Das Lindenmuseum soll in den kommenden Jahren in einen Neubau ziehen. Doch die Standortfrage ist noch nicht geklärt. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

200 Millionen Euro sollten in den kommenden Jahren für den Ausbau und die Sanierung von Spielstätten und Kulturbetrieben ausgegeben werden. Das war der Stand im Jahr 2013. Seither scheint sich vieles verändert zu haben.

Stuttgart - Rund 200 Millionen Euro – diese Summe stand im Jahr 2013 auf einer Liste der damaligen Stuttgarter Kultusbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Damit sollte der städtische Anteil an der Sanierung oder dem Neubau verschiedener Spielstätten und Veranstaltungsorte beziffert werden. Insgesamt war von Kosten von 400 Millionen Euro die Rede, da bei Projekten wie der Oper und dem Linden-Museum ein Teil der Kosten vom Land übernommen werden sollte. Die Liste mit sieben Punkten hatte Eisenmann den Fraktionsspitzen des Gemeinderats damals vorgelegt. Doch nur sechs Jahre später scheint die Planung überholt. Unsere Zeitung hat die Liste mit dem aktuellen Stand der Planungen abgeglichen.

Oper Punkt eins auf Eisenmanns Liste war die Oper. Sanierung und Erweiterung wurden im Jahr 2013 mit Gesamtkosten von rund 300 Millionen Euro berechnet. Eine Entscheidung sollte baldmöglichst getroffen werden. Das Land und die Stadt würden sich die Kosten fifty-fifty teilen müssen. So der Stand vor sechs Jahren. Heute ist die Stadt mit Aussagen zum Thema zurückhaltender. „Aktuell befindet man sich in der Planungsphase“, erklärt die Sprecherin der Stadt, Jana Steinbeck. „Ziel ist es, Ende 2019 eine Gesamtabstimmung in den Gremien von Stadt und Land über das Interim und die Generalsanierung der Oper auf den Weg zu bringen. Die Gesamtabstimmung beinhaltet auch eine Ermittlung der Kostenschätzung durch Vermögen und Bau.“ Zuletzt wurden verschiedene Summen in Bezug auf das Projekt Oper genannt. Die Schätzungen für die Sanierung des eigentlichen Opernhauses lagen zwischen 400 und 600 Millionen Euro. Zudem wurde eine Interimsspielstätte im Paketpostamt am Rosensteinpark jüngst verworfen, nachdem die Kosten für das Ausweichquartier auf 116 Millionen Euro beziffert worden waren. „Das Ringen um die optimale Lösung für die Sanierung der Oper kostet seine Zeit. Dazu gehören auch die gründliche Ermittlung der Bedarfe des Staatstheaters und die intensive Suche nach einem geeigneten Interim.“

Linden-Museum An Position zwei auf der Liste stand der Neubau des Linden-Museums. Die Kosten dafür wurden auf insgesamt 60 bis 70 Millionen Euro geschätzt. Auch hier fiel, so die damalige Einschätzung der Stadt, die Hälfte der Kosten der Stadt zu. Und auch hier will die Stadt im Gegensatz zu 2013 heute keine genauen Zahlen nennen. Der Neubau sei Teil des Wettbewerbs Rosenstein, heißt es. Der Wettbewerb solle ein städtebauliches Konzept für die Entwicklung des gesamten Quartiers liefern. „Wegweisend für die weitere Planung dürfte auch das Ergebnis des Preisgerichts Rosenstein sein, das am 8. April stattfindet“, sagt Steinbeck. Doch im Gemeinderat wurde nun auch das Areal Königstraße 1 bis 3 als möglicher neuer Standort für das Museum ins Gespräch gebracht. Die Wahl des Standorts habe erhebliche Auswirkungen auf die Kosten, so die Sprecherin der Stadt.

Wagenhallen Die Wagenhallen waren 2013 der dritte Posten auf der Liste von Susanne Eisenmann. Dort waren als Kosten rund 30 Millionen Euro veranschlagt. Auf die Frage, ob diese Schätzung korrekt war, heißt es aus dem Rathaus: Durch den Umgang mit der fragilen Bausubstanz und durch Kapazitätsengpässe infolge der angespannten Marktlage in der Bauwirtschaft komme es zu moderaten Kostensteigerungen. Auch hier will man keine konkreten Angaben machen. Die Kostensteigerungen würden „systematisch aufgearbeitet, bewertet und für eine Berichterstattung in den städtischen Gremien vorbereitet“. Theaterhaus Das Theaterhaus war der vierte Punkt auf der Liste der Stadt. Erweiterungsbau inklusive Parkhaus sollte nach Schätzung von 2013 zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten. Hier kommt die Stadt nicht umhin, aktuelle Zahlen zu nennen. „Für den Ergänzungsbau Theaterhaus sind im städtischen Haushalt knapp 40 Millionen Euro eingeplant. Zudem soll die Halle T1 ertüchtigt werden. Dafür liegt eine erste grobe Kostenannahme in Höhe von etwa 6,2 Millionen Euro vor“, sagt Jana Steinbeck. „Der Planungsprozess und der Baubeginn haben sich zeitlich verzögert.“ Liederhalle Der nächste Punkt der Ausgabenliste war die Liederhalle. Ein Teil des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle muss unter anderem aus Brandschutzgründen saniert werden. Kostenschätzung 2013: 15 bis 20 Millionen Euro. Heute heißt es dazu kurz und knapp aus dem Rathaus: „Im Haushalt stehen 24,5 Millionen Euro bereit, die Planungen liegen im Zeitplan.“ Im Sommer wird mit der Sanierung begonnen.

Film- und Medienhaus Für das Film- und Medienhaus, Punkt sechs der Liste von Susanne Eisenmann, wurden im Jahr 2013 keine konkreten Zahlen genannt. Doch schon damals war man auf der Suche nach einem geeigneten Standort. „Sollte dieser gefunden werden, erwartet die Stadt, eine hohe Summe für eine dauerhafte Spielstätte investieren zu müssen“, so die Einschätzung vor sechs Jahren. Heute heißt es dazu aus dem Rathaus: „Die Standortfrage für ein Film- und Medienhaus ist noch nicht geklärt.“ Und: Die bauliche Situation am präferierten Standort Breuninger Parkhaus sei schwierig. „Voraussichtlich klärt sich die Standortfrage bis Sommer 2019.“

Freie Tanz- und Theaterszene Der letzte Punkt auf der Liste von 2013 war die Freie Tanz- und Theaterszene. Vor sechs Jahren gab es eine befristete Interimslösung im Depot in Stuttgart-Ost. Die Stadt rechnete laut Liste damit, „eine höhere Summe investieren“ zu müssen. Nun soll die Freie Szene im Ergänzungsbau des Theaterhauses untergebracht werden. Bis dieser Bau allerdings bezogen werden kann, fördert die Stadt die Interimsgeschäftsstelle mit 62 000 Euro pro Jahr und gibt weitere 20 000 Euro jährlich für die Öffentlichkeitsarbeit aus.