Junge Mutter erschossen: Polizeieinsatz am Ort des Verbrechens in Malmö Foto: AFP

Ein blutiger Bandenkrieg im Malmö schockiert die Schweden. Die Kriminologen warnen vor einem heißen Herbst. Was ist los in dem skandinavischen Land?

Malmö - Am Tatort im südschwedischen Malmö sah es aus wie nach einer Hinrichtung. Marylin Petterson versuchte noch dem von mehreren Schüssen, unter anderem in den Kopf, niedergestreckten Opfer mit einer Herzdruckmassage zu helfen. „Alles war voll mit Blut. Sie hielt ihr Baby in einem Arm, Handy, Schlüssel und Geldbörse im anderen“, beschreibt die Nachbarin. „Der Papa saß zusammengesunken am Hauseingang und weinte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis der Krankenwagen kam.“ Im Krankenhaus starb die 31-jährige Ärztin. Das zwei Monate alte Kind und der Vater blieben körperlich unversehrt.

Augenzeugen berichteten von zwei in schwarz gekleideten, maskierten Tätern, die zwischen sieben und acht Mal auf die junge Frau geschossen haben sollen. Einer der Täter wurde mit der Handfeuerwaffe in der Hand bei der Flucht gefilmt. Am Montagabend wurde ein 19-Jähriger wegen Beihilfe zum Mord verhaftet. Es gab Hausdurchsuchungen, die Tatwaffe wurde sichergestellt.

Die Tat könnte eine Vergeltungsaktion gegen den Mann gewesen sein

Die Schweden sind einen Tag nach dem Mord mehr als entsetzt. „Das war eine unfassbar grausame Handlung, die Abscheu in mir und im ganzen Land weckt“, sagte Ministerpräsident Stefan Löfven. Als „verabscheuungswürdige Untiere“ bezeichnete Justizminister Morgan Johansson die Täter. Die Polizei wollte am Dienstag nichts zu möglichen Motiven sagen. Laut unbestätigten Angaben war der Vater des Babys und Lebenspartner der Getöteten ein Krimineller, der schon wegen Raub und illegalem Waffenbesitz im Gefängnis saß. Die Tat könnte eine Vergeltungsaktion gegen den Mann gewesen sein.

Laut der Zeitung Aftonbladet dagegen soll die Frau selber das Ziel gewesen sein, weil sie in ihrer Funktion als behandelnde Krankenhausärztin in einem anderen Mordfall ausgesagt hatte. Die Männer seien aus dem kriminellen Milieu gewesen. Die Ärztin hätte vermutlich einen der Gangster mit ihrer Aussage belastet, wird vermutet. Im Polizeiverhör sagte die Verstorbene, dass es sehr unsicher für das Krankenhauspersonal in der Notaufnahme in Malmö geworden sei.

Zwar geht die Gewalt-Verbrechensrate insgesamt seit Jahren deutlich zurück. Doch vereinzelte Schießereien mitten in Städten nehmen zu. Alleine in diesem Jahr gab es fast 200 registrierte Schießereien in Schweden – mit 26 Todesopfern und 68 Verletzten. 2018 gab es 310 Schießereien in Schweden mit 45 Toten. Zumeist waren Täter und Opfer rivalisierende Kriminelle, die sich um den Drogenmarkt stritten, sagen Kriminologen. In Schweden sollen demnach viele kleine Banden mit noch sehr jungen impulsiven und kaum etablierten Mitgliedern im Streit liegen. Die Unterwelt rücke normalen Bürgern mehr und mehr auf die Pelle.