Die alten Gebäude auf der Oberen Walke wurden längst geschreddert. Foto: Gottfried/Archiv

Das Umweltministerium hat keine Bedenken wegen der geplanten Bebauung der Oberen Walke. Die Stadt erarbeitet zusammen mit der Doblinger Industriebau AG einen Erschließungsplan. Lokale Umweltschützer indes sehen die Sache ganz anders .

Backnang - Das Landesumweltministerium teile die Bedenken der Backnanger Ortsgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) gegen die geplante Bebauung der Oberen Walke am Backnanger Stadtrand nicht. Das hat der Leiter des Baurechtsamts der Stadt Backnang, Helmut Wagner, am Donnerstagabend im Gemeinderat verkündet. Aus Sicht der Stadtverwaltung sollte mit dieser Einschätzung des Stuttgarter Ministeriums der Weg frei sein für das ehrgeizige Projekt, über das in der Murrstadt seit mehr als zehn Jahren diskutiert und mitunter erbittert gestritten wird (wir berichteten).

Zunächst war auf der Oberen Walke ein Fachmarktzentrum geplant gewesen. Nun soll auf dem Gelände, das der Münchener Doblinger Industriebau AG (Dibag) gehört, laut Auskunft des Leiters des Backnanger Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, Wohnraum für rund 250 Personen entstehen. Bereits gebaut und eröffnet worden ist auf der Oberen Walke bis dato einzig ein Lebensmittelvollsortimenter.

Der BUND und dessen Vorsitzender, Andreas Brunold, kritisieren, dass das Areal direkt an der Murr rechtswidrig mit Bauschutt aufgefüllt worden sei. Das insgesamt rund sechs Hektar große Gelände dürfte keinesfalls komplett bebaut werden. Andersfalls gingen bei extremem Hochwasser der Murr wichtige Retentionsflächen verloren. Andreas Brunold hat jetzt auf Anfrage erklärt, dass der BUND bei seiner Sicht der Dinge bleibe. Man habe „Beweisfotos“, die belegten: Die Mauern der alten Industriegebäude, die vor ein paar Jahren auf der Oberen Walke abgebrochen wurden, seinen als Bauschutt auf dem Gelände verteilt worden.

„Wir werden uns weiter gegen die Bebauung wehren“

Das Areal sei teilweise um gut zwei Meter angehoben worden. Und das sei nicht zulässig. „Wir werden uns weiter gegen die Bebauung wehren“, so der Vorsitzende. Der BUND behalte sich vor, gegen den Bebauungsplan zu klagen, sobald dieser vom Gemeinderat beschlossen sei.

Wagner hat im Gemeinderat erklärt, dass die 2014 erfolgte „Umlagerung von Erdmaterial“ außerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebiets erfolgt sei. Die im Bau befindlichen beziehungsweise geplanten Hochwasserpumpwerke führten im Falle eines Hochwassers „in der Regel“ nicht zu einer weiteren Zunahme der zu berücksichtigenden Gesamtabflussmenge des Wassers. Derzeit seien „keine unrechtmäßigen Aufschüttungen auf dem Gelände der Oberen Walke innerhalb des Überschwemmungsgebietes vorhanden“. Der Ansatz für die Berechnung des für die vorgesehene Bebauung der Oberen Walke erforderlichen Retentionsausgleichs sei aus Sicht des Umweltministeriums nicht zu beanstanden, so Wagner. Das Umweltministerium bestätigt die Aussagen der Stadt .

Bauträger haben Interesse an den Grundstücken

Auf den ersten Blick gibt es für einen Besucher der Walke kaum Zweifel: das Gelände direkt an der Murr könnte zu einem schmucken Wohngebiet werden. In unmittelbarer Nähe gibt es bereits den Supermarkt sowie einen Discounter. Der Fußweg in die Altstadt ist nicht weit. Und selbst das Kombibad ist, zumindest mit dem Fahrrad, schnell zu erreichen.

Laut Auskunft von Stefan Setzer melden sich immer wieder Bauträger, die Interesse an den Grundstücken hätten. Wenn alles nach Plan laufe, so der Leiter des Planungsamts weiter, dann könnten die Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet im Frühjahr 2018 beginnen. Vorher müsse der Bebauungsplan ausgetüftelt und vom Gemeinderat verabschiedet werden.

Zurzeit verhandele die Stadt mit der Dibag über die Erschließung. Es sei geplant, dass die Eigentümerin auf eigene Kosten die Straße, Leitungen und Kanäle anlege und diese Einrichtungen dann der Stadt übertrage. Im Gegenzug sichere die Kommune der Dibag zu, fortan die Unterhaltungskosten zu übernehmen.

Wohnen am Wasser – darauf müssen alle interessierten Bürgen in Backnang also noch ein Weilchen warten. Die Bauarbeiten für die Wohnungen dürften laut Setzer kaum vor Anfang 2019 beginnen.