Von 2018 an werkeln in den Tunnelröhren Bauarbeiter. Foto: factum/Granville

Für fünf Jahre wird der Engelbergtunnel zur Baustelle. Vor allem die Heimerdinger befürchten dann mehr Verkehr. Es werde aber keine Röhre gesperrt, sagt das Regierungspräsidium.

Ditzingen - Ich hör’ die Botschaft wohl, allein mir fehlt der Glaube“: Mit Goethes „Faust“ lässt sich die Stimmung im Ditzinger Gemeinderat passend beschreiben, nachdem der Gast aus dem Regierungspräsidium Stuttgart seinen Vortrag beendet hat. Der Projektleiter Enrico Hinz hatte die Zweifel der Stadträte zerstreuen wollen, die auf fünf Jahre angesetzte anstehende Sanierung des Engelbergtunnels würde zu bedeutend mehr Verkehr auf der Ditzinger Gemarkung führen. Befürchtet wird ein Verkehrskollaps in der Ortsmitte des Stadtteils Heimerdingen.

Notwendig ist die insgesamt wohl 110 Millionen Euro teure Sanierung, weil Sicherheitsvorschriften verschärft wurden. Vor allem müssen aber die Tunnelröhren aus geologischen Gründen verstärkt werden.

Dauerproblem: quellendes Anhydrit

400 Meter der insgesamt zweieinhalb Kilometer langen Strecke verlaufen in Anhydrit. Das durch Feuchtigkeit quellende Anhydrit drückt so stark auf die Tunnelwände, dass seit Freigabe der beiden Röhren im Jahr 1999 schon bis 2010 drei Sanierungen fällig waren. Nun steht von 2018 bis 2023 eine neuerliche Sanierung an. Wie lange es danach dann bis zur nächsten Baumaßnahme dauern würde, ließ Enrico Hinz offen. Doch „wesentlich länger als 20 Jahre“ sollte es schon halten, so der Projektleiter. Er teilte gleichwohl auf Nachfrage aus den Reihen der Grünen mit, dass eine solche Baumaßnahme in der Praxis bisher nicht erprobt worden sei. Doch „alle Experten gehen davon aus, dass die Konstruktion auch funktioniert“.

Täglich passieren rund 110 000 Fahrzeuge die Röhren, die die Autobahnen 81 und 8 verbinden. Der längste zweiröhrige Autobahntunnel des Landes habe „eine herausragende Bedeutung für den Großraum Stuttgart“, so der Projektleiter Hinz im Gemeinderat.

Arbeiten rund um die Uhr

Das wissen nicht zuletzt die Heimerdinger: Durch ihre Straßen quält sich der Verkehr, wenn es sich auf der Autobahn staut. Man habe keine Möglichkeit, zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, sagte der Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat Fritz Hämmerle. Die Kapazitäten des Tunnels blieben weiterhin bestehen, versicherte jedoch der Projektverantwortliche vom Regierungspräsidium Stuttgart. Das hätten Berechnungen ergeben.

Die Planer hatten auch überlegt, je eine Röhre für die Arbeiten komplett zu sperren. Dies hätte aber ein hohes Stauaufkommen zur Folge gehabt. Nun soll rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche gearbeitet werden. Die Fahrspuren bleiben tagsüber erhalten, wenn auch verengt und mit reduzierten Tempo. Die Gefahr von Unfällen wie im Sommer am Autobahndreieck Leonberg sieht Hinz nicht, weil die Verkehrsführungen länger unverändert blieben. Noch ehe die Ditzinger Stadträte den Projektleiter für die aus ihrer Sicht trotz allem zu erwartenden Probleme in die Verantwortung nahmen, klinkte sich der Oberbürgermeister Michael Makurath ein. Er sprach von einem „worst case“, wenn es den Tunnel nicht gäbe. „Ohne ihn würden wir im Verkehr ersaufen.“ Es gebe zum geplanten Vorgehen „keine Alternative, um den Tunnel zu reparieren“.