Redebedarf: Riesen-Trainer John Patrick hadert mit dem Schiedsrichter. Foto: dpa

Das Aus in den Play-offs gegen Ulm hat Folgen für Ludwigsburgs Basketballer. Als Tabellenachter kann der Bundesligist nach dem Stand der Dinge an keinem europäischen Wettbewerb teilnehmen.

Ludwigsburg - Da hatte sich doch glatt der Fehlerteufel eingeschlichen. Im Ulmer Hallenheft stand – bereits vor dem fünften Spiel – am Donnerstagabend im sogenannten Play-off-Baum der Saison 2016/17 zum Duell mit den MHP Riesen Ludwigsburg als Endergebnis der Best-of-five-Serie ein 2:3! Im Klartext: Der Außenseiter aus Ludwigsburg wäre weiter.

Doch daraus wurde nichts. Wobei die Begleitumstände bei der der Ludwigsburger 81:91-Niederlage mit den technischen Fouls gegen Trainer John Patrick und Spieler DJ Kennedy eher unschön waren. „Ich hätte mir gewünscht, dass das Spiel sportlich entschieden wird“, sagte später John Patrick, der auf die Tribüne musste und anschließend von seinem Assistenten Martin Schiller vertreten wurde.

Nach aktuellem Stand (vorbehaltlich des Protestes) ist für die Ludwigsburger die Saison also beendet. Und zwar als Tabellenachter, weil für die vier ausgeschiedenen Viertelfinalisten die Platzierung der Hauptrunde als Maßstab herangezogen wird.

Wild Card für die Champions League?

Das ist vor allem für einen Punkt relevant – und zwar den europäischen Wettbewerb. Die Riesen sind diese Saison in der neu geschaffenen Champions League nur ganz knapp am Final Four auf Teneriffa gescheitert. Das hat Appetit auf mehr gemacht, zumal der Wettbewerb auch mit einem finanziellen Gewinn endete. „Das hat jede bisherige Erfahrung für uns übertroffen“, resümierte Patrick. Doch für eine Neuauflage stehen die Chancen schlecht. Denn dafür hätte die Mannschaft mindestens Siebter werden müssen, wenn man die Kriterien aus dieser Saison heranzieht. Und die sehen so aus: Der Meister startet in der Basketball-Königsklasse Euroleague, danach nehmen jeweils drei Clubs an den nahezu gleichwertigen Konkurrenzwettbewerben Eurocup und Champions League teil.

Letzte Möglichkeit für eine Startberechtigung wäre die Bewerbung um eine Wild Card, von denen die vom Weltverband Fiba organisierte Champions League nach dem Stand der Dinge vier Stück ausgeben wird. Ob davon die Ludwigsburger profitieren könnten, steht in den Sternen, weil die Kriterien der Vergabe noch nicht klar definiert sind. „Das ist Kaffeesatzleserei“, sagt der Vorsitzende Alexander Reil. Immerhin lockt die Champions League weiter mit einem lukrativen Preisgeld, das für den Sieger auf eine Million Euro verdoppelt wurde. Die Teilnehmerzahl wird im Gegenzug aber von 40 aus 32 gesenkt, was auch sportlich einer Aufwertung gleichkommt.

Nur drei Spieler haben einen Vertrag

Um die Sache noch etwas zu verkomplizieren, was im Basketball gerne mal der Fall ist, bliebe sozusagen als Trostpflaster der sogenannte Fiba Europe Cup als Unterbau unter der Champions League und deshalb drittklassigem Wettbewerb. Dafür gibt es keine konkreten Beschränkungen, in dieser Saison haben zum Beispiel die Bonner als Vorjahreselfter der Bundesliga teilgenommen (und das Halbfinale erreicht). „Doch das kann ich mir nach dem Stand der Dinge nicht vorstellen“, sagt Reil dazu.

Im Moment gibt es ja auch andere Sorgen. Wie jedes Jahr bricht die Mannschaft zunächst einmal auseinander. Einen Vertrag besitzen nur die drei Spieler Thiemann Breunig und der zuletzt verletzte Prahst. Alles andere ist offen. Natürlich wären Jack Cooley oder DJ Kennedy potenzielle Eckpfeiler. Doch die Frage ist: Wollen die Spieler bleiben – und kann der Verein sie bezahlen? Außerdem ist der Kader nicht als Vielzahl von Individualisten zu sehen, sondern als Gesamtgebilde. Das steht in der Verantwortung des Trainers Patrick. Und zumindest die ist langfristig gesichert im schnelllebigen Basketballgeschäft: Der Amerikaner hat noch einen Vertrag bis 2019.