Bleibt er, bleibt er nicht: Verlängert Jaleen Smith seinen Vertrag? Foto: Baumann

Der Kader des Basketball-Bundesligisten aus Ludwigsburg steht – fast zumindest. Die spannende Frage lautet: Bleibt Jaleen Smith?

Ludwigsburg - Es hat sich herumgesprochen, dass die MHP Riesen Ludwigsburg in den vergangenen Jahren das ideale Sprungbrett für höhere Basketballsphären werden können, sei es in der NBA oder auch Euroleague – für Spieler. Über den Sommer hat sich eher still und leise nun auch ein ehemaliger Trainer ins Rampenlicht geschoben: Martin Schiller, bis 2017 Co-Trainer von John Patrick, übernahm das Amt bei Zalgiris Kaunas. Das Team ist im Basketball-verrückten Litauen ein Kultclub mit regelmäßig 15 000 Zuschauern in der Königsklasse Euroleague, in der sie 2018 Dritter wurden.

„Es ist dennoch schwer vorstellbar, dass sich deshalb eine Kooperation zwischen Kaunas und den Riesen entwickelt“, sagt Trainer Patrick. Zumindest in Richtung Deutschland, den umgekehrten Weg ging Thomas Walkup, der nach nur einem Jahr die Riesen wieder verließ. Der Vorsitzende Alexander Reil: „Das macht uns auf jeden Fall mehr stolz als traurig.“ Weil damit auch ein steter sportlicher Erfolg verbunden war – zuletzt mit der deutschen Vizemeisterschaft. Außerdem fragt Reil: „Was gibt es für Alternativen?“ Spieler längerfristig zu binden funktioniert nicht, weil die potenziellen Kandidaten bewusst nur Einjahresverträge unterschreiben, um von Ludwigsburg aus im Idealfall den nächsten Schritt zu machen.

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Damit verbunden ist ein Umbruch, der jedes Jahr so sicher kommt wie die Sonnwende. Dieser Teil der Vereinsphilosophie soll auch künftig funktionieren: Zwei Wochen vor dem Trainingsstart Anfang September ist das Kaderpuzzle nahezu komplett. Aktuell fehlt noch eine Ausländerposition. Infrage käme dafür auch ein alter Bekannter: Jaleen Smith, dem die Riesen ein letztes verbessertes Angebot unterbreitet haben, wobei dem Senkrechtstarter der vergangenen Saison auch lukrative Angebote aus Bologna oder Jerusalem vorliegen.

Vielleicht sagt Reil deshalb: „Es wird schwer, ihn zu halten.“ Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, nachdem die Ausländerpositionen bisher mit Desi Rodriguez (Agua Caliente Clippers, G-League), Javontae Hawkins (Crailsheim Merlins), AJ Brodeur (University of Pennsylvania), Barry Brown jr. (Iowa Wolves, G-League) und Tre Demps (San Severo, zweite Liga Italien) besetzt worden sind. Zwar plädiert Patrick gerne für einen siebten Ausländer im Kader („das belebt den Konkurrenzkampf“), weiß aber: „Wir müssen auch konservativ denken.“ Und angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Situation, die schon zum Verzicht an der Champions League geführt hat, dürfte der Verein eher darauf verzichten oder vielleicht noch einen weiteren Nachwuchsspieler verpflichten, wobei auch die beiden Trainersöhne Jakob und Johannes Patrick sicher zum Kader gehören werden.

Bei den deutschen Spielern bleibt der zum Kapitän aufgestiegene Jonas Wohlfarth-Bottermann mit seinen 2,08 m eine feste Größe und bekommt mit Yorman Polas Bartolo (zuletzt Frankfurt) eine echte Verstärkung. „Er ist ein sehr erfahrener Spieler, der uns mit seinen klar definierten Stärken weiterhelfen wird“, sagt John Patrick über den 34-Jährigen, der perfekt in sein Pressing-System passt, schließlich wurde er 2018 und 2019 als bester Defensivspieler der Liga ausgezeichnet.

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Auf der anderen Seite stehen gleich 13 Abgänge, die bekanntesten sind sicher Topscorer Khadeen Carrington (zum spanischen Meister Baskonia) und der MVP des Final-Turniers Marcos Knight (zum französischen Spitzenclub AS Monaco). Nicht zu vergessen Nick Weiler-Babb, der dank einer Ausstiegsklausel zum BBL-Topteam Bayern München wechselt.

Auch wenn die Bundesliga erst am 6. November beginnen wird, steht davor der komprimierte Pokal-Wettbewerb auf dem Programm. Allerdings wohl nicht in Ludwigsburg, der Verein will sich nicht um eine Austragung bewerben, weil die aktuelle Zuschauerkonstellation kaum ausreicht, „um die Kosten zu decken“ (Reil). Zur Erinnerung: Aktuell sind in Baden-Württemberg maximal 500 Besucher bei Sportereignissen zugelassen, bis Ende Oktober ist selbst die mächtige Deutsche Fußball-Liga mit ihren Lockerungsbemühungen abgeblitzt. Weshalb Reil in Sachen Zuschauer keine allzu große Euphorie wecken will. Einen Dauerkartenverkauf wird es nicht geben – „eine Normalität bei den Spielen für einen längeren Zeitraum auch nicht.“

Dafür zumindest beim Trainer? Patricks Vertrag läuft noch ein Jahr. „Er steht für unsere Marke“, betont Reil, „deshalb ist klar, dass auf beiden Seiten Interesse besteht, weiter zusammenzuarbeiten.“ In der Vergangenheit wurde das immer locker im Hinterstübchen gemanagt und dann irgendwann mal offiziell verkündet. Die Fans hätten wohl kaum etwas gegen die bewährte Strategie – nicht dass plötzlich auch noch die Riesen-Trainer zum Objekt der Begierde werden.