Revierförster Steffen Frank im Zeilwald bei Hemmingen: Hier gibt es die größten Schäden an Buchen im Landkreis. Foto:  

Akute Trockenschäden lassen massenhaft Buchen absterben. Im kommenden Winter müssen im nördlichen Strohgäu doppelt so viele Bäume gefällt werden wie geplant. Revierförster Steffen Frank hat bereits 1000 Stämme markiert.

Hemmingen/Ditzingen - Massenhaft Bäume ohne Blätter. Ganze Waldränder braun. Rote schräge Striche an kräftigen Stämmen. Wer derzeit mit offenen Augen durch den Wald im nördlichen Strohgäu geht, erkennt: Hier herrscht Stress pur. Vor allem Buchen sind tot, oder sie kämpfen ums Überleben. Die Trockenheit seit 2016 hat sehr viele Opfer unter diesen Laubbäumen gefordert – vor allem im Hemminger Zeilwald und im Gebiet der Ditzinger Stadtteile Heimerdingen und Schöckingen. Rund 1000 Bäume habe er zum Fällen markiert, berichtet der Revierförster Steffen Frank – weit mehr als vorgesehen. Viele von ihnen sind Methusalems, 100, 120 oder gar 200 Jahre alt.

Braune Blätter im Mai

„Die Buchen sind Anfang und Mitte Mai von Woche zu Woche brauner geworden“, erzählt Frank im Wald. Er muss gar nicht auf die geschädigten Bäume mit der glatten Rinde hinweisen – der Besucher sieht sie von alleine. Mitten im Wald, aber auch am Wald- oder Wegrand. Kahl oder mit braunen Blättern. Alles Zeichen akuter Trockenschäden. Das wird auch durch ein Gewitter oder einen Regen, der eine Nacht lang anhält, nicht mehr gerettet. In einer Fachzeitschrift ist von landesweitem Trockenstress der Buchen die Rede: Bäume mit fehlendem Laubaustrieb, Sonnenbrand an der Südseite des Stamms, abplatzende Rinde, abgebrochene Äste.

Die Schäden seien aber lokal begrenzt, sagt Frank. Schon im Gerlinger Wald, nur ein paar Kilometer südlich, sähe es besser aus. Frank muss seine Waldarbeiter zum Fällen schicken – vor allem zu den Stellen, wo hohe Bäume gefährlich werden können, wenn sie umfallen: entlang von Straßen, Waldwegen und Bahnlinien. „Abgestorbene Bäume, die nicht gefährlich werden, bleiben vorläufig stehen.“ Ein schräger roter Strich am Stamm ist das Zeichen zum Fällen. Frank musste schon Sprühdosen mit roter Farbe nachbestellen.

Einschlag doppelt so hoch wie geplant

Der zwingende Holzeinschlag sei fast doppelt so hoch wie vorgesehen, berichtet der Förster. So war geplant, im Hemminger Wald 680 Festmeter zu fällen, es werden wohl 1300. Auf Ditzinger Markung standen 1500 Festmeter im Plan, angezeichnet sind 2500. Die Steigerungen durchkreuzen den Grundsatz der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Der bedeutet: Pro Jahr soll nicht mehr Holz geschlagen werden als nachwächst.

Frank bittet die Bevölkerung um Verständnis, wenn seine Leute im Oktober mit der Arbeit beginnen. Und er macht sich Sorgen: Baumfällen sei gefährlich – „auch wenn meine Männer Profis sind“. Um die Gefahr zu verringern, habe man spezielles Werkzeug gekauft. Mit dem funkgesteuerten Fällkeil könnten die Arbeiter im kritischen Moment ungefährdet außerhalb des Fallkreises stehen.

Noch schlimmer ist es im Enzkreis

„In Hemmingen und Ditzingen sind die Schäden im Landkreis am extremsten“, berichtet Gundula Gmelin, aber auch am Stromberg gebe es schlimme Schäden an Buchen. Bäume, deren Krone schon braun geworden und damit abgestorben ist, seien kaum mehr zu retten, ergänzt die Fachbereichsleiterin Forst im Ludwigsburger Landratsamt. Die Buche sei ein Flach- oder Herzwurzler, ihre Wurzeln gehen nicht so tief in den Boden wie die der Eiche. Deshalb braucht sie mehr Feuchtigkeit im oberen Teil der Bodenschicht – daran mangelt es bei großer Trockenheit.

„Unsere Wälder im Landkreis sind nicht flächendeckend gleich befeuchtet, das ist alle paar Kilometer anders“, erklärt Gmelin. Seit 2015 gehe zudem das Grundwasser zurück – was bedeute, dass die Bäume mehr Wasser von oben brauchen. Die Regenfälle der letzten Tage seien meist schon in den Blättern hängengeblieben. Der Blick über die Kreisgrenze biete aber noch Schlimmeres als in Hemmingen und Heimerdingen. Im Enzkreis sehe es grässlich aus, „ich bin echt erschüttert“, sagt die Frau vom Forst.

Der Wald im Landkreis Ludwigsburg

Fläche
Im Landkreis Ludwigsburg gibt es 12 100 Hektar Wald. Diese liegen vor allem an den Rändern des Landkreises: im Süden im Strohgäu, im Westen an der Grenze zum nördlichen Kreis Böblingen und dem Enzkreis. Im Norden gibt es Wälder bei Sachsenheim und Freudental sowie im Stromberg und nördlich von Bietigheim. Der Nordosten des Landkreises ist im Bottwartal bewaldet. Die Mitte hat fast keinen Wald; nennenswert ist der Favoritepark in Ludwigsburg.

Baumarten Gut ein Drittel sind Eichen, ein Viertel Buchen, ein Fünftel andere Laubbäume, ein Sechstel besteht aus Fichte und Kiefer.

Forstreviere Im Kreis gibt es elf Forstreviere: Eberdingen, Vaihingen, Ensingen, drei im Stromberg, in Besigheim, Bietigheim, Großbottwar sowie am Forsthof. Die beiden Strohgäu-Reviere Heimerdingen und Gerlingen sind mit 850 und 800 Hektar etwa gleich groß.

Verwaltung 72 Prozent des Waldes gehören den Kommunen, elf Prozent dem Land und der Rest Privatleuten. Im Betrieb Forst Baden-Württemberg laufen die Fäden zusammen.