Greg Frady und Simon Gühring Foto: Deutscher Baseball und Softball Verband e.V. / © Gregor Eisenhuth

Der in Leonberg aufgewachsene Simon Gühring will mit deutschem Team Titel bei Heim-EM.

Stuttgart - Als Mensch ist Simon Gühring bescheiden. "Ohne die Gabe, die Gott mir gegeben hat, und den Rückhalt meiner Familie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin", sagt er. Als Kapitän des deutschen Baseball-Nationalteams ist er ganz und gar nicht bescheiden - und sagt vor dem EM-Auftakt: "Wir wollen Gold."

In zwei Tagen wird es ernst: Um 19 Uhr startet die deutsche Mannschaft am Freitag gegen Belgien in die Heim-EM. Neun Tage später will Kapitän Simon Gühring mit seinem Team den Titelgewinn feiern. "Wir freuen uns riesig auf das Turnier und haben große Ziele", kündigt der 27-Jährige an, "wir wollen geschlossen auftreten, unseren Stil spielen und so jedes Match gewinnen." Eine Niederlage ist nicht eingeplant. Und das ist nicht einmal vermessen. Denn hinter Favorit und Rekord-Europameister Niederlande gehört Deutschland neben Italien und Spanien zu den Top Vier in Europa. Zwei vierte Plätze bei den letzten beiden Titelkämpfen belegen das. Und dank des Heimvorteils soll es diesmal für das Team des US-amerikanischen Bundestrainers Greg Frady noch weiter nach oben gehen. "Wir hoffen auf viele Zuschauer, dann gewinnt es sich leichter", sagt Gühring.

Es sieht nicht schlecht aus, dass sich zumindest dieser Wunsch erfüllt. Wenige Tage vor Turnierbeginn haben die Veranstalter bereits 8500 Karten verkauft. Ein Andrang, den die deutschen Baseballer nicht gewohnt sind. Im Gegensatz zum Ursprungsland USA ist Baseball hier eine Amateur-Sportart - und eine, deren Spiele nur sehr wenige verfolgen. "Es ist ein Teufelskreis", erklärt Gühring, "das Fernsehen zeigt Baseball nicht, weil sich nur wenige dafür interessieren. So lernen Kinder Baseball nicht kennen und spielen eben Fußball oder Handball."

Das geringe Interesse von Publikum und Medien macht sich finanziell bemerkbar: Während ein Spieler in der Major League Baseball (MLB), der höchsten Spielklasse in den USA, Millionen verdient, sind für einen Bundesliga-Baseballer mehr als Aufwandsentschädigungen nicht drin. "Es wäre natürlich schön, vom Sport leben zu können", sagt Gühring, "aber mir geht es vor allem um die Liebe zum Spiel."