Barrierefrei ist eigentlich nur das Gleis 1 direkt am Bahnhofsgebäude (Bildmitte) zu erreichen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Wenn der Aufzug kaputt ist, kommen gehbehinderte Menschen in Stuttgart-Vaihingen nicht zu zwei Gleisen. Und selbst wenn der Lift funktioniert, hat es mancher Fahrgast schwer. Ändert der Umbau zum Regionalbahnhalt etwas daran?

Vaihingen - Wer schlecht zu Fuß, mit dem Rollstuhl, schwerem Gepäck oder dem Kinderwagen unterwegs ist, hat es zuweilen schwer am Vaihinger Bahnhof. Denn zu den Gleisen 2 und 3 führen keine Rampen, Rolltreppen führen nur nach oben. Die Fahrgäste müssen entweder die Treppe oder den Aufzug nehmen. Doch Letzterer stand in der Vergangenheit häufiger still. Für einen Rollstuhlfahrer aus Möhringen wurde das vor Kurzem zum Problem. Er kritisiert, dass der Vaihinger Bahnhof nicht barrierefrei ist. Dieses Problem sprachen Bürger auch Ende Januar bei einem Vor-Ort-Termin am Vaihinger Bahnhof mit dem Grünen Landtagsabgeordneten und Verkehrsminister Winfried Hermann an. Sie forderten, dass im Zuge des Ausbaus zum Regionalbahnhalt auch etwas für die Barrierefreiheit getan wird.

Die Deutsche Bahn erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Die durchschnittliche Verfügbarkeit des Aufzugs während des vergangenen Jahres war mit 96,2 Prozent hoch.“ Die Pressestelle fügt in ihrer schriftlichen Stellungnahme aber auch hinzu: „Mit der Verfügbarkeit im letzten Quartal 2019, die unter 90 Prozent lag, sind wir nicht zufrieden.“ Zuletzt habe der Aufzug zwischen dem 20. und 31. Januar wegen eines Defekts am Türantriebsmotor stillgestanden.

Der Umweg bedeutet einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand

Doch was sollen Rollstuhlfahrer oder auch Eltern mit Kinderwagen machen, wenn sie zu den Gleisen 2 oder 3 wollen und der Aufzug kaputt ist? Die Antwort der Bahn-Pressestelle auf diese Frage überrascht: Denn sie verweist darauf, dass der Bahnsteig 1 barrierefrei über eine Rampe erreichbar sei. Dort angekommen, sollen die Fahrgäste in die S 1 in Richtung Herrenberg einsteigen und nach Rohr fahren, um dort am selben Bahnsteig in die S 2 und S 3 Richtung Flughafen oder aber – ebenfalls am selben Bahnsteig – auf die S 1, S 2 und S 3 zurück in Richtung Innenstadt umzusteigen. Davon, dass das einen erheblichen zeitlichen Aufwand bedeutet, schreibt die Bahn-Pressestelle nichts.

Beim Thema moderne Mobilität gibt es am Vaihinger Bahnhof ohnehin Nachholbedarf. Denn der einzige Aufzug, den es bislang gibt, ist zu klein, um zum Beispiel ein Fahrrad mitzunehmen. Insbesondere für ältere Menschen, die mit einem Pedelec unterwegs sind und das Radeln im Sinne der Umwelt mit dem ÖPNV kombinieren wollen, kann das schnell zum Problem werden. Denn die Drahtesel mit Elektromotorunterstützung sind deutlich schwerer als ein normales Fahrrad.

Was ändert sich mit dem Umbau zum Regionalbahnhalt?

Manch einer hofft nun, dass sich die Situation im Zusammenhang mit den Umbauarbeiten zu einem Regionalbahnhalt verbessert. Dazu schreibt die Bahn: „Eine Anpassung des vorhandenen Aufzugs im Zuge der Baumaßnahmen ist derzeit nicht geplant.“ Doch immerhin, eine kleine Verbesserung gibt es dann doch: „Der neue Aufzug am Mittelbahnsteig wird nach den Standardgrößen der Deutschen Bahn realisiert. Damit ist er auf die Bedürfnisse von Rollstuhl- und Fahrradfahrern ausgelegt, insbesondere da ein Ein- und Ausfahren jeweils vorwärts möglich sein wird.“

Der neue Regionalbahnhalt:

2021 soll der Regionalbahnhalt fertig sein. Geplant ist, Gleis 1 um 30 Meter zu verlängern. Da dieses für den Fernverkehr ist und damit nur übergangsweise gebraucht wird, entsteht voraussichtlich nur ein Provisorium. Zum anderen soll im Bereich des Gleises 5 ein für Regional- und Fernzüge aus Richtung Böblingen nutzbarer Mittelbahnsteig gebaut werden. Dieser hat in jedem Fall eine 210 Meter lange Bahnsteigkante hin zu Gleis 4. Zudem gibt es die Option, eine 160 Meter lange Bahnsteigkante hin zu Gleis 6 zu bauen.