In offener Bauweise soll in den nächsten Jahren in der Augsburger Straße ein neuer Mischwasserkanal gebaut werden. Foto: Mathias Kuhn

Die Stadtentwässerung Stuttgart muss für 8,2 Millionen Euro in der Augsburger Straße einen neuen Mischwasser- sowie einen Regenwasserkanal am Karl-Benz-Platz bauen. Die Arbeiten werden erhebliche Verkehrsbehinderungen bedeuten.

Untertürkheim - Ve rkehrsteilnehmer in Untertürkheim und Anwohner leiden unter Baustellen. In Luginsland und in der Dietbachstraße werden Leitungen für die Haupttrinkwasserleitung verlegt. Kommendes Jahr werden die Kanalbauarbeiten die Wallmersiedlung erreichen. Für 2020 kündigt sich eine weitere Großbaustelle an. Die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) muss in der Augsburger Straße einen neuen Mischwasser- sowie einen Regenwasserkanal am Karl-Benz-Platz bauen.

„Auch für uns kam das überraschend“, sagte Ekkehard Schäfer, der Leiter der Stadtentwässerung Stuttgart im Umweltausschuss des Gemeinderats. Seit Jahrzehnten werden das Abwasser und das Regenwasser aus dem Bereich der Augsburger Straße über zwei Entwässerungskanäle – sogenannte Dolen – zu den weiterführende Kanälen in der Benzstraße geleitet. Die beiden Sammelkanäle unterqueren zwischen Karl-Benz-Platz und der Hindelanger Straße das Bahngelände.

Durchleitungsvertrag läuft aus

Für Stuttgart 21 wird in dem Bereich gerade die Zuführung zum künftigen Tiefbahnhof gebaut. Die Züge, die vom künftigen Hauptbahnhof in Richtung künftigen Wartungsbahnhof rollen, sollen dort über eine Zufahrtsrampe wieder ans Tageslicht kommen. Dafür war im Planfeststellungsverfahren vorgesehen, dass eine der beiden Dolen entfällt. Die zweite Dohle sollte angepasst und in Teilen verlegt werden.

„Die Dolen sind im Besitz der DB Netz AG. Ein Durchleitungsvertrag, den die damals noch selbstständige Gemeinde Untertürkheim im Februar 1902 abschloss, regelt die Nutzung dieser Entwässerungskanäle. Er wurde im Juli 2007 verlängert und ist bis 31. Januar 2022 gültig“, erklärt Schäfer. Die DB Netz AG will den Vertrag nun nicht mehr verlängern. „Rechtlich ist die Bahn auch nicht verpflichtet, für diese Folgemaßnahmen des Projekts Stuttgart 21 aufzukommen“, antwortete Schäfer auf eine Frage von Stadtrat Ralph Schertlen.

Arbeiten beginnen 2020

Die SES ist deswegen gezwungen, eine alternative Lösung zu entwickeln, die unabhängig vom Bahngelände ist. Das Entwässerungssystem im Bereich Augsburger Straße/Karl-Benz-Platz muss neu geordnet werden. Auf einer Länge von 840 Metern müssen dazu die vorhandenen Mischwasserkanäle in der Augsburger Straße vergrößert und am Karl-Benz-Platz ein zusätzlicher Regenwasserkanal verlegt werden. Die Kanäle in der Augsburger- und in der Arlbergstraße werden in offener Bauweise erstellt und dann auf einer Länge von 160 Metern in geschlossener Bauweise unter dem Karl-Benz-Platz durchgepresst. Zudem müssen rund 350 Meter Versorgungsleitungen, die dort im Boden liegen, verlegt und zahlreiche Schächte sowie ein Regenüberlauf im Bereich der Arlbergstraße/Bahnunterführung gebaut werden. Die Gesamtkosten werden auf 8,2 Millionen Euro geschätzt.

„Mit dem Bau soll Anfang 2020 begonnen werden. Wir rechnen mit einer Bauzeit von rund 1,5 Jahren, sodass wir rechtzeitig zum Vertragsende im Januar 2022 das neue Entwässerungssystem in Betrieb nehmen können“, sagt Schäfer. Dem Leiter der Stadtentwässerung ist bewusst, dass auf die Anwohner und Verkehrsteilnehmer einige Beeinträchtigungen zukommen werden. Ein vorläufiges Verkehrskonzept sei entwickelt worden. Dies werde dem Bezirksbeirat Untertürkheim in der kommenden Sitzung vorgestellt. Beim Rundgang mit Bürgermeister Fabian Mayer hatten Teilnehmer die Furcht geäußert, dass die Baustelle zu Staus und einem Chaos führen könnte.