Die evangelische Kirchengemeinde hat das Johanneshaus aufgegeben. Sie konzentriert sich auf die Ortsmitte. Foto: factum/

Das Gemeindehaus wird abgerissen, die evangelische Kirchengemeinde will das Grundstück verkaufen. Der Kaufinteressent, eine Baugenossenschaft, hat die ersten Konzepte für eine Bebauung vorgelegt. Es gefällt vielen nicht.

Ditzingen - Die Bürgerinitiative „Nein zum Wohnklotz Johanneshaus- und Kitagelände“ ist am Dienstag gut sichtbar im Ratssaal vertreten gewesen: Die Mitglieder trugen orangefarbene Warnwesten. Rund 50 Anwohner der Korntaler Straße kamen in den Ditzinger Ausschuss für Technik und Umwelt, um ihren Unmut kundzutun. Sie lehnen die geplante Bebauung in der Kernstadt ab. Sie sei zu hoch und zu dicht.

Die evangelische Kirche will für die Renovierung des Gemeindehauses an der Konstanzer Kirche das Areal verkaufen. Die von der Baugenossenschaft vorgesehene Neubebauung sei aber zu massiv, monieren die Anwohner. Rederecht hatten sie nach der Gemeindeordnung nicht. Und der Ausschuss sollte an diesem Abend lediglich informiert werden.

„Der neue Gemeinderat wird nach der Sommerpause weitergehende Beschlüsse fassen“, verwies der Bürgermeister Ulrich Bahmer auf den Zeitplan. Der potenzielle Bauherr, die Baugenossenschaft Neues Heim, stellte sowohl sich als auch das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vor. Die darin enthaltenen vier Varianten für eine Wohnbebauung nebst neuer Kindertagesstätte lehnt die Bürgerinitiative ab.

Es gibt mehrere Kritikpunkte

Die Räte äußerten sich in einer ersten Stellungnahme zurückhaltend bis kritisch. Ein Viertel der Wohnungen soll sozialer Wohnungsbau werden. Ursprünglich war das Doppelte geplant. Darauf verwies die SPD-Fraktionschefin Sabine Roth. „25 Prozent sind zu wenig“, kritisierte sie. Michael Schmid (Freie Wähler) hinterfragte, ob die Bebauung nicht zu massiv würde. „Die Baukörper sind größer als die Umgebung.“ In dieselbe Richtung argumentierte Konrad Epple (CDU). Die Planung sei zwar grundsätzlich gut, aber „zu groß“.

Die Anwohner sehen eine Verdichtung zwischen rund 30 und mehr als 50 Prozent. Die vorgesehenen Gebäude seien um rund fünf Meter höher als der Bestand. „Es geht uns um ein ausgewogenes Konzept, das die Interessen aller Betroffenen berücksichtigt“, forderten sie im Vorfeld. „Es darf nicht sein, dass der Zweck jegliches Mittel heiligt“, heißt es in ihrer Stellungnahme. Sie fühlen sich in ihrer Kritik nach der Sitzung bestätigt.

Die Baugenossenschaft will dort – je nach Variante – zwischen 17 und 19 Wohnungen errichten. Die Studie sieht eine Bebauung mit zwei- bis dreigeschossigen Häusern mit Satteldach vor. Außerdem auf dem Areal untergebracht werden soll eine Kindertagesstätte. Sie soll, so ist es der Wille von Stadtverwaltung und Gemeinderat, die in die Jahre gekommene Einrichtung am selben Standort ersetzen. Sie muss Platz für 85 Kinder haben.

Die Anzahl der Wohnungen hält die Baugenossenschaft aus wirtschaftlichen Gründen für kaum diskutierbar. Es gebe eine Untergrenze, unter die sie nicht runtergehen könnten, signalisierte Martin Gebler, der Prokurist der Baugenossenschaft Neues Heim.

Eine Diskussion vor Ort

Um ihre Pläne voranzutreiben, hatte die evangelische Kirchengemeinde sowohl Kontakt mit der Stuttgarter Baugenossenschaft als auch mit der Stadt aufgenommen. Der Stadt gehört das Nachbargrundstück mit Kindergarten.

Die nun vorgelegte Machbarkeitsstudie ist die Basis für die anstehende Diskussion. Denn letztlich „entscheidet der Gemeinderat“, sagte der Bürgermeister Ulrich Bahmer. Gemeinderat, Anwohner und Architekten diskutieren am Donnerstag, 6. Juni 2019, von 19 Uhr an auf dem Grundstück des Johanneshauses in der Ditzinger Knielstraße 116.