Erst wird gefällt, dann zieht der Schlepper die Bäume an den Wegrand. Später werden die Wege wieder in Ordnung gebrach Foto: Chris Lederer

Im Tauschwald sind die Holzfällarbeiten voll im Gange. Auch im Kräherwald wurden Bäume gefällt. Dennoch: Nachhaltigkeit ist das Leitmotiv der Förster.

Stuttgarter Norden - Hans Carl von Carlowitz hat’s erfunden. Vor genau 300 Jahren prägte der sächsische Oberberghauptmann den Begriff der Nachhaltigkeit. In seinem Buch „Sylvicultura oeconomica – haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ wies er im Jahre 1713 auf die Bedeutung der nachhaltigen Forstwirtschaft hin. Allerdings ging es ihm damals nicht darum, dass nachfolgende Generationen sich am Wald vor der Haustüre erfreuen können. Vielmehr wollte Carlowitz sicherstellen, dass den Kumpeln nicht das Baumaterial für die Minen und den Hütten nicht das Brennholz ausging.

„Die alten Bäume machen Platz, die jüngeren rücken nach“

Nichtsdestotrotz gilt von Carlowitz als Schöpfer eines Begriffes, dem sich die Forstleute noch heute verpflichtet fühlen. „Wir schlagen immer nur so viel Holz ein wie nachwächst, beziehungsweise wie wir durch Aufforstung ergänzen können“, sagt Förster Dieter Hagenmüller. Sein Revier umfasst 800 Hektar. Derzeit sind seine vier Forstwirte Jens Eichelbaum, Matthias Dittmann, Andreas Miller und Noel Fähnle mit ihren Motorsägen im Feuerbacher Tauschwald unterwegs und machen Holz. Dicht bewachsene Bereiche werden durchforstet: „Die alten Bäume müssen irgendwann Platz machen, die jüngeren rücken nach.“ Welcher Baum gefällt werde, sei stets eine Einzelfallentscheidung. „Wir betrachten die Dinge sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht, da ist nichts Verwerfliches dran“, sagt der Revierförster. Wenn sie eine gewisse Zielstärke erreicht haben werden auch gesunde Eichen gefällt, bevor sie alt und krank werden. „So verdienen wir damit noch Geld, das wir für die Instandhaltung der Wege, Grillstellen und Spielflächen verwenden können.“

Gute Eichen bringen können bis zu 6000 Euro bringen

Die Bäume werden an den Waldwegen zwischengelagert und sortiert. Dann werden die besten und stärksten Exemplare mit dem Transporter nach Heimerdingen zur zentralen Versteigerung gebracht. „Wenn sie von hoher Qualität sind, bringen die Eichen pro Festmeter zwischen 1000 und 1500 Euro.“ Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter und wiegt knapp eine Tonne. Schon mehrfach hätten Stämme aus dem Stuttgarter Forst Höchstpreise erzielt. Eine etwa 200 Jahre alte, 30 Meter hohe Eiche könne dann durchaus mehr als 6000 Euro bringen. „Aus solchen Stämmen werden dann hochwertige Furniere hergestellt.“ Alte und kranke Bäume hätten hingegen oft nur noch den Wert von Brennholz. Solche bleiben in der Regel stehen, wenn sie keine Gefahr für Waldbesucher darstellen. Sie dienen dann als ökologisch wertvolle Habitatbäume: Spechthöhlen, Pilzbefall und morsches Holz bieten vielen Lebewesen Platz.

Hagenmüller stellt klar, dass der Stuttgarter Wald bedingt durch die Erholungsfunktion immer hohe Kosten verursacht. Diese könnten jedoch durch den Verkauf der Bäume deutlich gemindert werden. Gewirtschaftet wird nach einem Zehn-Jahres-Plan. In seinem Revier lag der Planungsansatz bei 50 000 Festmeter. Also 5000 pro Jahr. „Wenn es Sturm- oder Orkanschäden gab, haben wir den Einschlag in den Folgejahren stets entsprechend reduziert.“ In diesem Jahr werden rund 3000 Festmeter Holz gefällt.

Für die kommenden zehn Jahre wird vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit momentan ein neuer Plan erstellt. Hans Carl von Carlowitz hätte gewiss seine Freude daran.