als er sich kürzlich in der Schwabenlandhalle bei der Infoveranstaltung zur Bahnhofstraße für das Kastanien-Duo einsetzte, quittierten dies die Zuhörer mit anhaltendem Applaus. Diese beiden Wildkastanien, ergänzt Gémes auf Nachfrage unserer Redaktion, stünden dort seit vielen Jahrzehnten, „sie sind ortsbildprägend“. Der Bereich vor der Pauluskirche solle ein Ort der Ruhe bleiben, wo man unter dem Baumschatten auch mal ausschnaufen könne, und nicht von einem Gartenplaner in eine andere Richtung dirigiert werden. „Ich wollte da einfach mal einen Pflock reinhauen“, begründet Gémes seine klare Positionierung. Von Baudezernentin Beatrice Soltys, die die Bürgerinfo auch geleitet hatte, hat er bisher keine Rückmeldung zu seinem Vorstoß erhalten. Aber die Planung für die Bahnhofstraße stehe ja auch erst im Anfangsstadium, zeigt er Verständnis.

Sieht die Zukunft auf dem Platz vor der Pauluskirche – auch was die angedachte Verlegung der Bushaltestelle dorthin betrifft – noch etwas diffus aus, so bietet sich beim Blick vom Gotteshaus gen Osten eine erheblich fortgeschrittenere Perspektive. Das neue Stadtteil- und Familienzentrum befindet sich zwar noch nicht in den letzten Zügen, aber das Ende der Bauarbeiten ist absehbar. Bis Ende 2020 sei der Bau fertig, erklärte Stephan Gugeller-Schmieg, Leiter des Amts für Bildung, Jugend, Familie und Sport, kürzlich im Sozialausschuss. Das ist nicht ganz jenes Datum, das sich Pfarrer Gémes beim Rohbaufest im Juli 2019 erhofft hatte. Seinerzeit war er noch von einer Fertigstellung zum Schulbeginn in diesem September ausgegangen.

Es dauerte länger bis die Bolldozer kamen

Nun dauert es drei Monate länger, aber immerhin ist Land in Sicht. „Wird Zeit, dass es endlich fertig wird.“ Gémes’ Seufzer hat seinen Grund. „Als ich im Sommer 2013 in Fellbach angefangen habe, hieß es, noch im Oktober komme der Bulldozer“, erzählt er. Tatsächlich dauerte es dann „noch sechs Jahre, bis abgerissen wurde“. Dass zudem der Gemeinderat aus Kostengründen die Pläne erheblich eindampfte, hatte auch zur Folge, dass drei oder vier Jahre intensive Beschäftigung der kirchlichen und sonstigen Gremien mit ausgiebigen Sitzungen alle drei Wochen quasi für die Katz war. „Plötzlich hieß es: Alles zurück auf Anfang.“

Doch das ist mittlerweile Schnee von gestern. Durch die um ein Drittel abgespeckte Variante sei zwar „der Pfiff auf der Strecke geblieben“, sagt Gémes, das Gebäude stelle sich nun „praktisch, quadratisch“ dar, sagt er schmunzelnd in Anlehnung an die Werbung eines Schokoladenherstellers aus Waldenbuch. Die kleinere Version – bei letztlich doch gleichbleibenden Kosten von rund 7,5 Millionen Euro – biete nun einerseits zwar innen ein geringeres Raumangebot, draußen stehe jedoch mehr Platz zur Verfügung, was etwa dem Spielbereich der viergruppigen Kindertagesstätte zugutekommt. Auch sei das Gebäude nicht so eng an der Kirche wie in den anfänglichen Plänen, so Pál Gémes.

Das Stadtteil- und Familienzentrum, ein zweistöckiges Gebäude mit 2200 Quadratmetern Fläche, entsteht in einer Kooperation zwischen Kirchengemeinde, dem Evangelischen Verein und der Stadt Fellbach. Ziel ist es, dem Fellbacher Gebiet Kernstadt-Nord – grob gesagt also der Bereich zwischen alter Bundesstraße und Bahnlinie – eine „neue Mitte“ zu geben, mit Perspektiven für die Jugend- und Seniorenarbeit, Integrations- und Vereinsarbeit. Gémes sprach bei der Rohbaubesichtigung vor einem Jahr von der Chance, „über die Kirchturmspitze hinauszuschauen“. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull erwartet, wie sie ebenfalls seinerzeit erklärte, vom Familien- und Stadtteilzentrum einen künftigen „Treffpunkt für Sie und Ihre Nachbarn“. Der Pauluskirchen-Pfarrer kann es jedenfalls kaum erwarten: „Wir freuen uns riesig darauf“, insbesondere der Kindergarten, „denn die wollen ja im Januar einziehen“.

Eine Cheforganisatorin hat das Zentrum übrigens auch schon, wie Gugeller-Schmieg im Ausschuss bekannt gab: „Wir haben Elisabeth Blank als Geschäftsführerin gewinnen können.“ Sie ist in Fellbach bereits bekannt als Schulsozialarbeiterin am Friedrich-Schiller-Gymnasium und Betreuerin der städtischen Telefon-Hotline in der Corona-Krise.